GOLEM: Mensch oder Tier im menschlichem Anlitz?

GOLEM: Mensch oder Tier im menschlichem Anlitz?

Die Wissenschaft versucht mit allen Kräften künstliche Intelligenz zu erschaffen, mit der Fähigkeit allein zu denken und Entscheidungen zu treffen. Sie soll das menschliche Denken mechanisieren und verbessern. Doch nach Jahrzehnten Jahren der Forschung bleibt dies weiterhin visionär. Aber dennoch wirft dieser wissenschaftliche Drang viele philosophische Fragen auf und bringt auch potenziell Gefahren mit sich.

Doch wie sieht das Judentum die Schöpfung eines künstlichen Menschen und welche moralischen und halachischen Gesetze resultieren daraus?

Es gibt viele Gerüchte über den berühmten Prager Golem, welchen der Maharal von Prag (Rabbenu Yehuda Löw) mit Hilfe von Lehm und einem Zettel mit G´ttes Namen erschaffen haben schon, um dem bedrängten jüdischen Volk zu helfen, sich vor Pogromen zu schützen. Es ist sehr umstritten zwischen den Historikern, ob diese Legende wahr ist und auch viele Rabbiner bezweifeln dies, weil es der Maharal in keiner seiner zahlreichen Schriften erwähnt. Ob der Maharal einen Golam erschaffen hat oder nicht, ist eine Diskussion, aber der Chacham Zvi (Responsen 93) bezeugt, dass sein Großvater Rabbi Eliyahu, der Baal Shem (nicht zu verwechseln mit dem Baal Shem Tov!), mit Hilfe des „Buches der Schöpfung“ einen künstlichen Menschen erschaffen hat.

Doch schon im Talmud (Sanhedrin 65:) wird berichtet, dass Rawa einen Menschen mit Hilfe des Buches der Schöpfung (siehe Raschi dort) erschuf, jedoch ohne die Fähigkeit zu Sprechen. Wir sehen, dass es dem Judentum nach möglich ist, einen künstlichen Menschen zu erschaffen, jedoch kann man keineswegs das Buch der Schöpfung, welches von Awraham Avinu verfasst wurde, mit den Errungenschaften der Wissenschaft, so groß sie auch sind, vergleichen. Das Buch der Schöpfung beschreibt die Art und Weise, wie G´tt den Menschen erschaffen hat, die Wissenschaftler hingegen kopieren nur das menschliche Verhalten, sodass bezüglich KI (Abkürzung zu Künstlicher Intelligenz) keine Stellungnahme möglich ist.

Die moralischen und halachischen Fragen, mit welchen sich der Chacham Zvi beschäftigte, waren ob dieser „Mensch“ als Jude gilt und in einen Minyan gezählt werden kann und ob es von der Torah verboten wäre, ihn zu töten.

Bezüglich der zweiten Frage argumentiert er, dass die Torah nur den Mord am einem Menschen, welcher von einem Menschen geboren wurde, verbietet, aber gegenüber einem künstlich erschaffenen Menschen gilt dieses Verbot nicht. Manche (Sidrei Taharot Ohalot Kap. 4) sind mit ihm nicht einverstanden und sind der Meinung, dass es ebenfalls verboten ist. Doch im Talmud sehen wir, dass Rabbi Zeira, den von Rawa erschaffenen Golem, nachdem er ihn für nutzlos erklärte, zurück in die Erde schickte und somit „tötete“ und der Legende nach tötete Rabbi Eliyahu seinen Golem, weil er nicht aufhörte zu wachsen und er befürchtete, dass er die Welt zerstören wird. Daraus sehen wir, dass es erlaubt wäre einen künstlichen Menschen zu töten, weil er kein menschliches Wesen ist.

Bezüglich der ersten Frage, ob er als Jude gilt und im Minyan gezählt werden kann, schreibt Rabbi Yaakov Emdem (Responsen Band 2 82), dass er nicht besser ist, als ein Tauber, Kleinkind und Verrückter und nicht im Minyan gezählt werden kann.

Der Chazon Ish (Y“D Nidda Siman 116, 1) und der Chesed LeAwraham sind der Meinung, dass er überhaupt nicht als menschliches Wesen gilt, sondern als Tier im menschlichem Antlitz, weil ihm die Seele fehlt, welche nur von G´tt allein gegeben werden kann (Dies erklärt, warum der von Rawa erschaffene Mensch nicht des Sprechens fähig war, weil dies eine Tätigkeit ist, welche von der Anwesenheit der Seele abhängt, so wie der Targum Onkelos bei der Erschaffung des Menschen schreibt).

  • Diese Fragen sind für uns eher theoretisch, weil wir nicht das nötige Wissen verfügen, einen Menschen mit Hilfe des Buches der Schöpfung zu erschaffen, aber das Judentum verfolgt mit Interesse die Fortschritte der Wissenschaft im Bereich der Künstlichen Intelligenz und ist bereit sich mit den aufkommenden moralischen und halachischen Fragen auseinanderzusetzen.