Keduschat Beit Haknesset: Die Heiligen Stätten heilig halten

Keduschat Beit Haknesset: Die Heiligen Stätten heilig halten

Weshalb sind wir hier? Was ist der Sinn und Zweck unseres Lebens? Unsere Waisen drücken diesen Sinn auf verschiedene Arten aus. Manchmal heißt es Vdavka bo (um an Ihm festzuhalten), und manchmal heißt es auch,  das Bauen eines dira b’tachtonim (eines Wohnortes für seine Anwesenheit in den Unterwelten). Ein dira b’tachtonim zu bauen bedeutet, daß wir durch unsere Handlungen und Andachten die Gegenwart der Schechina (Göttliche Gegenwart) in dieser Welt offenbaren.

Die Vereinigung von der Schechina mit Hakadosch Baruch Hu wird in der Thora anhand eines in die Tiefe gehenden Konzepts diskutiert, das im wesentlichen aufzeigt, daß die göttliche Gegenwart, die sich in dieser Welt offenbart und uns somit auch erreichen kann, nichts anderes ist, als der Schöpfer selbst. Um mit den Worten von Rav Avrohom Tzvi Kluger zu sprechen,  “durch die Tätigkeit eines jeglichen Mitzvahs oder Tefilla, wird bezeugt, daß diese Welt eigentlich nicht so ist, wie sie uns erscheint”.

Jede Person kann  durch ihr eigenes Handeln demonstrieren, daß diese Welt in Wirklichkeit eine Illusion ist und daß sich hinter allem ein viel tieferes spirituelles Bild befindet.  Wenn also eine Person ein Mitzvah, tätigt, entfernt sie die Auswirkungen dieser Illusion und offenbart somit, daß Haschem selbst  – die eigentliche Realität ist – die hinter allem steht.

Diese Offenbarung wird von unseren Weisen als eine Art intime Beziehung beschrieben. Wenn wir  dem Willen des Schöpfers in dieser Welt nachkommen, dann vereinen wir nicht nur die beiden Aspekte von Haschem, die als Schechina und Hakadosch Baruch Hu bekannt sind, sondern wir knüpfen auch unsere eigene persönliche Beziehung zu Ihm. Durch das sich in einem tieferen Sinne Anlehnen an Ihn, lassen wir zu, daß seine Gegenwart sich in dieser Welt offenbaren kann. Einfacher ausgedrückt, wenn wir unsere Avoda (G’ttesdienst) erfüllen, bringen wir Göttlichkeit in diese Welt.

Wo weilt oder wohnt die Schechina?

Das ist die Frage, worum es bei der Herstellung eines dira b’tachtonims geht. Es gibt verschiedene Orte, an denen wir sehen, daß die Schechina unter uns in dieser Welt wohnt. Der erste und offensichtlichste ist der im Mischkan (Tabernakel), unmittelbar gefolgt durch den der Batei-Mikdasch (Tempel). Diese heiligen Orte und deren Strukturen sind die wörtliche Demonstration eines dira b’tachtonim. Der Pasuk (Vers) sagt: “Mach mir ein Mikdasch (Heiligtum), und ich werde unter euch wohnen.” Dies ist das eigentliche Gebot der Thora, ein dira b’tachtonim zu bauen. Wir bauten diese mit ihren Strukturen, führten die Avoda (G’ttesdienst) durch, und eine tatsächlich spürbare göttliche Gegenwart wohnte somit unter uns und in uns.

