DAS ESSEN VON AFIKOMAN – TEXT HAGADA – Teil 28

DAS ESSEN VON AFIKOMAN – TEXT HAGADA – Teil 28

 

DAS DANKGEBET ÜBER DIE MAHLZEIT (Benschen)

Hallel

DAS ESSEN VON AFIKOMAN

Zafun – verborgen

Wir essen nun Afikoman-Mazza in der Größe eines halben Eies. (Nach manchen Gelehrten muss man sogar ein Stück so groß wie ein Ei essen.) Afikoman muss vor Mitternacht gegessen werden. (In der Sommerzeit entspricht dies etwa um 1:34 Uhr morgens). Afikoman wird angelehnt gegessen und möglichst innerhalb von zwei Minuten. Nach dem Afikoman darf man nichts mehr essen. Nur trinken ist noch erlaubt. Man trinkt Wasser und die zwei noch verbleibenden Becher Wein, die verpflichtend sind.

Von verborgenem Potenzial nach Realität

Die Sedermahlzeit nähert sich dem Ende zu mit dem Aufdecken der Afikoman-Mazza. Lange lag die Mazza für uns unsichtbar in ihrem Versteck. Jetzt wird sie für alle sichtbar. Wenn wir wissen, dass die Afikoman-Mazza symbolisch für die Erlösung steht, können wir uns vorstellen, wie die messianische Erlösung stattfinden wird.

Sobald sich der Maschiach offenbart hat, verstehen wir, dass schon immer ein messianisches Potenzial hinter den Schirmen verborgen lag. Obwohl wir jahrhundertelang in der Diaspora gelitten haben, war dieses messianische Potenzial immer unter uns.

Am Anfang des Tischgebets singen wir den Psalm 126 (Schir Hama’alot), dessen Eröffnungsvers bereits die Bedeutung der Afikoman ankündigt: “Wann aus dem Elend G’tt nach Zion führet: So sind wir wie vom Traum erwacht”. Während des Schlafes können uns Träume ängstigen, die sich nach dem Erwachen als Illusionen entpuppen. So wird auch die Erlösung in der Zeit vom Maschiach vor sich gehen. Unsere Erlösung wird so einschneidend sein, dass jahrhundertelanges Leiden wie Schnee in der Sonne verschwindet.

 

DAS dankgebeT ÜBer dIe maHlZEIt (Benschen)

Das ‘Benschen’ ist ein integraler Bestandteil des Seders. Wir danken Haschem auch für den leiblichen Erhalt, der uns trotz aller Bedrohungen zuteilwird.

Beim ‘Benschen’ betonen wir, dass es nicht so sehr unsere eigenen Verdienste, sondern die Gnade G’ttes  ist, die uns ernährt. So gesehen ist der Seder der passende Ort um zu benschen. Ein zentraler Gedanke im Tischgebet ist, dass es vielmehr G’ttes Liebe war, die uns aus Ägypten führte, und nicht so sehr unser hoher religiöser Stand.

‘Hasan et hakol’- G’tt nährt alles und alle Geschöpfe ohne Unterschied. So müssen auch wir dem Anderen mit Wohlwollen begegnen. Die kleinen Unterschiede zwischen uns Menschen sind nicht wirklich von Bedeutung.

Hallel – Danksagung unter Jubel

Hallel – allgemeine Einleitung

Im Hallel singen wir aus der Tiefe unseres Herzens, dass wir uns freuen, Diener G’ttes zu sein und die Mizwot erfüllen zu dürfen.

Fünf wichtige Themen

Ursprünglich wurde das Hallel zu den Zeiten des Tempels beim Essen des Pessachopfers gesprochen. Und obwohl heute kein Pessachopfer dargebracht wird, sind wir immer noch verpflichtet, Hallel zu rezitieren. Das Hallel, das wir am Sederabend sagen, heißt “Ägyptisches Hallel”, weil die ersten zwei Psalmen vom Auszug aus Ägypten handeln.

fünf wichtige Themen

Der Talmud (B.T. Pessachim 118a) fragt, weshalb wir neben “dem großen Hallel” – Psalm 136 – auch diese Psalmen sagen. Die Antwort ist: Weil in ihnen fünf wichtige Themen angesprochen werden, und zwar:

-den Auszug aus Ägypten,

-die Spaltung des Schilfmeeres,

-die Gabe der Tora,

-die Wiederbelebung der Toten und

-die einleitenden Vorfälle im Zusammenhang mit dem Kommen des Maschiachs.

Der Buchstabenwert von ‘Hallel’ entspricht dem Zahlenwert vom G’ttesnamen, also dem Namen, der die Herrschaft über das Universum andeutet. Beim Sprechen vom Hallel bezeugen wir unsere Demut vor G’tt. ‘Hallel’ bedeutet auch ‘Licht’. Wenn wir die Psalmen dieses Dankgebets rezitieren, offenbaren wir unsere tiefsten Gefühle von Freude und Dankbarkeit.

Zwei Stücke aus Hallel

“Die solche machen, sind wie sie”

Weil der Mensch nach dem Ebenbild G’ttes geschaffen wurde, tendiert jeder von Natur aus dazu, den Schöpfer nachzuahmen. Deshalb müssen wir sehr behutsam sein, wen wir als unseren G’tt “auserwählen”.

Wähle ich einen geschmolzenen G’tt aus Gold oder Silber, dann werde ich selbst wie dieses stumme, leblose Abbild werden. Dann finde ich bestimmt keinen Gefallen an der Interaktion mit anderen und werde wenig Mitgefühl mit meinen Mitmenschen zeigen.

Darum sollten wir unseren Glauben auf G’tt richten. Dies erhöht unsere spirituellen Bestrebungen: “So wie ER barmherzig ist, so wirst auch du barmherzig sein”. Wenn wir versuchen, die Eigenschaften G’ttes nachzuahmen, werden wir zu besseren Menschen werden.

“Tote preisen nicht den Ewigen”

Eine leblose Sache kann nicht mehr wachsen, sich nicht mehr verbessern oder entwickeln. Nach dem Ableben gibt es nur noch die Vergangenheit, aber keine Zukunft mehr:

-Wenn wir unsere Vergangenheit anschauen, empfinden wir oft die Unzulänglichkeit unserer Taten und Absichten.

-Wenn wir nur auf die Vergangenheit zurückblicken, ergreift uns manchmal ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit.

-Wie können wir uns überhaupt noch irgendwo zeigen? Die Toten preisen G’tt nicht!

Leben heißt wachsen

Wenn ich mir jedoch vornehme, weiter zu wachsen und mich zu bessern, dann lebe ich noch. Dann gibt es noch Hoffnung für die Zukunft. Leben heißt wachsen.