Kapparot: Warum schwenken wir ein Huhn über dem Kopf?

Kapparot: Warum schwenken wir ein Huhn über dem Kopf?

Zwischen Rosch HaSchana und Yom Kippur (Asseret Yemei Tschuva – Die 10 Bußtage) wird schon seit Jahrhunderten der Brauch gepflegt, Kapparot durchzuführen. Dieser Brauch wird schon in den Schriften der frühen Gaonim (7. Jahrhundert) erwähnt und wurde im Laufe der Jahrhunderte in verschiedenen Variationen praktiziert.

Ursprünglich wurde dabei ein weißer Hahn (für Männer und eine weiße Henne für Frauen) über dem Kopf geschwungen und währenddessen ein besonderes Gebet gesprochen. Anschließend wurde der Hahn bzw. die Henne geschächtet und deren Fleisch wurde an bedürftige Menschen verteilt. 

Die Symbolik dieses Brauches ist, dass das Huhn den Menschen repräsentiert und daran erinnern soll, dass bald (am Yom Kippur) das endgültige Urteil besiegelt wird. Möglicherweise schwebt unser Leben in Gefahr und wir müssen uns beeilen, Tschuva zu machen und G´tt um Vergebung zu bitten. Die Schächtung des Huhns soll den Eindruck verstärken, was eventuell passieren wird, wenn man diese letzte Gelegenheit ungenutzt lässt. 

Das Verteilen des Fleisches an bedürftige Menschen ist Zedaka (Wohltätigkeit), generell eine gute Tat und insbesondere vor Yom Kippur ein besonderer Verdienst für die Abwendung eines schlechten Urteils.

So wie an Rosch HaSchana im Gebet Unetane Tokef gesagt wird, dass Tschuva (Rückkehr), Tefila (Gebet) und Zedaka (Wohltätigkeit) ein potenziell schlechtes Urteil abwenden.

Der Grund, warum ursprünglich ausgerechnet Hühner für diesen Brauch verwendet wurden, ist, weil Hahn auf Hebräisch גבר (Gewer) heißt und mit der Bezeichnung גבר (Gewer) für Mensch identisch ist. Diese Ähnlichkeit soll auch die unerwünschte Ähnlichkeit des Schicksals verdeutlichen. 

Obwohl diese ursprüngliche Form des Brauches heutzutage mancherorts noch praktiziert wird, aus praktischen Gründen ist die verbreitete Version die Verwendung von Geld anstelle eines Huhns. Die Prozedur ist dieselbe, das Geld wird ebenfalls über dem Kopf geschwungen und anschließend an bedürftige Menschen gespendet. Es gibt keinen bestimmten Betrag, aber es ist üblich 15-20 Euro p.P zu spenden. Es ist üblich diese Prozedur am Erev Yom Kippur durchzuführen.

Folgender Text wird während der Kapparot-Prozedur gesprochen (siehe unten deutsche Übersetzung):

Zuerst wird dieser Abschnitt dreimal wiederholt:

Menschenkinder, die in der Dunkelheit und im Schatten des Todes sitzen, in Elend und eisernen Ketten gefesselt – ER (G´tt) wird sie aus der Dunkelheit und dem Schatten des Todes herausholen und ihre Bande trennen. Dumme Sünder, die wegen ihrer sündigen Wege und ihres Fehlverhaltens geplagt sind; ihre Seele verabscheut alles Essen und sie erreichen die Tore des Todes – sie schreien in ihrer Not zum HERRN; 

ER rettet sie vor ihren Leiden. ER sendet Sein Wort aus und heilt sie; ER befreit sie aus ihren Gräbern. 

Sie sollen dem HERRN für seine Güte danken und den Menschenkindern seine Wunder verkünden. Wenn es für einen Menschen (sogar) einen von tausend (Anklägern) gibt, der für seine Aufrichtigkeit spricht, dann wird ER ihm gnädig sein und sagen: “Befreiet ihn davon, zum Grab hinunterzugehen, Ich habe Sühne (für ihn) gefunden.”

Während man diesen Abschnitt spricht, schwingt man den Hahn (das Geld) über dem Kopf. Dies wird ebenfalls dreimal wiederholt:

Dies ist mein Austausch, dies ist mein Ersatz, dies ist meine Sühne. Dieser Hahn wird in den Tod gehen (Dieses Geld wird für Wohltätigkeit gehen) und ich werde zu einem guten, langen Leben und Frieden übergehen.