Die Feier des Wasserschöpfens – Sukkot
Unsere Weisen, ihr Andenken sei gesegnet, sagten: «Wer nie die Freude bei der Feier des Wasserschöpfens gesehen hat, der hat noch niemals eine wirkliche Freude erlebt! »
Was war das für eine Feier?
Von der zweiten bis zur siebten Nacht von Sukkot kam das ganze Volk jede Nacht ins Bejt-Hamikdasch. Die Priesterknaben stiegen auf Leitern zu den hohen goldenen Leuchtern empor, gossen Öl in die goldenen Schalen und zündeten die Dochte an. Wie groß war das Licht! Alle Höfe in Jeruschalajim waren hell erleuchtet von dem Glanz, der aus dem Bejt-Hamikdasch strahlte! Und die Leviten sangen Tehillim (Psalmen), Loblieder des Königs David, und spielten auf ihren Instrumenten.
Die größten und verehrtesten Weisen, der Nassi und die Ältesten, alle tanzten und sangen. Viele von ihnen hielten in den Händen brennende Fackeln und spielten mit ihnen, warfen sie in die Luft und fingen sie wieder auf. Rabban Schimon ben Gamliel, der das Oberhaupt des Sanhedrin (des großes Gerichthofes) war, konnte mit acht brennenden Fackeln gleichzeitig jonglieren, ohne dass eine von ihnen auf die Erde fiel oder eine die Andere berührte. Und so sangen, tanzten und spielten sie die ganze Nacht.
Bei Tagesanbruch bliesen zwei Kohanim silberne Trompeten. So gingen sie die Stufen hinab und zu den Toren hinaus, mehrmals die Trompeten schallend blasend, bis sie zu dem nahen Schiloach-Quell kamen. Und wer nur konnte, begleitete sie.
Am Quell angekommen, schöpften die Kohanim Wasser und füllten damit eine goldene Flasche. Dann kehrten sie, unter lautem Trompetenschar, ins Bejt-Hamikdasch zurück. Dort waren zwei silberne Schalen. Eine davon füllten sie mit Wasser aus der goldenen Flasche und die zweite mit Wein. Einer der Kohanim erhob seine Hände, sodass es Alle sehen konnten, und goss Wasser und Wein aus den Schalen auf den Misbeach (Altar).
Und wieder sangen die Leviten und spielten auf ihren Instrumenten. Die Kohanim bliesen die Trompeten und das Volk warf sich nieder zur Erde. Und danach zogen sie rings um den Misbeach mit ihren Lulavim (Palmzweigen) und ihren Etrogim in den Händen. Erst dann gingen sie heim und genossen ihre Festmahlzeit in Freude und Jubel.
Mit freundlicher Genehmigung des Verlags Morascha, Basel. Quelle: ‚Auf den Wegen unserer Weisen – Ko asu Chagamim‘.