DIE ERINNERUNGSKULTUR AUS DER TORA – Parascha Haasinu

DIE ERINNERUNGSKULTUR AUS DER TORA – Parascha Haasinu
Parascha Haasinu (Devarim/Deut. 32)

Weshalb sich erinnern so wichtig ist

Die Tora beauftragt uns regelmäßig, uns zu erinnern.

Geschichte ist wichtig

Etwa am Ende der Tora steht: „Bringe die vergangenen Tage in Erinnerung, verstehe die Jahre der früheren Generationen. Frage Deinen Vater, er wird Dir erzählen, frage die Ältesten und sie werden es Dir sagen“ (Devarim/Deut. 32:7).

Amalek: der Kampf gegen das Böse und gegen das Schlechte

Devarim/Deut 25:17-19: „Denke immer daran, was Amalek Dir angetan hat, unterwegs, als Du aus Ägypten auszogst, wie er Dich – ohne Achtung vor G“tt – unterwegs überfiel und bei Dir alle Schwachen in der Nachhut von Dir abschnitt, während Du müde und erschöpft warst.

Wenn HaSchem, Dein G“tt, Dir künftig von allen Deinen Feinden, die Dich umringen, Ruhe gegeben haben wird, in dem Land, das HaSchem, Dein G“tt, Dir als erblichen Besitz geben wird, dann sollst Du die Erinnerung an Amalek unter dem Himmel ausrotten. Vergiss das nicht!“.

 Dieses wird in der Jüdischen Literatur eine des sechs tagtäglichen Erinnerungspflichten genannt. Für das Volk der Tora gibt es noch mehr verpflichtete Gedenkmomente, denn die Tora schreibt an sechs stellen vor, dass sich erinnern ein Muss sei.

Die Lepra-Krankheit von Mirjam: gegen böses Schwatzen und übler Nachrede

Etwas vor Tora-Ende erscheint ein merkwürdiges Gebot: „Erinnere Dich, was G“tt unterwegs mit Mirjam gemacht hatte, als Ihr aus Ägypten ausgezogen seid“ (Devarim/Deut. 24:9). Mirjam hatte – sei es sehr subtil – etwas über ihren Bruder Mosche gesagt.

Der Auszug aus Ägypten: die Befreiung aus der Sklaverei

Devarim/Deut 16:3: „Beim Pessachopfer darfst Du kein Chametz – etwas, dass gegoren ist – essen, sieben Tage lang sollst Du Matzoth – das Brot der Unterdrückung – essen, denn Du bist in großer Eile aus dem Land Ägypten ausgezogen, damit Du Dich Jederzeit an den Tag erinnern sollst, dass Du aus Ägypten ausgezogen bist“.

Das Goldene Kalb: der Kampf gegen die Vergötterung der Materie

Devarim/Deut 9:7: „Erinnere Dich und vergiss nicht, wie Du HaSchem in de Wüste ab dem Tag, an dem Ihr aus Ägypten ausgezogen seid, bis Ihr an dieser Stelle angekommen seid, erzürnt habet und immer gegen HaSchem aufsässig gewesen seid“.

Die Tora am Berge Sinai: Verbindung mit dem Höheren

Devarim/Deut. 4:9-10:“Sei laufend auf der Hut und wache sehr gut über Dich selbst, damit Du die Dinge nicht vergisst, die Du mit Deinen eigenen Augen gesehen hast, und dass sie nie aus Deinem Gedächtnis verschwinden, an allen Tagen Deines Lebens. Du sollst dafür Sorge tragen, dass Deine Kinder und Enkelkinder dieses auch wissen“.

Der Schabbat: G“tt nachmachen

Schemot/Exodus 20:8:“Gedenke des Schabbattages und heilige ihn“.

Jede Sekunde des Tages trägst Du Deine persönliche Geschichte mit Dir mit. Sich erinnern ist wichtig, und sei es nur dafür, um nicht in Deine alten Fehler zurück zu verfallen!

Den Augenblick genießen?

Stell Dir vor, dass man Dich fragen würde, wie viel es Dir Wert wäre, wenn Du mit Deiner Familie zu einem Dinner bei König Willem Alexander der Niederlande und Königin Maxima eingeladen würdest. Vielleicht wärest Du hierfür bereit, EURO zehntausend für einen guten Zweck zu spenden, der vom Königlichen Haus vorgegeben würde.

Aber jetzt stell Dir mal vor, dass Du vergesslich bist und dass Du dieses ehrvolle und freudige Zusammenkommen sofort nach dem Tischgebet nach der Mahlzeit wieder vergessen hast. Wie viel würdest Du dann noch dafür übrig haben? Ich bin dieses bei verschiedenen Freunden und Bekannten nach gegangen (ins Besondere bei Familiengeburtstagen). Ganz schnell schien es mir, dass plötzlich niemand mehr daran interessiert war, den läppischen Betrag von zehntausend Euro nieder zu blättern.

Weshalb denn nicht, fragte ich arglos in die Runde.

Da wir alle dazu neigen, das erinnernde Ego (ich) höher zu schätzen als das erlebende Ego. Die sekulare Lebensphilosophie empfiehlt „Carpe diem“, „Pflüg den Tag“, genieße jeden Moment, den Du lebst. Mache Dir keine Sorgen über die Zukunft und lasse die Vergangenheit schön hinter Dir weg rutschen, während Du die Genüsse des Lebens zu Dir nimmst.

Dieses spricht viele Menschen an, aber wird für unsere Freizeit zurück gestellt. Denn draußen befindet sich die echte, harte Wahrheit.

Im wahren Leben erinnern wir uns an allem aus der Vergangenheit und versuchen, daraus zu lernen. Weiterhin planen wir Tag für Tag, um unsere Zukunft zu sichern. Moderne Menschen überlassen nichts dem Zufall: wir kennen die Wichtigkeit von verantwortlichem und ausdauerndem Handeln, wobei die Erfahrungen aus der Geschichte vieles für unsere geplante Zukunft bestimmen.

Wenn es wirklich um die Sache geht, sind wir außerordentlich gewissenhaft und berücksichtigen allerlei Szenarien, wobei unsere Erlebnisse aus der Vergangenheit die gesamte Zukunft beleuchten.

Das hier und jetzt ist wirklich unheimlich interessant. Aber jeder weiß, dass das JETZT-Erlebnis nur lediglich drei Sekunden anhält. Während eines ganzen Lebens haben wir viel mehr als eine halbe Milliarde dieser drei Sekunden JETZT- Erfahrungen.

Die Tora ist das einzige Buch, dass ungefähr auf die Sekunde genau wiedergibt, wie die Vergangenheit ausgesehen hat, was das meist monumentale Geschehen in der gesamten Geschichte war und wann diese Welt wieder aufhört und in eine höhere Form des Lebens übergeht.

Die Tora-Gesetzgebung erfolgte im Jahre zweitausendvierhundertachtundvierzig (nach der Schöpfung, 1312 Jahre vor der weltlichen Zeitrechnung) und die Messianische Befreiung wird im Jahre sechstausend nach der Jüdischen Zeitrechnung stattfinden (nur noch zweihundertsiebzehn Jahre: 6000-5783!).

Die Schöpfung, die Tora und den Maschiach die wir jeden Tag vor Augen haben, sind Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Dieses sind die Realitäten eines Tora Lebens.