Der vierbuchstabige Name – GEBET TEFILLA – Teil 40
Im Talmud (B.T. Berachot 13a) steht eine bekannte Aussage: “Das Schema kann in jeder Sprache gesprochen werden.” Der Sfat Emet erklärt diese talmudische Aussage wie folgt: “In jeder Botschaft, die wir hören, müssen wir das ‘Schema Jisrael, HaSchem Elokenu, HaSchem Echad’ hören. In allen Aspekten des Lebens müssen wir G’ttes Einheit und Größe akzeptieren. Die ganze Welt zeugt von der Existenz des Schöpfers”.
Der aus vier Buchstaben bestehende Name G’ttes darf nicht ausgesprochen werden. Dies ist abgeleitet von Exodus 3,15: “HaSchem, der G’tt eurer Väter…das ist Mein Name für immer…” Das Wort für ewig kann im Hebräischen auch als “um zu verbergen” verstanden werden. Das bedeutet: Mein Name muss verborgen bleiben, er darf nicht ausgesprochen werden. Deshalb gibt es immer den G’ttesnamen Adonai. Der Hohepriester durfte an Jom Kippur im Tempel den G’ttesnamen aussprechen. Wenn die Priester im Hof ihren Segen sprachen, durften sie auch den G’ttesnamen aussprechen.
Als das Volk dies hörte, knieten sie nieder und riefen: “Baruch schem kewod malchuto le’olam wa’ed”. Nach dem Tod des Hohepriesters Shimon hazaddik (um 300 v.) wurde der G’ttesname von den Kohanim bei ihrem priesterlichen Segen nicht mehr ausgesprochen. Außerhalb des Tempels war es seit jeher verboten, den G’ttesnamen auszusprechen.
Drei Verbformen
Der aus vier Buchstaben bestehende G’ttesname setzt sich aus den drei Verbformen “haja, howè, jihjè” zusammen: Er war, Er ist, Er wird sein. Wenn diese drei Zeitformen zusammenkommen, sprechen wir vom Ewigen. Dieser G’ttesnamen bedeutet etwas anderes als das Wort ewig, das wir etwas Geschaffenem zuschreiben.
Wenn ich von einem Stein sage, dass er einmal war, jetzt ist und später sein wird, spreche ich von drei verschiedenen Momenten und Zuständen, in denen sich derselbe Stein befindet. Im Falle des Allmächtigen bedeutet ewig, dass Er gleichzeitig war, ist und sein wird, was wir nicht begreifen können.
Der G’ttesname Elokim steht im Plural: pluralis majestatis. Das bedeutet nicht, dass G’tt im Plural ist, sondern dass Er sich in einer pluralen Welt manifestiert. Elokim bedeutet auch: G’tt, wie Er im Zeichen des G’ttlichen Rechts erscheint: midat hadin. Elokim bedeutet weiter: G’tt als Autorität, als Eigentümer, Allmächtiger, Herrscher über die Mächte und Kräfte, die durch die Schöpfung vergehen.
“G’tt ist Eins” bedeutet, dass es niemanden außerhalb von Ihm gibt und dass Seine Existenz einzigartig ist. Wenn man das Wort Echad ausspricht, sollte man den Buchstaben E nicht dehnen. Das Aleph steht für Eins und repräsentiert die Einheit G’ttes. Wenn man das chet (Zahlenwert acht) ausspricht, erinnert man sich daran, dass G’tt über die Erde und die sieben Himmel herrscht. Wenn wir das Dalet (Zahlenwert vier) aussprechen, müssen wir bedenken, dass G’tt Herr und Meister der vier Himmelsrichtungen ist.
Das Dalet wird großgeschrieben, weil es den Zahlenwert vier hat, was die Einzigartigkeit von G’tt unterstreicht. Nach dem italienischen Kommentator Sforno aus dem 16. Jahrhundert gibt es drei untere Ebenen des Lebens: die irdische Materie, die Flora und die Fauna. Diese können absterben und verfallen. Daneben gibt es die himmlischen Sphären. Die dritte Ebene wird durch das Leben der Engel gebildet. G’tt steht unvergleichlich höher als sie. G’tt steht weit über allem, was er geschaffen hat. Das große Buchstabe ‚ajin‘ zeigt an, dass es gut ist, unsere Augen (ajin = Auge) weit zu öffnen und diese erhabene Materie aufzunehmen.