In Ferien oder auf einer Kreuzfahrt, im Hotel oder beim Camping TEIL II

In Ferien oder auf einer Kreuzfahrt, im Hotel oder beim Camping TEIL II

Voriges Mal hatten wir bereits begonnen, uns mit den unterschiedlichsten Vorschriften für unterwegs zu befassen. Da die Ferien immer näher kommen, würde ich gerne in diesem Sinne fort fahren.

Tefilat Haderech (das Gebet für unterwegs)

Das Gebet für unterwegs oder auf Reisen ist vielen bekannt. Kurz vor einer Reise sind viele Menschen meist etwas nervös. Wir bitten G“tt für alles, was wir vor haben, um Seinen Schutz. Weniger bekannt ist jedoch, dass dieses Gebet bevorzugt im Ruhezustand und stehend gesprochen werden soll. Das Beste wäre also, außerhalb des bebauten Gebietes (an den Rändern der Stadt ist das überhaupt nicht so einfach) an zu halten und aus zu steigen. Aber das machen die meisten Menschen nicht.

Außerdem ist es ratsam, die Tefilat Haderech anschließend an eine andere Beracha folgen zu lassen. Die Tefilat Haderech fängt nämlich nicht mit den Worten Baruch Ata Ha’Schem an (Gelobt seiest Du G“tt (Ha’Schem)).

Man trinkt also zum Beispiel eine Dose Cola, spricht anschließend die entsprechende Beracha und fügt dann die Tefilat Haderech sofort hinzu. Die Thora begleitet uns selbst in den Ferien.

Aber viele Menschen fliegen heutzutage. Wann spricht man Tefilat Haderech, wenn man fliegt?

*Wenn Du ab Deinem Wohnort fliegst, sprichst Du Tefilat Haderech wenn das Luftfahrzeug auf der Startbahn rollt.

*Verreist Du aus einer anderen Stadt, dann sagst Du Tefilat Haderech auf der Fahrt zum Flughafen.

Kerzen für Schabbat

Wenn ein Mann allein auf Reisen ist, muss er, wenn er sich in seinem Hotelzimmer befindet, seine eigenen Schabbatlichter anzünden, damit er bei der Schabbatmahlzeit Beleuchtung hat. Obwohl seine Frau die Lichter zu Hause anzündet, reicht das letztendlich nicht in seinem Hotelzimmer aus. Der Mann unterwegs muss also selber die Lichter entzünden. Aber heutzutage erlauben die Hotelmanager kein offenes Feuer mehr.

Wenn das Hotel brennende Kerzen auf den Zimmern nicht erlaubt oder ein akuter Alarm wird hierdurch ausgelöst, darf man (als Ersatz) elektrisch anzünden, nachdem man eine Beracha über eine Lampe mit einem brennenden Glühdraht gesprochen hat, wie zum Beispiel einer Taschenlampe, aber nicht über LED-Licht.

Kiddusch ohne Wein

Stell Dir vor, dass Du beim Einpacken den koscheren Wein vergessen hast. Heutzutage kannst Du die netten, kleinen Fläschchen Wein (trocken oder süß) oder Traubensaft bekommen, die für ein Mal Kiddusch reichen. Aber am Ferienziel eingetroffen, stellst Du fest, dass Du überhaupt nichts mit genommen hast. Und kein koscheres Weingeschäft weit und breit zu finden.

Wie machst Du Kiddusch ohne Wein? Der Kidduschwein ist ein wichtiger Bestandteil der Freitagabend- oder Schabbatmorgen-Mahlzeit. Jedoch ist er, halachisch gesehen, nicht unentbehrlich.

Wenn Du Freitagabend keinen Wein hast, machst Du den Kiddusch über Brot. Wie geht das vor sich? Man wäscht sich zunächst die Hände – spricht dazu den Segensspruch „al netilat jadajim“ – berührt mit beiden Händen anschließend bei Wajechulu die mit der Challah-Decke oder mit einem sauberen Tuch abgedeckte Challoth und spricht den Kiddusch-Text so, wie dieser über den Wein zu erfolgen hat.

Bei der Beracha „Hamotzi“ – die über das Brot gesprochen wird anstatt von „borej peri hagafen“ über den Wein – entfernt man die Challah-Decke vom Brot.

Beim Ausspruch von „HaSchem“, dem Namen G“ttes in der Beracha „Hamotzi“, hebt man die Challes hoch und am Ende der Beracha „Hamotzi“ legt man die Challa-Decke wieder auf die Challes und fährt im Kiddusch-Text weiter fort, während die Hände wieder auf den zugedeckten Challoth ruhen.

