Israel unter den Nationen

Gespräch zwischen Ben Noach und islamischem Gelehrten

Israel unter den Nationen

Ben Noach: Aber welche besondere Rolle spielt das jüdische Volk bei den großen Weltereignissen?

Rabbi: Wenn wir die ganze Welt als einen großen Körper und alle Völker als die Organe dieses Körpers sehen, dann bildet das jüdische Volk das Herz. Das Herz ist das empfindlichste Organ und auch sehr anfällig. Es ist anfällig für alle Arten von Krankheiten und Einflüssen.

G-tt bestraft uns für unsere Sünden, lässt es aber nicht zu, dass die Sünden aufsteigen, bis wir gemeinsam zugrunde gehen. Das geschah mit den alten Völkern, die in Kena’an lebten, wie den Amoritern. Die Tora sagt, dass das Verbrechen der Amoriter noch nicht voll war und dass die Juden warten mussten, um das Land Israel zu betreten, bis ihr Maß überlief.

Andere Organe können eine Krankheitsquelle für das Herz sein. Das Herz kann alle Arten von Infektionen vom gesamten Körper übertragen. Zu viele Kontakte mit anderen Kulturen sorgen dafür, dass wir seltsame Elemente erhalten, die wir oft nicht bewältigen können und wir unter spirituellen Nachteilen leiden. So kann es vorkommen, dass das jüdische Volk die Sünden der übrigen Welt trägt.

Dies ermöglicht es anderen, in Frieden zu leben, aber wir stehen vor großen Prüfungen. Wir werden regelmäßig getestet. Die Absicht ist, das Beste aus unserem spirituellen Leben herauszuholen. Aufgrund dessen taucht unsere tiefste spirituelle Quelle auf, unsere Seelenflecken werden entfernt und wir tauchen gestärkt und gereinigt aus dem Kampf auf.

Die ganze Welt wurde für den Menschen geschaffen, und je frommer der Mensch ist, desto mehr wird er zum Zentrum des g´ttlichen Interesses. Die höchsten spirituellen Geister bilden letztendlich das Zentrum des g´ttlichen Interesses.

Die richtige Balance

Ben Noach: Wo ist die richtige Balance?

Rabbi: Das g´ttliche Element kann im richtigen Gleichgewicht zwischen den verschiedenen gegensätzlichen Kräften im Körper und in der Welt gefunden werden. Das Judentum setzt das Ideal des richtigen Gleichgewichts voraus. Wenn man sich zu sehr auf die Emotionen verlässt, wird der Intellekt mangelhaft sein. Wenn man sich zu viele Enthaltungen auferlegt, wird der Körper zu kurz kommen. Askese ist kein Ausdruck von Frömmigkeit. Das Leben eines Einsiedlers ist keine g´ttgefällige Existenz. Man muss sich nicht vom Geschäft und Handel zurückziehen, um so nüchtern wie möglich zu leben, wenn man dies seinen Kindern und seiner Familie antut. Wenn man armen Menschen Tsedaka gibt, tut man eine gute Tat, die G-tt gefällt.

Drei Modi des G´ttesdienstes

Ben Noach: Wo ist das Gleichgewicht beim Dienen von G-tt?

Rabbi: Im Allgemeinen kann G-tt auf drei Arten gedient werden: mit Jira (Ehrfurcht), mit Ahava (Liebe) und mit Simcha (Freude). Alle Emotionen müssen für das Höchste Wesen von Bedeutung sein und in die richtige Richtung gelenkt werden. G’tt möchte verherrlicht werden. Wenn es jedoch keine leitende Hand gibt, können alle guten Absichten und Gefühle in ein alles verzehrendes Feuer ausarten.

Verherrlichung des G´ttlichen in der Welt

Ben Noah: Der Prophet Jesaja (49: 3) sagt wörtlich: “In Israel verherrliche ich mich”? Warum will G-tt vom Volk verherrlicht werden?

Rabbi: Die Verherrlichung des Schöpfers ist notwendig, um Missverständnisse auszuräumen und klar zu machen, dass die Welt einen Boss hat. Bevor die Tora gegeben wurde, glaubten viele Menschen, dass es keinen Unterschied zwischen G-tt und der erschaffenen Welt gibt. Alles war ewig und anscheinend selbst gemacht. Feueranbeter glaubten, dass die schöpferische Kraft vom Feuer kam und dass Feuer die Grundlage der menschlichen Seele war. Als solches wurde dem gedient und angebetet.

Andere Gruppen glaubten, dass der physische Himmel die Welt geschaffen hatte und daher angebetet werden sollte. Eine andere Bewegung ging davon aus, dass wichtige Menschen geehrt und verg´ttert werden sollten. Irgendwann kam man zum wahren Ursprung der Welt und erkannte, dass das Universum erschaffen wurde und das Höchste Wesen als Führer und Gehirn hinter der Schöpfung alle Details der Welt erschuf und sie daher kennt und kontrolliert. Unnötig zu erwähnen, dass alles auf dieser Welt durch das g´ttliche Element ausgeglichen wurde.

Was nützt der Monotheismus und was lehrt er in der Neuzeit? Gerade in unserer Zeit der Wissenschaft und der Rationalität ist der Monotheismus unverzichtbar. Der Glaube an einen G-tt setzt voraus, dass alles von einem zentralen Punkt aus geschaffen wird. Dies erklärt, warum alles im Universum miteinander zusammenhängt. Die Wissenschaft stellt zunehmend fest, dass eine enorme Korrelation zwischen allen Arten von natürlichen, psychologischen, soziologischen, physiologischen und anderen Arten von Gesetzen besteht.

Die Gesetzmäßigkeit und Kohärenz aller Phänomene in dieser Welt kann nur anhand eines Leitprinzips erklärt werden. Der Vielg´tterei geht davon aus, dass jedes Ereignis oder Phänomen seinen eigenen G´tt hat. Wir gehen davon aus, dass alles nach einem zentralen Prinzip geschaffen und gesteuert wird. Ohne Monotheismus ist die Wissenschaft – die ständige Entdeckung aller Arten von Verbindungen in der natürlichen und spirituellen Welt – undenkbar.