Der Name im Judentum

Der Name im Judentum

Was denken Sie ist das Lieblingswort der meisten Menschen? Richtig, ihr eigener Namen! Alle Eltern zerbrechen sich den Kopf, welchen Namen sie ihrem Kind geben sollen, denn dieser wird ihn/sie ihr/sein ganzes Leben lang begleiten.

Im Judentum wird besonders viel Wert auf den Namen gelegt, weil der jüdischen Überlieferung nach dieser einen großen Einfluss auf die Zukunft des Kindes haben wird. Im Talmud (Yoma 83a) wird berichtet, dass Rabbi Meir (einer der wichtigsten Gelehrten der Mischna) die Menschen nach ihrem Namen beurteilte, die anderen Weisen aber waren der Meinung, es hätte nichts zu bedeuten. Einst waren die Weisen auf einer gemeinsamen Reise und übernachteten in einer Gaststätte. Wie gewohnt fragte Rabbi Meir nach dem Namen des Besitzers. Sein Name deutete Unheil an und deswegen weigerte sich Rabbi Meir dem Besitzer der Gaststätte sein Geld zur Aufbewahrung während des Schabbats zu geben. Die anderen Weisen achteten nicht daraus und gaben ihm ihr Geld. Nach Schabbat wollen sie ihr Geld zurück, der Besitzer aber tat so, als hätte er niemals Geld von ihnen erhalten.

Sie schafften es, die Frau des Besitzers zu überlisten und sie gab ihnen ihr Geld zurück. Als der Besitzer der Gaststätte davon erfuhr, war er außer sich vor Wut und tötete seine Frau. Nach dieser Tragödie änderten die anderen Weisen ihre Meinung und gaben Rabbi Meir Recht.

Rabbi Yosef Karo, der Autor des „Schulchan Aruchs“ (Der Gedeckte Tisch, jüdischer Gesetzkodex) wurde eine Zeit lang von einem Engel unterrichtet. Alles, was ihn dieser Engel lehrte, schrieb er nieder und fasste es in einem Buch namens „Maggid Mescharim“ zusammen. Unter anderem steht dort, dass auch wenn der Mensch ein Sünder und Verbrecher ist, hat sein Name (falls es ein guter Name ist) einen positiven Einfluss auf ihn!

Auch wenn die Eltern etwas Bestimmtes mit dem Namen meinten, können auch andere Bedeutungen des Namens das Kind in der Zukunft positiv beeinflussen. Ein Bespiel dafür finden wir in unserem Wochenabschnitt Wajeze: Die Tora schreibt, dass Yehuda seinen Namen als Zeichen der Dankbarkeit (auf Hebräisch „Hoda´a“) gegenüber G´tt erhielt. Viel später, als Yehuda der Hauptrichter des jüdischen Gerichts war, half ihm sein Name zuzugeben (ebenfalls „Hoda´a), dass Tamar, seine Schwiegertochter, von ihm schwanger ist und sie somit vom Tod durch Verbrennung zu retten.

Nachdem wir erläutert haben, wie wichtig es ist, einen guten Namen für das Kind zu wählen und dieser möglicherweise die Zukunft des Kindes beeinflusst kann, müssen sich Eltern der großen Verantwortung bei der Wahl des Namens bewusst sein. Den Namen per Zufall (z.B Münzwurf oder Los) zu wählen ist also keine gute Idee und sollte auf jeden Fall vermieden werden.

Jedoch können Eltern beruhig werden, dass sie nicht alleine entscheiden müssen. Gerade weil der Name des Menschen so wichtig ist, bekommen sie Hilfe vom Himmel. So wie es im kabbalistischen Werk „Schaar HaGilgulim“ steht, dass G´tt den Eltern hilft, ihrem Kind den richtigen Namen zu geben, welcher zur Mission und Aufgabe des Kindes in dieser Welt passt. Bei der Wahl des Namens ruht auf den Eltern eine Art „Ruach HaKodesch“ (Geist G´ttes), welcher ihnen hilft. Im Talmud (Brachot 7b) entnehmen unsere Weisen dies aus einem Vers in den Psalmen (Kap. 46, Vers 9), dass G´tt die nötigen Namen in diese Welt setzt. Trotzdem obliegt es den Eltern gründlich zu überlegen und zu versuchen, den passenden Namen zu finden. Wenn sie das tun, können sie mit der versprochenen G´ttlichen Hilfe rechnen.

Bei der Wahl eines Namens gibt es verschiedene Bräuche: Manche ehren ihre verstorbenen Verwandten, indem sie ein neugeborenes Kind nach denen benennen. Es gibt Meinungen, dass nur Namen, welche im Tanach vorkommen, gewählt werden können. Wie dem auch sei, man sollte immer im Kopf behalten, dass das Kind mit diesem Namen leben muss und es gut klingen soll.

Siehe auch: Namensgebung in Jüdischer Tradition