Auf dem Deckel befanden sich zwei goldene Cherubim, Engel mit Kindergesichtern, die ihre Flügel nach oben ausbreiteten – Parascha Teruma

Auf dem Deckel befanden sich zwei goldene Cherubim, Engel mit Kindergesichtern, die ihre F...
Parascha Teruma (Schemot/Exodus 25:1 – 27:19)

DIE KINDER STEHEN IM MITTELPUNKT UNSERES HEILIGTUMS

Die Stiftshütte, das transportable Heiligtum in der Wüste, war in drei Bereiche unterteilt: einen Vorhof, das Heiligtum und das Allerheiligste.

Im Allerheiligsten befand sich die Lade mit den steinernen Tafeln und Mosches Tora-Rolle. Die gesamte Lade war mit reinem Gold überzogen. Auf dem Deckel befanden sich zwei goldene Cherubim, Engel mit Kindergesichtern, die ihre Flügel nach oben ausbreiteten (25:20). Mehrere Aspekte bedürfen der Erläuterung.

1.      Nach Maimonides zeigten die Cherubim symbolisch, dass es tatsächlich Engel gibt. Als Boten übermitteln diese Engel Worte von G’tt an die Menschen. Durch Engel wird Prophetie möglich.

2.      Um diesen Glauben zu bekräftigen, befahl G’tt, die Heilige Lade mit zwei Engeln zu schmücken. Ein Cherub hatte das Gesicht eines Jungen und der andere das eines Mädchens. In unserem Heiligtum stehen die Kinder im Mittelpunkt!

3.      Die Kindergesichter der Cherubim auf der Arche mit der Tora unterstrichen die Bedeutung der Erziehung der Jugend: “Aus dem Munde kleiner Kinder hast Du Kraft gegeben”. Wissen ist Macht.

4.      Die Cherubim hatten die Form von zwei kleinen Kindern, unversehrt und unbefleckt von Sünde. Sie befanden sich auf der Lade mit den Steintafeln und der Tora-Rolle. Das lehrt uns, dass das höchste menschliche Ideal die Verbindung mit der Tora ist.

5.      Warum gab es zwei Cherubim? Ein Cherub war nicht möglich, denn dann würden die Menschen denken, dass dies das Bild G’ttes wäre. Die Tatsache, dass es zwei Engel waren, zeigt, dass es mehr Engel gibt.

6.      Wie kann die Tora befehlen, Engel in das Allheiligen zu setzen? Übertreten wir nicht: “Du sollst dir kein Bildnis machen, nichts, was oben im Himmel oder unten auf der Erde ist”?

Rabbi Abarbanel (15. Jahrhundert, Spanien) erklärt, dass dies nur verbietet, Bilder zu machen, um ihm zu dienen. Aber das Tempelwerk und alle darin befindlichen Gegenstände waren ausschließlich auf den Einen Allmächtigen ausgerichtet. Die Engel symbolisieren das ewige Band zwischen dem Menschen und dem Allmächtigen.

7.      Die beiden Cherubim symbolisierten zudem Bescheidenheit: Jeder, der sprichwörtlich “auf der Heiligen Lade” steht und als Talmid-Chacham (Gelehrter) das Jüdische Volk führt, sollte wissen, dass er nur das Niveau von Jünglingen erreicht hat, die noch nicht genug gelernt haben. Deshalb werden Gelehrte bei uns auch Talmidei Chacham genannt, Schüler der Weisen und nicht Gelehrte selbst. Das zeigt, dass jeder weiter lernen -education permanente- weiterbilden – und geistig aufsteigen muss.

8.      Rabbi Baruch Epstein (20. Jh.) erklärt, dass die Cherubim die Form eines Kindes hatten, um G’ttes Mitleid zu erwecken. Wenn das Jüdische Volk sündigt, so lautet die symbolische Botschaft, dass dies aus “jugendlichem Übermut” geschah, worüber Allmächtige hoffentlich ein Auge zudrückt.

9.      Andere erklären (B.T. Joma 54b), dass die Juden, wenn sie auf Pilgerfahrt nach Jerusalem kamen, den Parochet (den Vorhang vor dem Allerheiligsten) aufrollten und den Pilgern die Cherubim zeigten, die sich gegenüberstanden.

            Die Kohanim (Priester) sagten dann zu den Versammelten: “Seht, wie sehr ihr von G’tt geliebt werdet, wie die Liebe zwischen Mann und Frau”. Die einander zugewandten Cherubim betonten die gegenseitige Liebe zwischen dem Jüdischen Volk und G’tt.

10.    Kabbalisten glauben, dass das goldene Kalb in Analogie zu den Cherubim im Allerheiligsten hergestellt wurde. Sie wussten, dass die Cherubim dort als Symbol für die Verbindung zwischen dem Höheren und dem Niederen standen.

            Das Bild des goldenen Kalbes war also nicht so sehr ein Ausdruck der Ablehnung G’ttes. Das Problem mit dem goldenen Kalb liegt vielmehr darin, dass sie etwas konkretisieren wollten, was nicht in groben irdischen Formen, die nach menschlichen Vorstellungen und Ideen gefertigt wurden, Gestalt annehmen durfte.