In unseren Herzen

Unsere Waisen geben diesem Pasuk (Vers) jedoch eine tiefere Bedeutung und erklären, daß das einfache Verständnis des Verses schwierig ist, da dort hätte stehen sollen: “Mach mir ein Mikdasch und ich werde darin weilen.” Doch anstatt “darin zu verweilen” zu sagen, sagt der Vers tatsächlich “unter ihnen zu wohnen”. Im tieferen Sinne sagt uns der Vers, daß, wenn wir unser Leben mit starker Emuna (Glaube) leben und uns mit Haschem verbinden, indem wir ständig Mitzvos ausführen und ununterbrochen mit IHM sprechen,  erschaffen wir tatsächlich  eine Bleibe wo die göttliche Gegenwart in uns selbst wohnen kann. Deshalb sagte der Vers: “Ich werde unter ihnen wohnen”, und nicht “in ihm”. Darüber spricht das berühmte Lied, in dem es heißt: “bilvovi mischkan evneh, (in meinem Herzen werde ich ein Heiligtum bauen)”.

Im jüdischen Haus, daheim

Neben dem Mischkan, den batei-Mikdasch und dem Herzen jedes Juden sagen uns unsere Waisen auch, daß, wenn ein Mann und eine Frau in einem auf Thora-Werten basiertem Heim zusammenleben und alles daran setzen, Kedusha (Heiligkeit) in ihr Zuhause einzubringen, die Schechina mit ihnen in ihrem Haus wohnt. In gewisser Weise, wenn ein Mann und eine Frau mit Kedusha (Heiligkeit) und Schalom Bayit zusammenleben, schaffen sie die Bedingungen für das Verweilen der göttlichen Gegenwart, und sie wird wirklich ein Maß für die Beziehung. Wenn Mann und Frau mit ungeheurer Einheit, Liebe und Frieden zusammenkommen, bringen sie auch Hakadosch Baruch Hu und seine Schechina, direkt in ihrem eigenen Heim zusammen. Diese Art von Zuhause ist dann erfüllt von Heiligkeit, Licht und innerer Ruhe.

 

Schabbat Kodesch

Wenn wir Schabbat auf die richtige Art und Weise heilig halten,  und wir auf Melacha (Arbeit) verzichten, schaffen wir einen Ort  im Hier und Jetzt, in dem die Schechina wohnen kann.

Je mehr wir Schabbat durch unsere Rede in Tefillot, Zemirot und Divrei Thora heilig halten, desto mehr wird die dira b’tachtonim erweitert. Tatsächlich gibt es in einem jüdischen Haus, in dem am Schabbat keine negativen Worte gesprochen werden, sondern nur Worte der Liebe und Ermutigung, diwrei Torah und Zemirot. Wenn diese Art von Schabbat im häuslichen Rahmen von Schalom Bayit, Frieden und Ruhe praktiziert wird, bekommt der Schabbat an sich zu einer erhöhten, anders weltlichen Existenz.

 

Wenn wir uns zum Daven (Gebet) versammeln – In der Synagoge

Haschra’at HaSchechina (die Behausung der göttlichen Gegenwart) wird auch in der Mischna (mündliche Tradition) diskutiert: Rabbi Chananiah ben Teradion sagt: “Wenn zwei zusammensitzen und sie Worte über die Thora sprechen, dann ist die Schechina in ihrer Mitte.” Rabbi Chalafta ben Dosa sagt: “Wenn zehn Männer zusammensitzen und sich ausschließlich mit der Thora beschäftigen, ruht die Schechina mitten unter ihnen.” So auch im Talmud, Sanhedrin 39a: “Wann immer zehn zum Gebet versammelt sind, ruht dort die Schechina.”

Lassen wir diese Worte für eine Minute auf uns wirken. Wenn sich Juden zusammenfinden, um zu daven (beten), ruht die göttliche Gegenwart unter ihnen. Das bedeutet, daß wir, wenn wir als Kehilla zusammenkommen, um gemeinsam zu daven, wir den Zweck der Schöpfung erfüllen! Wir wandeln unsere Synagoge zu einem Dira b’tachtonim um. Es ist kein Zufall, dass eine Synagoge oft als Mikdasch me’at, ein Mikrotempel bezeichnet wird. So, wie die göttliche Gegenwart auch im heiligen Tempel in Yerushalayim wohnte, genau so, wohnt sie auch bei uns, in unserer Synagoge.

