Herrschaft G“ttes – Rosch Haschana

Herrschaft G“ttes – Rosch Haschana

In dieser Zeit der Korona Epidemie, die wir hier und auch in Israel durchleben und in der wir mit der Verbreitung von beängstigenden, verwirrenden und manchmal übertriebenen Botschaften in den sozialen Netzwerken konfrontiert sind, möchte ich alle daran erinnern, dass der gesunde Menschenverstand und speziell die Bescheidenheit vorherrschen müssen.

An Rosch Haschana bitten wir G“tt, über die gesamte Welt zu herrschen. Wir krönen G“tt zum König. Wir befassen uns nicht mit allerhand irdischen Bedürfnissen. Wir stellen fest, dass wir Seine Diener sind.

In manchen religiösen Kreisen ist dieses Konzept der Herrschaft G“ttes verdrängt worden, wenn nicht selbst gänzlich entfernt.

Man sieht es nicht mehr so als gegeben, diese vollständige Unterwerfung. G“tt als Heiler, als Freund in Zeiten der Not oder als Gescheiter Ratgeber ist noch annehmbar, aber absolute Herrschaft und vollständige Gehorsamkeit, nein, diese passen nicht mehr in unsere Zeit. So denken heute viele Leute.

An Rosch Haschana ist dieses jedoch schon der Inhalt unserer Gebete. Als Diener des Allerhöchsten möchten wir nichts mehr oder weniger, als dass G“tt als König geehrt und anerkannt wird. In der Synagoge, sind wir deshalb nicht mit unseren eigenen Wünschen hauptsächlich beschäftigt.

Zuhause unseren Lebensunterhalt

Erst wenn wir nach Hause kommen, sehen wir dort Dinge liegen, die uns an unsere Parnosse (an unseren Lebensunterhalt) und an unseren irdischen Erfolg erinnern. Wir essen ein Äpfelchen mit Honig, was ein süßes Jahr symbolisiert, und den Kopf eines Fisches, da wir hoffen, dass wir „der Kopf“ und nicht „der unterste Teil “ sein werden.

Dies sind die so genannten Simanim, die Traditionsgemäss am Abend des jüdischen Neujahres ausgesprochen werden bei bestimmte Speisen die unsere Wünsche und Hoffnungen auf das kommende Jahr ausdrücken und dabei helfen uns an die Bedeutung des Feiertages zu erinnern.

Mit einer im Grunde genommen symbolischen Sprache sprechen wir zu G“tt: „wir möchten Dir gerne als Knechte und als Kinder dienen, und das haben wir auch die ganze Zeit in der Synagoge gemacht, aber wir könnten das besser machen, wenn wir gesund sind, Kinder haben und genügend Geld verdienen, um unsere Rechnungen zu bezahlen. Hilf uns bitte auch hiermit!

persönliche Konsequenzen

Diese Verherrlichung von G“ttes Königherrschaft über die gesamte Welt hat auch sehr persönliche Konsequenzen. Wir können nicht so ohne Weiteres unseren eigenen Vorstellungen nachgehen.

Dieses bildet anscheinend die Hauptbotschaft der Parscha von dieser Woche: „Wenn  aber jemand beim Hören dieser Verfluchungen meint, dass er gesegnet bleiben wird und sagt: ich werde Frieden finden, wenn ich in Scherirut Libi – der Verstocktheit meines Herzens“ – wandele, dann hat er sich geirrt (29:18). 

Scherirut Libi bedeutet die Art, auf die mein Gefühl mir das vermittelt. Oft meinen wir tatsächlich, dass wir selber fest stellen können, was gut und was böse ist. Oft lassen wir uns durch unser eigenes Verständnis leiten.

Unsere Wunschliste lassen wir mal zu Hause

Rosch Haschana ist unverfälscht. Wir kommen nicht in die Synagoge, um immer nach „mehr und schöner“ zu ersuchen, sondern um G“tt zu ehren und die Richtlinien der Thora als unsere ultimativen Lebensregeln zu akzeptieren. Unsere Wunschliste lassen wir mal zu Hause.

das Andere in den Mittelpunkt stellen

Rosch Haschana lehrt uns eben, das Andere in den Mittelpunkt zu stellen. Hierunter fällt auch unser Mitmensch. Deshalb wird an Rosch Haschana an drei besondere Frauen – Sara, Rachel und Channa – erinnert. Sie wurden schwanger und bekamen ein besonderes Kind. Sie waren nicht egoistisch:

·      Awraham und Sara kümmerten sich andauernd um Andere. Deshalb wurde ihr Kinderwunsch erfüllt.

·      Auch Rachel, unsere dritte Erzmutter, wurde bedacht. Rachel hatte ihre Schwester Lea vor einer gewaltigen Schande unter der Chuppa mit Ja’akow verschont, indem sie ihr den Code, also die vereinbarten Geheimwörter verriet, so dass Ja’akow dachte, Rachel würde neben ihm stehen.

·      Auch Channa wurde an Rosch Haschana bedacht, da sie nur zur Steigerung der Gloria des G“ttlichen Königreiches, ein Kind haben wollte. Sie suchte nicht um ein Kind nach, um dieses zu bemuttern, sondern wollte, dass ihr Sohn Schmu’ejl, der spätere große Prophet und Leiter des jüdischen Volkes, sein ganzes Leben G“tt widmen sollte.

        Judentum bedeutet auch, an andere zu denken. Und das ist es, was wir hier Baruch Haschem in der Gemeinde tun.

Wir wünschen Ihnen eine Schana Tova Umetuka,

ein Jahr voller Gesundheit, Freude und Schalom

zusammen mit Klal Jisraeel

Bleiben Sie gesund !!