Die Kenntnis der Wissenschaften – Parascha Teruma

Die Kenntnis der Wissenschaften – Parascha Teruma

Um die „Naturgesetze“ zielorientiert zu nutzen, sollten wir sie kennen. Deshalb haben unsere Gelehrte hohe Achtung vor der Wissenschaft: „Jede der sieben Weisheiten der Wissenschaft verdient in den Augen der Chachamim Lob und Achtung und sie liebten jede von ihnen. Du wirst keiner einzigen Agada – weder im Babylonischen, noch im Jerusalemer Talmud – begegnen, in der sie einige Weisheit ablehnen“.

Laut dem Talmud gerät jeder, der mit der Erstellung astronomischer Berechnungen zu fahrlässig umgeht, in der Achtung vor G“tt ins Minus. Über ihnen besagt die Schrift: „Das Werk G“ttes betrachten sie nicht und die Arbeit Seiner Hände haben sie nicht gesehen. (Deshalb ist Mein Volk verbannt…)“

Die Liebe ist von Anerkennung abhängig

Maimonides dehnt (seine Aussagen) hierüber aus, wo er die Mitzwot über Liebe und Ehrerbietung vor G“tt bespricht: „Und wie können wir Liebe und Ehrerbietung vor IHM erzielen? Indem man Seine prächtige und große Taten und Geschöpfe betrachtet und durch sie SEINE unendliche und grenzenlose Weisheit erfährt. Es ist bekannt, dass die Liebe zu G“tt sich nur in den Herzen der Menschen verankert, wenn man G“tt anerkennt; und diese Liebe ist gleichwertig mit dem Maß der Anerkennung. Deshalb sollte man seinen Geist dem Begriff der Weisheit und der Wissenschaften widmen, die Sein Schöpfer ihm offenbart“ (Hilchot Jesodé HaTora 2:2).

Die Liebe und der Verzicht sind die Wohnstätten G“ttes

„Schaffet MIR ein Heiligtum, damit ICH in Euerer Mitte wohnen kann“ – die Liebe und der Verzicht sind die Wohnstätte G“ttes. Und das kann überall realisiert werden. Auch in den meisten irdischen Umständen. Ich gebe nur EIN Beispiel der Mühe, die sich unsere Gelehrten unterwarfen, um wissenschaftliche Kenntnis zu erwerben. Die Gemara erzählt uns, dass Rav nicht weniger als anderthalb Jahre unter Schäfer verbrachte, um die Pathologie von ‚Mumin‘ zu erlernen (körperliche Gebrechen, die es erlauben, erstgeborenes männliches Vieh außerhalb des Heiligtums zu nutzen).

R. Jossejf Rosin (der „Rogotschover“) leitete jedoch hieraus ab, dass das Erwerben derartiger wissenschaftlicher Kenntnis, keinen Teil des eigentlichen Tora-Studiums bildet.

Weltliche Tatsachen sind auch wichtig

Auch für eine gute halachische Entscheidung ist die Feststellung der Tatsachen außerordentlich wichtig. Mit den Worten von Chason Isch: „Die Erläuterung einer Vorschrift zur praktischen Anwendung erfordert zwei Prüfungen. Zu allererst sollten wir die Gesetzesartikel der Tora gründlich analysieren. Dieses sollte durch eine eingehende Prüfung des Tatsachenkomplexes begleitet werden, um eine fachgerechte, stimmende Anwendung der richtigen Halacha zu gewährleisten“. Bedeutungsvoll fügt er hier hinzu: „Und die Fallstricke einer verkehrten Zuordnung sind gefährlicher als die einer Aufhellung des halachischen Unterbaus“ (Igrot Chason Isch I:31).

Die Tora steht der Jetzer Hara positiv gegenüber

Im Tabernakel erfolgt das tägliche Opfer. Mit dem Tier opfern wir symbolisch unsere Jetzer Hara. Aber wie erfolgt das heutzutage? Die Tora hat eine bemerkenswerte Haltung gegenüber der Jetzer Hara, dem irdischen oder „schlechten“ Trieb oder Veranlagung. Die Gelehrten interpretierten: „Und G“tt sah alles, was ER gemacht hatte und sehe, es war sehr gut – sehr gut,’- das ist die Jetzer Hara (der böse Trieb)’“ (Bereschit Rabba 9:7). Er wird „böse“ genannt, ist aber im Wesen sehr gut. Diese Triebfeder ist EINE der stärksten Kräfte beim Zusammenleben und von vorderstem Interesse für das Funktionieren unserer Gesellschaft.

Um von den Vergnügungen dieser Welt zu genießen 

Noch überraschender ist eine andere Aussage des Talmuds: „G“tt sagt: ICH habe die Jetzer Hara erschaffen und die Tora als Gewürz für sie – keine Medizin oder Gegengift, sondern ein Gewürz, dass Nahrung für den Verzehr geeignet macht: „Damit Ihr von den Vergnügungen dieser Welt werdet genießen und nicht zu Verfehlungen gelangen“ (B.T.Kidduschin 30b).

Unverzichtbares Werkzeug

Bekanntlich ist die Jetzer Hara ein unverzichtbares Werkzeug im Leben eines Tora treuen Juden. Das einzige Problem ist, dass es Rohmaterial ist, scharfe Kanten kennt und höchstwahrscheinlich mehr Böses als Gutes anrichten wird. Nur die Tora kann diesen „schlechten“ Trieb in gute Bahnen lenken.

Kombination von Tora- und weltlichem Wissen

Dieser irdische Trieb möchte materielle Expansion, keine religiöse. An für sich ist dagegen nichts ein zu wenden, wenn er nur in gute, koschere Bahne geleitet wird. Hierzu wird eine Kombination von Tora- und weltlichem Wissen benötigt.

die Aufgabe des Gebäudeprüfers

Der Talmud erzählt, dass der große Rabbi und Rosch Jeschiwa von Sura, Rav Huna, die Straßen von Sura persönlich inspizierte, bevor der stürmische Herbst begann, wobei er alle Gebäude untersuchte und die Gefährlichen ablehnte. Heutzutage scheint die Idee des großen Rabbiners oder Talmudgelehrten, der die Aufgabe des Gebäudeprüfers auf sich nahm, unannehmbar.

Dieses zeigt auf, wie furchtbar wir unter dem Einfluss der uns umgebenden Kultur stehen, die einen scharfen Unterschied zwischen dem weltfremden Kammergelehrten und dem Talmid-Chacham der Praxis macht.

Markttage, Badeanstalten und ein Münzsystem

Im Grunde genommen trat Rav Huna jedoch in die Fußspuren unseres Erzvaters Ja’akov, der

-Markttage,

-öffentliche Badeanstalten oder

-ein Münzsystem für die Bewohner von Schechem einführte, als er dort seinen Wohnort wählte (B.T. Schabbat 33b).