Die Wahlfreiheit ist die grundlegende Voraussetzung für den Glauben – Parascha Reeh

Die Wahlfreiheit ist die grundlegende Voraussetzung für den Glauben – Parascha Reeh

Rambam schreibt in den Gesetzen über die Rückkehr zum Schöpfer: „Der Mensch hat die Wahlfreiheit. Er möchte dem Weg des Guten folgen und gerecht sein – ihm wurde dies gegeben; Er möchte dem Weg des Bösen folgen und ein Sünder sein – er hat eine solche Gelegenheit.“

Dieses Prinzip lehrt Rambam aus den Worten des Verses unseres Wochenabschnittes Re’eh (Dewarim 11:26-28): “Siehe, so gebe ich heute vor euch hin: Segen und Fluch. Den Segen: dass ihr auf die Gebote Gottes, eures Gottes, hören werdet, die Ich euch heute gebiete; und den Fluch, wenn ihr auf die Gebote Gottes, eures Gottes, nicht hören werdet..”

Anschließend bekräftigt der Rambam, dass das Prinzip der WAHLFREIHEIT für die gesamte Tora und ihre Gebote von grundlegender Bedeutung ist.

Diese Worte von Rambam widersprechen auf den ersten Blick seinen Worten im Vorwort zum Kapitel “Helek” von Traktat “Sangedrin” in einem Kommentar zur Mischna, in dem er 13 Postulate unseres Glaubens formuliert. Unter ihnen finden wir das Prinzip der Wahlfreiheit nicht. Woraus auf den ersten Blick folgt, dass Rambam dieses Prinzip nicht für so wichtig und “grundlegend” hält.

Um diese Frage zu beantworten, geben wir zunächst die Erklärung von Rambam selbst über den Kernpunkt, warum das Prinzip der Wahlfreiheit grundlegend ist, die in den Gesetzen über die Rückkehr zum Schöpfer geschrieben steht.

Dort schreibt Rambam, dass es unmöglich wäre, einen Mensch zu bitten, zu fordern, zu unterrichten oder ihnen zu befehlen: “Tu dies”, “Tu dies nicht”, “Korrigiert eure Wege”, “Ihr sollt eurem bösen Drang in euch nicht nachgeben”, wenn es im Voraus festgelegt worden wäre, ob man gerecht oder sündig sein sollte.

Es wäre auch unmöglich, einen Menschen für böse Taten zu bestrafen oder ihn für gute Taten zu belohnen, denn er hätte sie unter Zwang getan. Wenn es sowäre, fährt der Rambam fort, wenn es keine Wahlfreiheit gäbe, welche Bedeutung hätte dann die ganze Tora, deren Kern in dem ist, die Menschen zu lehren, den richtigen Weg zu gehen und vor einem schlechten Weg zu warnen.

Der Sinn der 13 universell verbindlichen Dogmen ist die Verpflichtung eines Menschen, an bestimmte Konzepte unseres Glaubens zu glauben und sich dieser bewusst zu werden. Und über menschliche Pflichten können wir erst dann sprechen, wenn wir das Prinzip der Wahlfreiheit kennen und akzeptieren. Es stellt sich heraus, dass das Postulat der Wahlfreiheit die Hauptbedingung des Glaubens ist und allen 13 Prinzipien vorausgeht.

Aus diesem Grund erwähnt Rambam es nicht zusammen mit anderen Grundsätzen.