INTERESSE FÜR GUTE EIGENSCHAFTEN? – Parascha Noach

INTERESSE FÜR GUTE EIGENSCHAFTEN? – Parascha Noach

Im Lehrbuch Scha’arej Keduscha (1:2) behauptet der berühmte Kabbalist Rabbi Chaim Vital, dass „gute Eigenschaften keinen Gegenstand der 613 Mitswot (Beauftragungen, Anweisungen) seien, die die Thora vorgibt.

Gute Eigenschaften bilden eine Vorbereitung auf die Erfüllung der 613 Mitswot.

Schlechte Eigenschaften sind schwerwiegendere Fehler als Fehlverhalten, als Verstöße.

Man muss sich vor schlechten Eigenschaften mehr in Acht nehmen als vor Verstößen.

Da gute Eigenschaften die Basis der 613 Mitswot bilden, werden sie in der Thora nicht vermerkt“.

So erklärt Rabbi Chaim Vital, weshalb die Thora anscheinend dem nicht Vorhandensein guter Eigenschaften so wenig Interesse beizumessen scheint.

Gute Eigenschaften sind die Vorbereitung auf ein wahrhaftiges Thora-Leben

Ein Mensch kann erst an der Thora partizipieren, nachdem er sich bis zu den guten Eigenschaften durchgearbeitet hat. Erst danach beginnen die Werte der Thora zu wirken.

Hiermit wird auch die Frage beantwortet, weshalb die Thora anfängt, mit

a.     der gesamten Schöpfungsgeschichte

b.    danach die Zeitspanne der Sintflut und

c.     der Turmbau zu Babel folgen.

Wenn die Thora als das „Buch der Mitswot“ gemeint ist, hätte die Thora mit der ersten Mitswa für das Jüdische Volk, mit dem Auftrag einen Jüdischen Kalender zu erstellen (Anfang des Buches Exodus, Abschnitt 12), beginnen müssen.

Das gesamte Buch Bereschit (Genesis) ist ein großer Lehr- und Lernbereich, der das Entfernen von schlechten Eigenschaften vermittelt und das sich aneignen von guten Eigenschaften.

Das Buch Bereschit wird auch Sefer haJaschar genannt, das Buch der Aufrichtigen, der Erzväter, da sie in herausragender Weise unsere Vorbilder und leuchtenden Beispiele sind.

Die drei schlimmsten Eigenschaften sind bereits in einer Aussage von Rabbi Elasar Hakappar beschrieben, die benennt:

1. den Neid

2. die Begierde

3. das Streben nach Ruhm führt den Menschen dazu, den Halt in der Welt zu verlieren (Pirkej Awot 4:21)

Raschi (tausendvierzig bis elfhundertundfünf) gibt drei Beispiele dieser gescheiten Lektion:

-Missgunst ist Eifersucht unter Freunden.

-Begierde ist Unzucht.

-das Streben nach Ruhm ist das Nachjagen nach Befehlsgewalt und Macht.

Maimonides (zwölftes Jahrhundert) meint, dass eine Kombination dieser drei Eigenschaften oder selbst nur eines dieser drei Eigenschaften:

1.     den Glauben in die Thora schwächt und

2.     den Menschen auf dem Weg nach Weisheit und Persönlichkeitsentwickelung behindert.

Es gibt zwei Arten von Eifersucht und jede Form von Eifersucht kennt unterschiedliche Stufen:

1)    Eifersucht auf die spirituellen, ethischen oder intellektuellen Leistungen eines Anderen.

*Wenn jemand vom edelmütigen Charakter eines Anderen oder von seinem spirituellen Fortschritt in Frustration gerät

*Eine bestimmte Art von Eifersucht ist zu ertragen, wie unsere Weisen das bezeichnen: kinat sofrim tarbè chochma: „Eifersucht unter Gelehrten vermehrt die Weisheit“.

Wenn jemand so heilig und gebildet wie seine Freunde sein möchte und aus Eifersucht versucht, sie zu imitieren, ist das zu tolerieren.

Obwohl diese Art von Eifersucht nicht als Studienmotivation gewünscht ist, ist sie zumindest akzeptabel.

2)    Eifersucht auf den materiellen Vorsprung eines Anderen.

·       Die schlimmste Art von Eifersucht ist, dass weniger reiche Personen reichere Menschen nicht leiden können. Auch wenn man selbst reich ist, kann man es nicht ertragen, das Andere reicher sind als einer selber.

·       Er möchte auch reich sein, aber kann den Reichtum Anderer ertragen. Dieses ist die kleinste verwerfliche Art von Eifersucht.

Begierde, selbst von erlaubten Vergnügungen, ist für ein langes Leben nicht förderlich.

Zu viel Essen und Trinken kann körperliche Schädigungen verursachen.

Andere zwingen, ihn zu ehren, ist die niedrigste Art von Selbsteinschätzung.

Noch schlimmer ist das Verlangen, für gute Eigenschaften, die man nicht besitzt, geehrt zu werden.

Wenn wir nach Ehre streben, nur um uns besser als ein anderer zu fühlen, sind wir sehr verwerflich tätig.