HALACHA & MUSSAR

HALACHA & MUSSAR

In seiner Vortragsreihe “Jewish HaShkafa” spricht Rabbi Yaron Reuven häufig darüber, dass das Studium der Halacha, unbedingt einhergehen muss, mit dem Studium von Mussar, und umgekehrt. Der Ramchal beschreibt dieses Prinzip im 4. Kapitel des Mesillat Yesharim folgendermaßen:

“Im Allgemeinen ist das, was einen Menschen zur Wachsamkeit bringt, das Studium der Torah, wie Rabbi Pinchas Ben Yair in der Beraitha sagt: “Torah führt zu Wachsamkeit.”
Aber das, was einen im Besonderen zur Wachsamkeit bringt, ist das Nachdenken über die Tragweite des Dienstes, zu dem ein Mensch verpflichtet ist, und die Tiefe des Urteils (Din), das darin enthalten ist.

Rabbi Yosef Sebag bringt bezüglich “die Tiefe des Urteils” in seiner Übersetzung des Mesillat Yesharim folgenden Kommentar von Mesilas Yesharim im Burim:

“die Tiefe des Urteils” – Dies weckt die Wachsamkeit, da es ihn dazu veranlasst, vorsichtig zu sein und einen Cheshbon (Abwägung des Lohnes Sünde usw.) über jedes Detail zu machen, da er am Ende sowieso darüber gerichtet werden muss.”

Hier schließt sich der Kreis zum Chovot HaLevavot in dem Rabeinu Bachya u.a. sehr ausführlich über den Cheshbon HaNefesh (Abrechnung der Seele) schreibt. Tatsächlich veranlasste mich das Mesillat Yesharim mit seinen Ausführungen über die Wachsamkeit, dem Chovot HaLevavot tiefere Aufmerksamkeit zu schenken. Beide Werke kommentieren sich in meinen Augen gegenseitig. 

Ohne Cheshbon bleibt das Thema der Wachsamkeit bloße Theorie, ohne praktische Umsetzung und reelen Bezug zum alltäglichen Leben. Und ohne Wachsamkeit bleiben die Gesetze der Torah lediglich schwarze Buchstaben auf weißem Papier. Jedoch muss ich auch wissen, in welche Richtung ich wachsam (Mussar) zu sein habe (Halacha). 

Die Halacha erklärt was zu tun ist, und Mussar lehrt warum es zu tun ist.