Aus diesem Grund gibt es so viele Halachos und Minhagim bezüglich Keduschat beit hakenesset (die Heiligkeit der Synagoge). Die Aufrechterhaltung der Heiligkeit der Synagoge ist es, die die notwendigen Bedingungen für die dira b’tachtonim schafft. Mit anderen Worten, wenn wir die richtige Art von Wohnung bauen, dann wird die Schechina sich dort auch zum Wohnen aufhalten. Umgekehrt jedoch, wenn wir uns nur zusammen gesellen, um uns zu unterhalten und uns über die neuesten Klatsch- und Tratschprobleme zu informieren, dann handelt es sich ausschließlich um ein soziales Miteinander, welches nicht die Voraussetzungen einer Bleibe für die Schechina schafft, und deshalb auch nicht als solche funktioniert.

 

Was machen wir hier in der Synagoge?

Zur Synagoge zu gehen ist eine Avoda, und das ist nicht immer einfach. Manchmal ist es schwer, pünktlich aufzustehen, schwer, den Komfort vom zu Hause zu verlassen, schwer, die Kinder zurück zu lassen, oder schwer, den Ehepartner daheim zu lassen.  Wir haben alle unsere Herausforderungen, aus welchem Grund auch immer, und dennoch sind wir verpflichtet pünktlich zu sein.

Also, wenn wir mit größten Anstrengungen und unter Einsatz von äußerstem Fleiß es geschafft haben zur Synagoge zu kommen, sollten wir das denn nicht auch wertschätzen und zum Tragen bringen? Sollten wir dann nicht auch die Gelegenheit nutzen, unseren Zweck zu erfüllen und uns versuchen im tieferen Sinne mit Haschem zu verbinden, um der Schechina zu erlauben unter uns zu wohnen? Sollte ich nicht einen Mischkan in der Synagoge und in meinem eigenen Herzen erschaffen? Wenn das nicht der Fall ist, sollten wir uns fragen, was wir dann hier machen? Warum geben wir uns die Mühe? Wenn ich nicht daran interessiert bin, mich mit Haschem zu verbinden, warum habe ich mich letztendlich überhaupt bemüht,  in die Synagoge zu kommen?

Tatsache ist, daß durch das Leben in dieser Welt, und speziell in unserer schnell lebigen Zeit, unser Verstand mit allen möglichen und verwirrenden Arten von Informationen überflutet wird. Wir denken ständig über Geschäfte, Finanzen und physisches Verlangen nach. Wir werden von Ängsten über unsere Einkünfte, Finanzen, Fristen, Kinder und Zivugim (mögliche Lebenspartner) überrollt. Durch die ständige Beeinflussung von Fernsehsendungen, Filmen und sozialen Medien werden einige unserer Gedanken abgetötet und verwirrt. Unsere Fähigkeit, außerhalb von Olam hazeh (außerhalb dieser Welt) zu denken, hinter die Matrix hinauszuschauen und die Schechina zu enthüllen, ist plötzlich völlig beeinträchtigt. Unser Verstand arbeitet permanent auf Hochtouren, jedoch aber nicht, um Thora zu lernen und zu daven (beten). Er ist vielmehr ständig damit beschäftigt, die Eitelkeit und Torheit dieser Welt zu erfassen und innerlich aufzunehmen, was auf Kosten der Keduscha geht, da es für sie nun keine Bandbreite mehr gibt.

 

Zeit zum Wiederverbinden

Wir beabsichtigen uns nicht von Haschem zu entfernen, wir wollen uns auch nicht in dieser Welt verlieren, und sicherlich wollen wir auch nicht vermeiden, unseren Zweck zu erfüllen. Leider haben wir als Volk einfach unseren Auftrag vergessen und somit auch unsere Größe! Die Welt von heute ist nichts anderes als eine große Täuschung, um uns davon abzuhalten, tatsächlich über unser Leben und unsere Ziele nachzudenken. Das ist eine große Ablenkungsmanövertaktik, die uns davon abhält, mit Haschem zu reden und die Realität hinter den Vorhängen zu enthüllen. Unser Auftrag im Moment ist jedoch, die Matrix zu durchbrechen und uns wieder mit unserer eigentlichen Bestimmung im Leben zu verbinden! Das heißt: Verbinde dich wieder mit Haschem! Verbinde dich wieder mit der für dich gemeinten Realität!

