Jitro: Vom Götzendiener zum Vorbild – Parascha Jitro

Jitro: Vom Götzendiener zum Vorbild – Parascha Jitro

Unser Wochenabschnitt Yitro trägt den Namen einer Persönlichkeit, welche einst ein heidischer Priester und Götzendiener war, bevor er zum Judentum konvertierte. Nicht nur, dass die Tora ihm einen ganzen Abschnitt widmet und die ganze Parascha nach ihm benennt, es ist die wichtigste Parascha in der ganzen Tora, die der Offenbarung G´ttes am Berg Sinai und der Übergabe der Tora an die Menschheit. Womit hat er es verdient, dass ihm so viel Respekt erwiesen wird?

Die Antwort auf diese Frage finden wir im ersten Wort unseres Wochenabschnitts: „Und Yitro hörte…“ (Schmot 18, Vers 1). Alle Völker der Welt hörten von den 10 Plagen, dem wundervollen (im wahren Sinne des Wortes) Auszug des jüdischen Volkes aus Ägypten und der Spaltung des Schilfmeeres. Dennoch, war es nur Yitro, welcher alles liegenließ, seine ganze Familie nahm und zu den Juden in die Wüste ging. Er war der einzige Mensch auf der ganzen Welt, welcher die Geschehnisse nicht nur hörte, sondern auch Schlussfolgerungen daraus zog und bereit war, sein Leben zu verändern. Dies ist wahrlich ein großer Verdienst, jedoch warum wurde ausgerechnet dieser Wochenabschnitt nach ihm benannt?

Das Wort „Tora“ stammt von Hora´a (Lehre) ab, denn ihre hauptsächliche Aufgabe und Mission ist es uns zu lehren, wie man „richtig“ lebt und G´ttes Willen erfüllt. Wenn das Gehörte in ein Ohr hereingeht und durch das andere wieder herauskommt, dann geht der ganze Sinn der Tora verloren. Der Mensch muss das Gehörte in sich aufnehmen, sein Leben daran anpassen und falls nötig verändern.

Es wird erzählt über einen großen Lehrer der Völker, welcher Moral und Ethik predigte und selbst bei einer eher unmoralischen Tätigkeit erwischt wurde. Auf die Frage, wie es sein kann, dass er selbst darüber lehrt und sich trotzdem damit beschäftigt, antwortete er, er sehe keinen Widerspruch, denn nur im Lehrsaal sei er der große Meister der Moral und Ethik. Das Judentum lehnt diese Einstellung gänzlich ab und ist der Ansicht, dass die Tora nicht unabhängig vom moralischen und ethischen Niveau des Menschen gelernt werden kann.  

Yitro ist ein Musterbeispiel dafür, wie man mit dem Gehörten umzugehen ha. Anders als der Rest der Welt, hörte er auf den „Ruf“ und war sofort bereit, Komfort und Luxus zurückzulassen und sein Leben zu verändern. Deswegen wurde ausgerechnet dieser Wochenabschnitt nach ihm genannt, um zu zeigen, wie im Idealfall die Worte der Tora aufgenommen werden sollen.

Auch wir können hier und da diesen „Ruf“ hören, aber es ist unsere Entscheidung, ob wir weitermachen, als wäre nichts geschehen oder bereit sind das Joch der Tora auf uns zu nehmen.