IM PALAST DES KÖNIGS – Parascha Tasria-Mezora

IM PALAST DES KÖNIGS – Parascha Tasria-Mezora

War Lepra bezw. Aussatz eine Krankheit oder ein Einschreiten von Oben? Rabbiner Hirsch (19. Jahrhundert, Deutschland) hat anhand verschiedener Symptome angedeutet, dass es jedenfalls kein Lepra sein konnte.

Die Frage stellt sich dann, was Aussatz tatsächlich wohl war oder hätte sein können? Die Erklärer vermuten, dass Tsara’at (Aussatz) ein übernatürliches Phänomen war und nur in einem überaus geweihten Umfeld erfolgen konnte.

außerhalb von Israel kein Tsara’at 

Menschen, Bekleidung oder Häuser wurden außerhalb von Israel nicht von Tsara’at heimgesucht. Auch kam das nur innerhalb des Jüdischen Volkes vor und nur, wenn das Jüdische Volk auf einer hohen Ebene von Kedduscha (Heiligkeit) und Spiritualität funktionierte.

Nur unter diesen Umständen konnten die weißen Fleckchen durch den Kohen (Priester) als Tsara’at erkannt und fest gestellt werden. Das bedeutete dann, dass HaSchem (G“tt) sich von jemandem entfernte, der zum Beispiel lästerte und ihm/ihr somit deutlich machen wollte, dass hiermit aufgehört werden sollte.

Haschgacha peratit, spezielle Aufmerksamkeit 

So eine private Tätigkeit oder persönliche Beachtung durch HaSchem (G“tt) nennen wir in Hebräisch: Haschgacha Peratit, spezielle Aufmerksamkeit (auf Dein eigenes Wohlsein).

Das bedeutet, dass HaSchem (G“tt) sich intensiv auch um unser Privatleben bemüht. Durch Zeichen aus dem Himmel zeigte uns G“tt auf, wie wir uns religiös vervollständigen konnten. Jede Abschweifung wurde schnell berichtigt. Durch das spezielle Himmlische Hinschauen wurdest Du sofort korrigiert und wieder auf den richtigen Weg zurück gebracht. Auf diese Art wurde der Satz und die Zusage „ICH bin HaSchem (G“tt) in der Mitte des Landes“ (Ex. 8:18) bewahrheitet. Kein Nonsense. Missverständnisse waren nicht möglich.

zu Seinem Dienst näher gebracht 

Am Sederabend essen wir Matzoth und Marror, da jeder dazu angehalten oder von dem angenommen wird, den Auszug aus Ägypten jedes Jahr wieder aufs Neue zu erleben. Aber es geht um mehr: es geht auch darum, dass die außergewöhnliche G“ttliche Beachtung jedem von uns anteilig zugeht. Am Sederabend nimmt HaSchem (G“tt) uns wieder an die Hand. Nachdem wir erklärt haben, dass unsere Ahnen ursprünglich Götzendiener waren, erklären wir feierlich, dass HaSchem (G“tt) uns nun zu Seinem Dienst näher gebracht hat.

zuerst der anfängliche unwürdige Zustand 

Die Mischna schreibt vor, dass während der Erzählung des Auszuges zuerst der anfängliche unwürdige Zustand des Jüdischen Volkes erzählt werden muss, um danach seine einzigartige, besondere Befreiung zu beschreiben (B.T. Pessachim 116a).

Ursprünglich waren unsere Ahnen Götzendiener

Das durch die Mischna geforderte wird erfüllt, indem wir zuerst erzählen, dass wir Sklaven waren und dass G“tt uns danach befreite. Laut einer anderen Meinung sollten wir erzählen: „Ursprünglich waren unsere Ahnen Götzendiener (ein unwürdiger Status), aber jetzt hat der Allgegenwärtige uns zu Seiner Dienstbezeugung gebracht (der darauf folgenden Erleuchtung). Was ist der Grund dieser besonderen Art des Erzählens?

eine Deutung von der Führung G“ttes 

Der Maharal von Prag erläutert, dass ein ruhmreicher Zustand nach einem unwürdigen Anfang eine Deutung von der Führung G“ttes der Geschichte ist. Das verläuft parallel mit der Natur, wo Dinge in einem unvollkommenen Zustand geboren oder geschaffen werden und nach einer gewissen Zeit Erwachsensein erlangen und perfekter anfangen zu funktionieren.  

Deshalb musste auch das ursprüngliche Licht, dass geschaffen wurde, am ersten Tag von der Finsternis vorher gegangen werden. Denn Licht ist die Perfektion der Schöpfung und es kann nicht sein, dass dieses sofort zu Beginn der Schöpfung entstehen sollte.

Was ist ein religiöser Mensch? 

Haschgacha Peratit, die besondere Beachtung unserer religiösen Ebene aus dem Himmel heraus, ist für viele von uns nicht richtig zu verstehen. Ich frage immer: „Was ist ein religiöser Mensch laut dem Judentum?“ Ich denke, dass es, neben der Erfüllung der Mitzwot, wichtig ist, die Hand von HaSchem (G“tt) überall drin zu sehen. Wenn Du dafür empfindlich bist, wirst Du von selbst dieser Haschgacha Peratit, dieser besonderen Himmlischen Beachtung, würdig und anteilig.

Lösung für alle Arten von Eifersucht 

Die Empfindung von Haschgacha Peratit ist auch die Lösung für alle Arten von Eifersucht. Jeder hat seinen eigenen Platz auf der Welt und erhält dafür die Talente und Möglichkeiten, seine irdische Aufgabe zu vollziehen. Es hilft uns nichts, unseren Freunden oder Bekannten nach zu ahmen, da sie etwas anderes auf dieser Welt machen müssen als Du. Es gibt eine bekannte Geschichte eines Schülers von Rabbi Jisraejl Salanter, Rabbi Naftali Amsterdam.

Rabbi Naftali Amsterdam: so, wie Du bist, auf die Welt gesetzt worden 

Rabbi Naftali äußerte einst den Wunsch, genau so ein Genie, wie der Scha’agat Arje (ein großer Gelehrter aus der damaligen Zeit) zu werden, so viele religiöse Emotionen wie ein zweiter Chacham erbringen zu können und die Charaktereigenschaften von Rabbi Jisraejl Salanter zu haben. Aber sein Rebbe, Rabbi Jisraejl Salanter, sagte zu ihm, dass er da irrte: „Es geht um Dich, Reb Naftali, Du sollst Deine Talente und Möglichkeiten bewahrheiten. Deshalb bist Du so, wie Du bist, auf die Welt gesetzt worden“.