Hiernach schneidet man die Challes auf die übliche Art an und isst davon einen „Kesajit“ (Olivengröße, etwa 30cc) Challe.

Wenn Du auch kein Brot hast, sprichst Du Freitagabend den Kiddusch über „Chamar Medina“, einem Getränk, das man einem nicht durstigen Gast reichen würde, wie z.B. Fanta, Coca Cola, Likör, Schnaps oder Kaffee.

Der Kiddisch am Schabbat-Morgen

Beim Schabbat-Morgen oder –Vormittag Kiddusch gelten etwas andere Regeln. Da hat – bei fehlendem Wein – die „Chamar Medina“ Beracha gegenüber den Challoth Priorität. Früher machten wir wohl Kiddusch über Schnaps, am liebsten 90 cc. Wenn weder Wein noch „Chamar Medina“ vorhanden sind, macht man an Schabbat-Vormittag auch den Kiddusche über die Challes.

Die Beracha „Hamotzi“ wird am Ende des Vormittags beim Kiddusch über das Brot, an Stelle von „Borej peri Hagafen“ über den Wein, gesprochen.

Sind auch keine Challes vorhanden, spricht man „Hamotzi“ über zwei Stückchen Brot.

Die Havdalah – die Verabschiedung des Schabbats

In unserer Synagoge haben wir nach Beendigung des Schabbats immer eine „Havdalah-Party“ mit Gesang und Musik. Das wichtigste bei der Havdalah sind jedoch vier Berachot (Segenssprüche). Am Ende des Schabbats, also beim Einbruch der Dunkelheit, sprechen wir die Havdalah über einen Becher Wein mit der

1. Beracha „Borej peri Hagafen“ über den Wein. Dazu sagen wir auch die

2. Beracha „Borej minej Besamim“ über wohlriechende Kräuter und die dritte

3. Beracha „Borej meorej ha’ejsch“ über das Feuer zweier Dochte einer geflochtenen Kerze. Anschließend spricht man die

4. Beracha „Hamawdil“, wobei wir den Unterschied zwischen dem heiligen Tag Schabbat und den nachfolgenden wöchentlichen Werktagen machen.

Auch wenn es keine wohlriechenden Speisen oder Feuer gibt, spricht man die Beracha „Hamawdil“ über einen Becher Wein, Traubensaft oder „Chamar Medina“ (Coca Cola oder ähnliches). Havdalah kann man nicht über Brot machen. Man muss also mit Havdalah warten, bis man über Wein, Traubensaft oder „Chamar Medina“ verfügt.

Verspätete Havdalah

Für die Havdalah besteht wohl ein Zeitlimit:

1. die Beracha über den Wein und die Beracha „Hamawdil“ darf man bis zum Sonnenuntergang an Dienstagabend sprechen.

2. Die Berachot (Segenssprüche) über die Besamim (wohlriechende Kräuter oder Speisen) oder über das Feuer darf man nur bis Sonntagmorgen sprechen, aber nach Ablauf von Motsaej Schabbat (Samstagabend und –Nacht) nicht mehr.

Nach Sonntagmorgen früh darf man also nur noch die Beracha über den Wein und die Beracha „Hamawdil“ sagen. Der Minhag (der Brauch) ist, nach Sonntagmorgen auch die einleitenden Psukim (Verse) „Hinej Kejl Jeschuati“) nicht mehr zu sagen.

Normalerweise hören Frauen der Havdalah ihres Mannes zu. Wenn der Mann jedoch nicht anwesend ist, kann er keine Havdalah für sie über das Telefon machen. Dann muss sie also selber die Havdalah machen.

Netilat Jadajim – das Händewaschen

Wenn es in der Nähe kein Wasser zum Händewaschen gibt, darfst Du Handschuhe verwenden (z.B. aus Latex, wenn Du nicht dagegen allergisch bist) und so Dein Brot essen. Das Brot nur in Papier oder in Alufolie ein zu wickeln genügt nicht.

Eine andere Lösung für das „Händewaschproblem unterwegs“ ist, morgens während des Frühstücks die Hände mit dem Tnai (Bedingung oder Absicht) zu waschen, dass dieses für den gesamten Tag gilt. Aber das bedeutet schon, dass man den gesamten Tag darauf achten muss, die Hände rituell sauber zu halten und alle 72 Minuten ein Stückchen Brot zu essen. Das ist fast unmöglich. Somit ist also die „Latex-Geschichte“ die Lösung des Problems.

