CHAROSET UND CORONA

CHAROSET UND CORONA

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Es ist Pessach – das Fest unserer Befreiung.

Ein Konzept, das in dieser unwirklichen Zeit der Corona-Krise in einem ganz anderen Licht erscheint.

Mit einem Seder Abend, der anders als in anderen Jahren sein wird. Statt eines ausgedehnten Seder mit Familie und/oder Freunden wird in diesem Jahr jeder von uns auf seinem eigenen Seder sitzen, mit einer sehr begrenzten Anzahl von anwesenden Personen oder allein.

Auf der Seder-Schüssel steht Charoset, eine Mischung aus allen möglichen Obstsorten, aber auch eine Menge Symbolik. Zeichen der Sklaverei und der Freiheit, der Gefahr und der Erlösung werden vermischt und schildern, wie wir uns gerade fühlen. Wir hoffen auf das Beste, befürchten aber das Schlimmste.

Die Symbolik von Charosset

Im Talmud (B.T. Pesachim 114a) behaupten die meisten Chagamim (Weisen), dass Charosset keine Mizwa ist. Wozu dient dann Charosset?

Die Antwort lautet: Um den bitteren Geschmack des Marors zu mildern.

Rabbi Eliezer bar Zadok meint, dass Charosset verschiedene Aspekte der Sklaverei symbolisiert, und dass das Essen von Charosset schon eine Mizwa darstellt.

Bedeutung

Welche eigene Bedeutung können wir Charosset beimessen?

Apfelbäume

Rabbi Levi antwortet: „Es erinnert uns an die Apfelbäume, in deren Schatten die jüdischen Frauen ihre Kinder gebären, wie es im Hohelied (8:5) geschrieben steht: Unter dem Apfelbaum habe ich dich erweckt.“ Deshalb ist Apfel der wichtigste Bestandteil von Charosset.

Lehm

Rabbi Jochanan war mit dieser Erklärung nicht einverstanden und behauptete, dass Charosset ein Symbol für das Lehm und den Zement ist, mit denen die Juden in Ägypten arbeiten mussten.

Doch sind Äpfel unverzichtbar.

Dies bedeutet, dass Charosset sowohl aus Äpfeln als auch aus Zutaten wie getrockneten Früchten, Mandeln und Walnüssen bestehen sollte. Die letzteren Zutaten geben dem Charosset seine Festigkeit.

Stroh

Andere meinen, dass Charosset verschiedene Früchte enthalten sollte, die im Hohelied als Symbol für das Jüdische Volk genannt werden, wie z. B. Granatäpfel, Feigen oder Datteln (Rema Orach Chaim 473:5). Zur Hälfte gemahlene Gewürze länglicher Form, wie Zimt und Ingwer, sind Zutaten, die das Stroh symbolisieren, das die Juden bei der Arbeit verwenden mussten.

Charoset ist also sowohl ein Symbol des Elends als auch der Befreiung, genau die Situation, in der wir uns gerade befinden.

Liebe Freunden,

Viel Kraft in diesen harten Tagen. Hoffen wir, dass der Seder eine gewisse Erleichterung bringt.

Trotz allem, Chag sameach!

Ihr Oberrabbiner R Evers