Das Gericht an Rosch ha-Schana, das Schofar und die Opferung (Bindung) Jizchaks.
Viermal im Jahr wird die Welt gerichtet. An Pessach wird bestimmt, wie die Getreideernte im nächsten Jahr sein wird, an Schawuot, wie die Ernte der Obstbäume sein wird, an Rosch ha-Schana tritt die gesamte Menschheit vor den Allerhöchsten: und an Sukkot wird festgelegt, wie viel Wasser uns in unserem nächsten Jahr gegeben wird. (Mischna, Traktat Rosch ha-Schana, Seite 1)
An Pessach, wenn die Juden im Tempel die Opfergabe aus der neuen Getreideernte brachten, sprach das höchste himmlische Gericht also das Urteil darüber, wie reichlich die Ernte der Welt im nächsten Jahr sein würde. Ebenso an Schawuot – die Juden brachten im Tempel Opfergaben von den Früchten der Bäume; und die ganze Welt erhielt den Segen für das kommende Jahr.
Die feierliche Zeremonie, an Sukkot Wasser auf den Altar zu gießen, bestimmte, wie viel Regen im nächsten Jahr fallen würde. Aber was bringen wir dem Allerhöchsten an Rosch ha-Schana? Schließlich wollen wir Menschen auch im nächsten Jahr das Leben haben. Der Mensch steht nicht zufällig auf derselben Liste wie die Opfergaben. Aber wir können uns jedoch nicht wirklich selbst opfern…
Als das Volk nach dem Auszug aus Ägypten bei der Zählung vor Moshe Rabbeinu stand, trat jeder Jude vor den Schöpfer und erhielt von Ihm seine persönliche Aufgabe zur Verbesserung der Welt und das Potenzial zu deren Umsetzung. Man kann also sagen, dass ein Mensch, der sein Leben lang dem Schöpfer und der Arbeit zur Verbesserung der Welt widmet, gewissermaßen sich selbst opfert (er opfert gewissermaßen seine eigenen Wünsche, seine Zeit; und damit sein Leben), um den Willen des Schöpfers zu erfüllen. In gewisser Weise kann dies als eine Art Opferung betrachtet werden.
Jedes Mal am ersten Tischrei des Monats, an Rosch ha-Schana, tritt jeder Mensch vor den Schöpfer, um den Segen für neues Potenzial, neue Kräfte, Gesundheit, materielle Werte zu erhalten, alles, damit der Mensch seine neue Aufgabe im kommenden Jahr erfüllen kann. Diese Aufgabe, ebenso wie der Segen für ihre Erfüllung, hängt weitgehend davon ab, wie der Mensch sich im vergangenen Jahr verwirklicht hat. Je mehr sich der Mensch bemühte, den Willen des Schöpfers zu erfüllen, desto mehr Potenzial erhält er für das nächste Jahr.
Warum findet dieses Gericht ausgerechnet an Rosch ha-Schana statt? An Rosch ha-Schana wurde der erste Mensch, Adam, erschaffen. An diesem Tag erhielt er zwei Gebote, von denen er eines verletzte. Dafür wurde er gerichtet und zu einem anderen Lebensstil und einer anderen Arbeit verurteilt, entsprechend seinem Zustand und seinen Möglichkeiten nach dieser Sünde. All dies geschah am ersten Tischrei. Und seitdem ist jeder erste Tischrei der Tag des Gerichts. An diesem Tag wird jeder Mensch (die Nachkommen Adams) gerichtet und es wird darüber entschieden, ob er leben soll oder nicht; und wenn ja, für welche Aufgaben.
An Rosch ha-Schana lesen wir den Abschnitt über die Opferung (Bindung) Jizchaks. Diesen Tag nennt Awraham Awinu “Ajom” (an diesem Tag). Genau dieses Wort verwendet die Torah auch für Rosch ha-Schana. Das bedeutet, dass diese Handlung selbst an Rosch ha-Schana stattfand. Deshalb lesen wir diesen Abschnitt an Rosch ha-Schana, zur Erinnerung an diese Opferung. Denn ähnlich wie unser Urvater Jizchak sind wir bereit, das Joch der Gebote auf uns zu nehmen und uns der Arbeit zur Verbesserung der Welt zu widmen, was oft bedeutet, auf eigene Wünsche zugunsten des Schöpfers zu verzichten.
Aber nicht immer gelingt uns das. Und jedes Mal, wenn wir ein Gebot absichtlich oder unabsichtlich brechen, schaffen wir unsere eigenen Ankläger, die uns an Rosch ha-Schana beschuldigen werden. Ihre Anschuldigungen zu ertragen, ist sehr schwer. Was können wir also tun, um trotzdem das Urteil des Himmels zu verbessern? Das Schofar wird uns helfen. Das Schofarblasen mildert das strenge Urteil. Das Wort “Schofar” leitet sich von “leschaper” ab, was “verbessern” bedeutet. Es weckt unsere Seele zur Buße. Der Allerhöchste sieht das und vergibt uns, indem er uns Leben und neue Aufgaben im nächsten Jahr schenkt.
Es steht geschrieben, dass anstelle von Jizchak ein Widder auf den Altar gelegt wurde, dessen Hörner sich im Gestrüpp verfangen hatten. Das Schofar wird tatsächlich aus dem Horn eines Widders hergestellt. Und was Jizchaks Mutter, Sarah (Schin, Resch, He) betrifft, so ist ihr Name eine Abkürzung der Worte “Schofar Rosch ha-Schana” (Licht und Sonne, Rosch ha-Schana).
Mögen die Klänge des Schofars unsere Lage an Rosch ha-Schana verbessern; und der Allerhöchste möge uns in Seiner Gnade jedem von uns Segen, Stärke, Potenzial und alles Notwendige für die Erfüllung neuer Aufgaben im kommenden Jahr schenken.
*Autorin: Tamar Antopolski
*Übersetzer: Anonym
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