 

 

 

 

 

 

 

Wo soll begonnen werden?

Yidden Hayekarim! Es gibt einen ganz besonderen und wichtigen Ort, um zu beginnen.

Beginnen ist nichts anderes als sich innerhalb der vier Wände der Synagoge gemeinsam zu bemühen, die Heiligkeit unseres Mekom-Tefillas wiederherzustellen.

 Wo auch immer wir auf der Welt sind, ob Eretz Hakodesch, Brooklyn, Miami, Toronto, Kapstadt, Thornhill, Melbourne, Amsterdam, Paris, Montreal, Uman, London oder Cleveland. Die Synagoge ist ein Ort mit einem enormen Potential an Heiligkeit, und sie ist ein Ort, an dem wir alle zusammen an Bord kommen müssen, um die Heiligkeit wieder in die Welt hinein zu bringen! Ein Ort, an dem wir uns in Zusammenarbeit an die Bedeutung des Mikdasch me’at erinnern sollen. Hier können wir uns gegenseitig helfen, jenseits der Illusion von Olam hazeh (dieser Welt) zu leben, und die andere weltliche Existenz des Lebens zu erschließen, um mit der Schechina zu leben.

 

HÖRT AUF ZU REDEN!

Wie machen wir das? Ganz einfach so, indem wir AUFHÖREN, IN DER SYNAGOGE ZU REDEN! Das heißt, daß wir nicht während des Pesukei d’zimra (Psalmen) reden, nicht während des Schemas, nicht während des Amidah, nicht während des Chazarat-Haschatzes, nicht während des Kriyat haTorah, auch nicht zwischen Aliyot, und ganz sicher nicht bis nach dem Aleinu. Mancher wird jedoch argumentieren, daß die Halacha sagt, daß man während einiger dieser Zeiten reden könnte, und dass tatsächlich, wenn man wirklich reden muß, hier oder da ein kleiner Punkt zu finden ist, um das Reden auch zu erlauben. Nach allem, was wir in dieser Broschüre bis jetzt besprochen haben, denke ich doch ganz sicher, daß auch jeder versteht, was die Halacha, wie folgt, so schön erklärt:

 

Schulchan Aruch O.C. 151:1:

In einer Synagoge oder Beit Medrasch verhalten wir uns nicht leichtsinnig, d.h. keine Witze, Hitul oder leeres Geschwätz…

 

Mischna Berura O.C. 151:1 (2)

Leeres Geschwätz: Dies bezieht sich sogar auf das Gespräch über geschäftliche Angelegenheiten, das außerhalb einer Synagoge erlaubt ist. Jegliches nutzloses Geschwätz sollte jedoch jederzeit vermieden werden, um des heiligen Beit Kenesset wegen.

Vielmehr, damit man verbotene Redeformen wie Laschon hara, Rechilut, Argumente und Streitigkeiten vermeiden sollte, daß, obwohl es sich immer um sehr schwere Sünden handelt, die Übertretung viel schlimmer ist, wenn sie an einem heiligen Ort wie der Synagoge geschieht, weil Sie die Ehre der SCHECHINAH beschämt.

Es gibt keinen Vergleich zwischen dem, der sündigt, wenn er allein ist, und dem, der im Palast des Königs sündigt!

Manchmal beginnt es mit ein oder zwei Personen, dann schließen sich andere an, (und wenn es einen Streit gibt) bilden sich Gruppen, und Argumente werden dafür sorgen, daß die Synagoge sich zu einem großen Madura (Feuer) entfacht.

