Dafür war G´tt bereit von der Wahrheit abzuweichen – Parascha Wajera

In unserem Wochenabschnitt wird
Awraham von drei Engeln besucht. Die Engel in Menschengestalt versprachen Awraham,
dass Sara in einem Jahr ein Kind bekommen wird. Sara hörte dies ebenfalls aus
ihrem Zelt, lachte darüber und sagte, dass ihr Herr (Awraham) zu alt ist. Als
G´tt Awraham ihre Worte wiedergab, veränderte er ihren Wortlaut, als hätte sie
gesagt, SIE wäre schon zu alt um ein Kind zu bekommen. G´tt, dessen Siegel die
Wahrheit ist, wich um des Friedens willen von der Wahrheit ab. Um die Beziehung
zwischen Awraham und Sara nicht zu gefährden, sah sich G´tt dazu gezwungen. Unsere
Weisen entnehmen daraus, dass es erlaubt sei, zu lügen, falls die Wahrheit zu
Streit führen würde.
Wenn Awraham und Sara ein frisch
verheiratetes Ehepaar gewesen wäre oder eins, welches öfters gestritten hat und
es ein Risiko geben würde, dass ihre Worte erneut einen Streit auslösen
könnten, wäre es sehr verständlich warum G´tt dies tat, aber das war wahrlich
nicht der Fall. Awraham und Sara waren zu diesem Zeitpunkt schon viele, viele
glückliche Jahre lang verheiratet und abgesehen davon waren unsere heiligen
Stammväter und Stammmütter sicherlich nicht der Typ von Menschen, die wegen so
einer Aussage einen Streit anfangen würden. Außerdem handelte es sich nicht um
eine Beleidigung und war auch nicht schlecht gemeint, sondern um einen Fakt,
den Awaraham ebenfalls kannte, sodass wir verstehen müssen, warum G´tt Saras
Wortlaut in abgeänderter Form wiedergeben musste und so tun, als hätte sie sich
selbst gemeint.
Die Antwort ist, dass wir die
negative Wirkung von Worten unterschätzen und nicht verstehen, wie wichtig der
vollkommene Frieden zwischen Ehepartnern ist. Natürlich würden sie deswegen
keinen Streit anfangen und es war nicht mehr, als eine objektive Feststellung,
aber dennoch bestand die Möglichkeit, dass es Awraham minimal verletzen könnte
und dies wollte G´tt nicht zulassen. Bei solch einer nahen Beziehung, wie der
Ehe, wird auf jedes Wort viel mehr Gewicht gelegt, als bei anderen Menschen,
denn umso näher man einer Person steht, desto wichtiger ist dem Menschen die
Meinung und Gunst des anderen. Witze und Sticheleien
richten sehr oft viel Schaden an, obwohl sie zum Spaß gemacht wurden und nicht
ernst gemeint waren, aber sie hinterlassen einen bitteren Nachgeschmack und
distanzieren die Ehepartner voneinander. Dies beschränkt sich nicht nur auf
Ehepartner, sondern gilt für jede zwischenmenschliche Beziehung, aber in der
Ehe hat man noch vorsichtiger zu sein, weil der potenzielle Schaden extrem hoch
sein kann.
Ein über Tage andauernder Streit
mit all seinen verheerenden Folgen, kann manchmal von einem einzigen Satz
verursacht worden sein, der weit zurück in der Vergangenheit liegt und schon
lange in Vergessenheit geraten ist, aber aus irgendeinem Grund wieder
hochgekommen ist. Dies bedeutet nicht, dass man unter Freunden und Ehepartnern keine
Witze machen darf, aber man sollte vorsichtig sein, wie man es tut und stets
prüfen, ob es den Mitmenschen verletzten könnte. Wenn dies für Awraham und Sara
galt, umso mehr ist es aktuell für uns.