Kaschrut

Das Kaschern eines Mikrowellen-Ofens

Du gehst also in Dein Zimmer und dort steht ein Mikrowellen-Ofen (nachstehend ist immer das entsprechende Gerät gemeint). Wie bekommt man das koscher? Lasse es 24 Stunden unbenutzt stehen (meistens ist das bereits bei Ankunft der Fall) und säubere es ausgiebig. Anschließend nimmst Du eine Schale mit Wasser (diese Schale muss Mikrowellen-tauglich sein!) und lässt sie 15 Minuten auf höchste Stufe „arbeiten“. Schütte auch etwas Wasser auf die gläserne Schale und auf den Boden der Mikrowelle. Nun ist die Mikrowelle koscher.

Unterwegs Fisch kaufen

Wie kauft man beim Fischhändler koscheren Fisch? Allgemein gilt:

1. Ein koscherer Fisch hat immer Schuppen und Flossen. Alle Fische haben Flossen, aber nur ein koscherer Fisch hat sowohl Schuppen wie Flossen.

2. Fische, von denen die Schuppen nicht entfernt werden können, sind nicht koscher.

3. Salm ist im Prinzip immer leicht zu erkennen, auch nachdem er zu Filet vorbereitet wurde.

4. Bei anderen Fischen sollte man den Fischhändler bitten, den Fisch in Deiner Anwesenheit zu filetieren, so dass Du sehen kannst, ob der Fisch Schuppen und Flossen hat und es der Fisch ist, den Du haben möchtest und nicht einen nicht-koscheren Fisch.

Bitte den Fischhändler, dass er sein Messer mit Seife und kaltem Wasser abwaschen möchte, bevor er anfängt, Deinen Fisch zu filetieren.

Hast Du mit der Äußerung dieses Wunsches Probleme, wasche die Fischstücke, nachdem diese durch den Fischhändler filetiert wurden, zu Hause mit lauwarmen Wasser ab und schrubbe die Schnittflächen mit einem kalten Messer ab, bevor Du den Fisch zum Verzehr zubereitest.

Cashew-Nüsse für unterwegs

Cashew-Nüsse sind für unterwegs ein herrlicher Snack. Was ist das Problem von Cashew-Nüssen und wie löst Du das?

1. Es kommt schon mal vor, dass sich Würmer in Cashew-Nüssen befinden.

2. Im Prinzip müsste man sie also auf Würmer oder ähnliches untersuchen.

3. es sei denn, dass es eine Chasaka (Sicherheit) gibt, dass diese oder jene Sorte in dieser Zeit und egal welche Sorte aus welchem Land auch kommt, keine Würmer beinhaltet.

4. Sind die Nüsse geröstet oder getrocknet, werden die Würmer als Staub beurteilt und die Nüsse sind nicht mehr verboten.

5. Dieses wird dann auch für Erdnüsse, für Sonnenblumenkerne und Mohnsaat empfohlen.

Koscher?

Auf was sollte man bei der Frage achten, ob ein Erzeugnis koscher ist, wenn sich kein Hechscher (eine rabbinische Koscherbestätigung) darauf befindet?

1. Tierische Fette, Fischöl;

2. Insekten;

3. Unerlaubte E-Nummern;

4. Gelatine;

5. Fleisch/Milch im Produkt;

6. Keine verbotenen Zugaben;

7. Kein Wein oder Derivate von Wein, kein Weinessig.

Das Kaschern von Besteck in einem nicht koscheren Hotel

Manchmal befindet sich im Hotelzimmer nicht-koscheres Besteck, dass man trotzdem nutzen möchte. Wie kaschert man Essgeräte und Küchengeräte?

a. In kochendem Wasser, oder dermaßen erhitzen, bis diese rotglühend sind. (Letzteres geht oft nicht!)

b. Gegenstände (meistens Besteck) sondern ihren Issur (verbotene Inhaltsstoffe) auf die gleiche Weise ab, wie sie diese aufgenommen haben. Also:

*das, was auf Feuer benutzt wird (ein Spieß zum Beispiel) kaschert man mittels Feuer (mit einem Brenner zum Beispiel. Den Gegenstand dann in die Flamme halten, bis er rotglühend wird).

*und das, womit gekocht wird, mittels kochendem Wassers (100 Grad). Keramik oder Porzellan können NICHT gekaschert werden.

c. Nur beim Auskochen: 24 Stunden warten, nachdem der Gegenstand heiß (mehr als 45 Grad Celsius) benutzt wurde,

d. die Gegenstände müssen vollkommen sauber gemacht werden, Rost usw. entfernen,

e. anschließend in kochendes Wasser legen und hinterher mit kaltem Wasser ab spülen.

Tja… und dann doch noch angenehme Ferien!