Und durch unsere vielen Sünden führt dies manchmal dazu, daß jemand in der Öffentlichkeit oder vor einem Talmid Chacham in Verlegenheit gebracht wird… Und in Bezug auf jemanden, der einen anderen in der Öffentlichkeit in Verlegenheit bringt, sagen Chazal, dass er ein Apikores ist und keinen Cheilek (Teil) in Olam haba (der zukünftigen Welt) hat. Dies gilt umso mehr, wenn er jemanden vor der Sefer-Torah oder der Schechinah in Verlegenheit bringt.

Deshalb sollte jemand, der ein Yerei Schamayim (G‘ttesfürchtiger) und ein fürsorglicher Lidvar Haschem ist, sein Herz und seinen Verstand ganz darauf ausrichten, niemals untätiges Geschwätz in der Synagoge zu sprechen, da ihm dieser Ort nur für Thora und Tefilla bestimmt sein sollte.

Laßt uns die Entscheidung treffen, unsere Synagogen in Orte von Keduscha zu verwandeln. Laßt uns unseren Kindern zeigen, daß wir uns von dem Moment an, in dem wir in die Synagoge eintreten, an einem Ort des Hashra’at Schechinah befinden. Erinnern wir uns daran, was der Schulchan Aruch (der jüdische Kodex) sagt, daß man sich NIEMALS an untätigem Geschwätz in einer  Synagoge beteiligen sollte. Laßt uns alles tun, was wir können, um die Göttliche Gegenwart bei uns zu behalten, anstatt sie zu vertreiben!

 

Anwendbare Halachot (Vorschriften)

Das alles bezieht sich auf leeres Geschwätz zu jeder Zeit in einer Synagoge. Während bestimmter Teile des Ablaufs ist das Sprechen jedoch auch aus zusätzlichen Gründen verboten. Manchmal wird das Reden als Hefsek betrachtet, eine “Unterbrechung”, die den Teil, der unterbrochen wird, ungültig machen kann, während das Reden zu anderen Zeiten verboten ist, was die Gemeinde dazu verpflichtet, ihre ungeteilte Aufmerksamkeit dem Gottesdienst zu widmen.

 

Yidden Hayekarim!

In den folgenden Ausführungen werden wir die verschiedenen Abschnitte des Davens, den Grad des Gesprächsverbotes im jeweiligen Abschnitt, und die Gründe für das Verbot besprechen. Wir werden dem Gesetz von Tefillat Shacharit folgen.

(Von Torah.org entnommen)

Hinweis: Während bestimmter Abschnitte des Davens, wie hier erwähnt wird, gibt es kein spezielles Redeverbot. Die vorhergenannten Gründe für das allgemeine Gesprächsverbot gelten jedoch auch für diese Abschnitte.

Zwischen Birchot ha-Schachar und Baruch Sche’amar – Gibt es keine bestimmte Halachah, die das Reden verbietet.

Während des Kaddisch – ist Reden strengstens verboten, da man sehr aufmerksam sein muß, damit man Amen, etc. richtig und zum rechten Zeitpunkt antwortet [8].

Während Pesukei d’Zimrah – Sofern es keinen Notfall gibt, ist es verboten, während dieser Zeit zu sprechen, da es eine Unterbrechung zwischen dem Segen von Baruch sche’amar und dem Segen von jischtabach [9] darstellen würde.

Zwischen Yischtabach und Barechu – Ist es erlaubt, für einen dringenden Mitzvah-Bedarf nur [10] zu sprechen, während es zwischen Barechu und Yotzer Ohr oder haMa’ariv Aravim – strengstens verboten ist, zu sprechen [11].

Während Birchot Keriat Schema und Schema – Es ist strengstens verboten zu reden, da es sich um eine Unterbrechung in der Mitte eines Segens handelt, die den Segen aufheben kann [12].

