Morgengebet (3) – GEBET TEFILLA – Teil 3

Morgengebet (3) – GEBET TEFILLA – Teil 3

ELOKAJ NESCHAMA – ist ein Dank für die Seele.

Wir danken G’tt

1. Wunder. Weil es ein Wunder ist, wie Seele und Körper verbunden sind. Körper ist Materie, Seele ist Geist. Wie ist der Zusammenhang zwischen diesen unvergleichlichen Größen? Seit jeher ist die Menschheit darüber überrascht (siehe Erweiterung). Wenn G’tt mit der Welt verbunden ist, ist die Seele mit dem Körper verbunden.

2. Reinheit: Weil unsere Seelen nicht sündhaft, sondern absolut rein geboren werden. Wir kennen keine Erbsünde. In einigen Überzeugungen wird angenommen, dass alle menschlichen Kinder durch die Sünde von Adam und Eva sündig sind. Die Tora besagt, dass jeder für sein eigenes Handeln verantwortlich ist und nicht für die Sünden seiner Vorfahren. Wir gehen davon aus, dass wir mit einer reinen Seele geboren werden. Unsere Aufgabe ist es, unsere Seele rein zu halten.

3. Autonomes Dasein: Weil wir erkennen, dass unsere Seele nicht das Produkt unseres Gehirns ist, sondern von G’tt gegeben wird.

4. G´ttlich: Weil unser Neschama, die höhere Seele, ein Spiegelbild der G´ttlichen Elemente ist, durch die wir mit G-tt in Kontakt kommen können. Ohne das hätten wir kein “Werkzeug” gehabt, um Kontakt mit dem Höheren aufzunehmen. G’tt hat uns diese Seele eingehaucht. Als solches ist es bereits G´ttlich. Das G´ttliche betont die Einzigartigkeit des Menschen.

5.     Sinn: Denn nur mit unserer Neschama können wir unserer irdischen und extrem verderblichen Existenz Sinn und Heiligkeit verleihen.

6. Erhöhung: Weil wir nur mit unserer Neschama unsere irdische Existenz in Kontakt mit dem Höheren bringen können.

7. Ewigkeit: Weil wir auch nach dem Verfall des Körpers bestehen bleiben. Unsere Seele gibt Rechenschaft und Rechenschaftspflicht im Himmel. Bei der Wiederbelebung der Toten wird die Seele zu einer irdischen Hülle zurückkehren.

Anweisung:

Das nächste Lob – Beracha – ist nicht erlaubt, bevor der Tag anbricht.

ASCHER NATAN LASECHVI VINA – Gelobt … der dem Hahn den Verstand gab, zwischen Tag und Nacht zu unterscheiden

Oder: Gelobt … der das Herz gab, um zwischen Gut und Böse zu unterscheiden

Erste der Morgendbrachot. Dies ist ein Dankeschön.

Wir danken HaSchem

1. Parallelen: Weil ein Hahn den Unterschied zwischen Tag und Nacht spürt, kann der Mensch zwischen Gut und Böse unterscheiden. Sechvi bedeutet sowohl Hahn als auch Herz.

2. Freier Wille: Nachdem wir uns für Leib und Seele bedankt haben, danken wir vor allem G’tt dafür, dass er uns nicht als Roboter erschaffen hat, sondern mit freiem Willen allen die Einsicht gegeben hat.

3. Belohnung: Weil die einzige wirkliche Wahl im Leben die Wahl zwischen Gut und Böse ist. Nur auf diesem moralischen Gebiet haben wir wirklich etwas zu sagen. Deshalb werden wir in der zukünftigen Welt dafür belohnt.

SCHELO ASANI GOI – Gelobt … Der mich nicht zum Nichtjuden erschuf.

Dies ist auch ein Dankeschön:

1. Diskriminierung? Nein! Trotzdem freuen wir uns, dass uns mehr Mitzwot gegeben wurde als anderen Menschen. Das heißt aber nicht automatisch, dass wir etwas Besonderes sind. Wir verdanken die G´ttliche Aufmerksamkeit nicht unseren großen spirituellen Verdiensten, sondern der Güte G-ttes oder vielleicht der Tatsache, dass G-tt es für notwendig hielt, uns mehr Einschränkungen aufzuerlegen als anderen Menschen, weil wir – wofür Grund besteht – mehr Einschränkungen brauchen.

2. Minderwertig? Nein! Wir fühlen uns nicht minderwertig als kleine Gemeinschaft in einer großen Gesellschaft, die oft sehr unterschiedliche Vorstellungen davon hat, wie das Leben organisiert werden sollte. Wir sind stolz auf unsere Aufgabe und Mission im Leben.

3. Negativ? Nein! Weil wir wissen, dass wir unserem Judentum noch Substanz und Farbe verleihen müssen. Das ist unsere Mission. Wir sind einfach nicht als Nichtjuden auf die Welt gekommen. Von Geburt an jüdisch zu sein, reicht nicht aus. Wir müssen auch jüdisch leben. Dies ist sehr anstrengend, da sich das jüdische Leben stark von unserer Umwelt unterscheidet.

4. Juden aus uns selbst machen, das müssen wir selbst tun, und das ist die Botschaft dieser Beracha. Wir tun dies, indem wir die Tora und die Mizwot (Gebote) leben.

SCHELO ASANI AVED – “Gelobt … der mich nicht zum Sklaven erschuf”

DRITTE MORGEN BERACHA

Wir sagen diese Beracha:

a.      Freiheit: Weil Freiheit im Judentum eine große Bereicherung darstellt;

b.     Freie Wahl: Weil die gesamte Tora auf Menschen mit freiem Willen basiert. Nur mit unserer freien Wahl sind wir keine Roboter. Die Tora ist nur für Menschen mit freiem Willen sinnvoll.

c.      Verantwortung: Weil freie Menschen Verantwortung tragen. Wir kennen keinen Vermittler zwischen Menschen und G’tt. Wir sind voll verantwortlich für unser Handeln.

d.     Keine Sucht: Weil wir froh sind, in keiner Weise süchtig zu sein. Sucht würde unsere Freiheit einschränken.

Abschaffung der Sklaverei: Wir wissen, dass die Tora die Fronarbeit als Instrument für Rehabilitation auf milde Weise reguliert, Demütigung und Machtmissbrauch verhindert und die Familie unterstützt, da auch die Frau und die Kinder des “Sklaven” vom Herrn unterstützt werden. So wird verhindert, dass die Familie auseinanderbricht, weil der Dieb im Gefängnis sitzt (das Judentum kennt keine Haftstrafen). Es ist vorzuziehen keine Frondiener zu haben. Wenn ein Knecht unser Asyl sucht, bekommt er es und wird frei.