Zwischen Ga’al Israel und Schemoneh Esreh – Ist es strengstens verboten zu reden, da dies die wichtige Verbindung zwischen Geulah und Tefillah unterbrechen würde. [13].

Während der Schemoneh Esreh – Ist es strengstens verboten zu reden, da es sich um eine Unterbrechung des Davens handelt [14]. Wenn man während eines der Segnungen von Schemoneh Esreh versehentlich spricht, muß der Segen wiederholt werden [15].

Nach Schemoneh Esreh – Es ist verboten zu reden, wenn es die Konzentration anderer stört, die noch im Daven sind [16].

Während Chazarat haSchatz – Ist es strengstens verboten, zu reden [l 7], da man sehr aufmerksam sein muss, damit  „Amen“ richtig beantwortet werden kann. Wer bei Chazaras Haschatz spricht, wird “ein Sünder genannt, dessen Sünde zu groß ist, um vergeben zu werden” [18]. Die Poskim (Gelehrte) berichten, daß mehrere Synagogen wegen dieser Sünde zerstört wurden [19].

Während der Keduscha –  Ist es strengstens verboten zu reden. Die Gesamtkonzentration ist obligatorisch [20].

Während Nesiat Kapayim (Birkat Kohanim)-  Ist es verboten zu reden, da den Kohanim [21] volle Aufmerksamkeit geschenkt werden muss.

Zwischen Chazarat Haschatz und Tachanun –  Ist es unangebracht zu reden, da es keine Unterbrechung zwischen Schemoneh Esreh und Tachanun geben sollte [22].

Zwischen Tachanun und Keriat haTorah – Gibt es kein ausdrückliches Gesprächsverbot.

Während Keriat haTorah – Ist es strengstens verboten, entweder untätig zu reden oder die Thora während Keriat haTorah [23] durch Reden zu trennen.  Wer zu dieser Zeit spricht, wird “ein Sünder genannt, dessen Sünde zu groß ist, um vergeben zu werden” [24]. Einige Poskim verbieten das Reden, sobald die Thora-Schriftrolle ausgerollt ist [25].

Zwischen den Aliyot. Hier gibt es mehrere Ansichten: Einige Poskim verbieten es, völlig zu reden [26], andere erlauben es, nur über divrei Torah zu sprechen [27], und andere sind noch nachsichtiger [28].

Während der Haftarah und ihrer Segnungen – Ist es verboten zu reden, da man der Haftarah-Lesung alle Aufmerksamkeit schenken muss [29].

Zwischen Kerias ha-Torah und dem Ende des Davens (Gebets) – Gibt es kein ausdrückliches Gesprächsverbot.

Während Hallel – Ist es verboten zu reden, da dies eine Unterbrechung des Hallel [30] Gebetes darstellt.

Kabbalat Schabbat – Gibt es kein ausdrückliches Verbot zu reden.

Während Vayechulu und Magen Avot – Ist es verboten zu reden [31].

Hinweis: Aus halachischer Sicht ist es wichtig, zwischen denjenigen Teilen des Gebets zu unterscheiden, in denen das Sprechen wegen Hefsek verboten ist (z.B, Birchot Keriat Schema und Schema, Schemoneh Esreh, Keduscha, Hallel), wo nicht einmal ein einziges Wort ausgesprochen werden darf, unabhängig von der “Notwendigkeit” – und denjenigen Abschnitten, in denen das Verbot des Sprechens auf der Anforderung beruht, unbedingte Achtung gegenüber dem Gebet zu zeigen oder wegen des Synagoge decorum (z.B. Kaddish, Chazarat ha-Shatz), wo eine Ausnahme gemacht werden kann, wenn ein besonderer Bedarf besteht, indem man ein paar Worte leise spricht [32].

Die folgende Erklärung, verfasst von Harav Schimon Schwab [33], fasst den Standpunkt der Thora zu diesem Thema wie folgt, zusammen: “Um Haschem‘s Willen – laßt uns in der Beit ha-Knesset schweigsam sein. Unsere ehrfürchtige Stille während des Tefillah wird sehr lautstark zu dem sprechen, der unser Schicksal in seinen Händen hält. Die Kommunikation mit Haschem ist unsere einzige Möglichkeit in dieser Zeit der Prüfungen und Trübsäle. Es gibt heute zu viel hässlichen und unangenehmen Lärm in unserer Welt. Laßt uns Frieden und Ruhe finden, während wir im Gebet vor Haschem stehen!

 

Anmerkungen:

1.           R’ Avraham ben Rambam berichtet, daß dieses Problem in Ägypten während der Zeit seines              Vaters so weit verbreitet war, daß er beschloß, Chazarat-Haschatz ganz zu beseitigen; siehe      Yechaveh Da’at 5:12.

2.           O.C. 151:1.

3.           Mischna Berura 151:2.

4.           Aruch haSchulchan 151:5; Halichot Schelomo 1:19-1.

5.           Rama, O.C. 68:1; 90:18. Siehe Schulchan Aruch haRav 124:10, der schreibt, daß das Reden,                           während die Gemeinde Haschem lobt, eine Form der Blasphemie ist.

6.           Aruch haSchulchan 124:12.

7.           Mischna Berura 44:3.

8.           Mischna Berura 56:1.

9.           O.C. 51:4 und Mischna Berura 6 und 7.

10.         Mischna Berura 54:6.

11.         O.C. 57:2; Mischna Berura 236:2.

12.         O.C. 65:1 und 66:1 und Mischna Berura.

13.         O.C. 66:7.

14.         O.C. 104:1.

15.         Mischna Berura 104:25.

16.         O.C. 123:2.

17.         Es ist jedoch erlaubt, daß ein Rav eine halachische Frage beantwortet, die ihm während des            Chazaras-Haschats gestellt wird; Aruch ha-Schulchan 124:12.

18.         O.C. 124:7.

19.         Mischna Berura 124:27.

20.         Rama, O.C. 123:2; Mischna Berura 56:1.

21.         O.C. 128:26, Be’er Heitev 46 und Mishnah Berurah 102.

22.         Siehe Mischna Berura 51:9 und 131:1.

23.         O.C. 146:2. und Mischna Berura 5.

24.         Siehe Beiur Halachah 146:2 (s.v. v. v’hanachon), der solche Menschen aufs Schärfste                  verurteilt.

25.         Mischna Berura 146:4. Siehe jedoch Kitzur Schulchan Aruch 23:8 und Aruch haSchulchan         146:3, die anderer Meinung sind.

26.         O.C. 146:2; Mischna Berura 2, zitierend Eliyahu Rabba; Kitzur Schulchan Aruch 23:8.

27.         Bach, wie es von Mishna Berurah 146:6 und vielen poskim verstanden wird.

28.         Machatzis haShekel, Aruch haSchulchan und Schulchan haTahor behaupten, daß der Bach            auch untätige Gespräche zwischen Aliyot erlaubt. Siehe auch Pri Chadash, der das Gespräch          mit bein gavra legavra erlaubt. Offensichtlich beziehen sie sich auf die Art von Gesprächen,      die in Synagoge und am Schabbat erlaubt sind.

29.         O.C. 146:3, 284:3.

30.         O.C. 422:4 und Beiur Halachah (s.v. aval).

31.         O.C. 268:12; Mischna Berura 56:1.

32.         Siehe Salmas Chayim 38 und die schriftliche Antwort von Harav C. Kanievsky (Ishei Yisrael                #206), basierend auf Mischna Berurah 125:9.

33.         Ausgewählte Schriften, Seite 230.

 

This text is written by Rabbi Avraham Gislason shelito and  published by Kahal Yereim of Thornhill and the Chassidus Learning Centre of Thornhill January 2019. To be distributed freely, l’kadeish Shem Shomayim, and to be mechazeik kedushas beis haknesses. Translated by mrs. Yiska Feinstein.