KENNT DAS JUDENTUM HELDENVEREHRUNG? – Parascha Wajeschew

KENNT DAS JUDENTUM HELDENVEREHRUNG? – Parascha Wajeschew

Parscha Wajeschew (Bereschit/Genesis 37:1 – 40:23)

„Jossejf hatte nun mal eine schöne Gestalt und ein schönes Äußeres“ (Gen. 39:6) Im Talmud wird Jossejf als der herausragende Tzaddik bezeichnet. Der Tzaddik ist der Jüdische Held. Wie definieren wie ein Held? In den Sprüchen der Väter (Pirkej Awot) steht: „Ben Soma spricht: Wer ist weise? Der, der von anderen lernt. Wer ist ein Held? Der, der im Stande ist, sich zurückzunehmen und sich zu beherrschen. Wer ist reich? Der, der sich mit dem, was er hat, freut. Wer erhält Ehre und Bewunderung? Der, der anderen Menschen ehrt und bewundert“.

•         Wir sehen hier, dass das Judentum keine Heldenverehrung kennt, wie diese in manchen Kulturen üblich war und ist. Über Kraft, Reichtum oder Intelligenz zu prahlen, anzugeben, ist nicht angebracht. Die Definition eines Helden ist jemand, der im Stande ist, sich selbst zu beherrschen, seine Gelüste und Leidenschaften zu zügeln und seine Sehnsüchte in den Griff zu haben. Das Judentum kennt also keine Heldenverehrung, wie diese in den Ritterromanen des Mittelalters oder wie sie in den griechischen Mythen und Sagen zu finden sind. Unsere Helden sind Helden des Geistes. Menschen, die über ihre irdischen Einschränkungen, über kleine Interessen, über schwierige Gegebenheiten, über Selbstverliebtheit oder Selbsteinbildung hinausgewachsen sind.

•         Unsere Helden sind keine Filmstars und Pop-Idole, da diese oft nur eine oberflächliche Ausstrahlung haben und manchmal überhaupt keine Vorbilder für unser tägliches Verhalten sind. Unsere Helden sind die „Kraftsäulen des Geistes“, die ein großes Wissen des G“ttlichen in der Welt mit einer sehr die Menschen liebende und „gebende“ Gesinnung verknüpfen. Du bist dann erst ein guter Jude, wenn Du lieber gibst als nimmst und jedem in Deiner Umwelt Teil nehmen lässt an Deinen Kenntnissen, an Deinen Gaben, an Deinen guten Eigenschaften oder Eigentümern.

*           Die Jüdischen Helden haben sich immer gegen die Vergötterung von Dingen und Denkbildern gewandt. Viele Menschen sind davon überzeugt, dass Götzendienst heutzutage nur noch bei primitiven Völkern stattfindet. Niemand weiß, dass Götzendienst eigentlich viel näher in unserer eigenen Umwelt zu finden ist. Das gegenwärtige Heidentum ist die Vergötterung von alldem, was wichtig ist – der Verstand – und das direkt ergreifbare, die Materie. Moderne Menschen bestreiten oft jede Art von G“ttlichkeit – eine Macht oberhalb des Menschen – und sind der Ansicht, dass es nichts außerhalb des wahrnehmbaren         Universums, der sichtbaren Welt, gäbe.

Die Materie der Welt erhält einen absoluten Wert und eine eigene Existenz im modernen Denken. Diese Menschen bezeichnen sich als Atheisten oder Materialisten. Im Grunde genommen befanden sich die früheren heidnischen Völker auf einer höheren Ebene, da sie zumindest noch an einer G“ttlichen Macht glaubten oder an einen Schöpfer von Himmel und Erde.

   *        „Wie würde ich dann dieses große Böse tun und gegen G“tt sündigen? (39:10).

             Aber auf wem sollten wir uns dann für ein Beispiel oder Vorbild wenden, wie wir unsere Persönlichkeit entfalten sollen?

       *     Im Grunde genommen soll der Mensch sich vollkommen mit G“tt identifizieren. Das geht übrigens nicht so einfach. Wir werden betrachtet, G“tt durchgehend zu imitieren und uns mit Ihm zu vereinen. Wie machen wir das?

             Indem wir Sein gutes Beispiel im Alltag und in Allem nacheifern.

        *    Nur indem wir uns aus unserem „gewohnten alltäglichen Umfeld“ lösen, können wir mit G“tt EINS werden. In der Thora steht, dass wir uns an G“tt befestigen sollten. Aber die Frage der Chachamim, der Jüdischen Gelehrten, hierzu ist: „G“tt ist doch ein verzehrendes Feuer, wie kann man sich an G“tt befestigen?“. Und die Antwort lautet, dass wir es G“tt nachmachen             sollten. Genauso, wie G“tt die Nackten kleidet – in der Thora zum Beispiel Adam und Eva – und den Armen zu essen gibt, haben auch wir uns um unsere Mitmenschen zu kümmern. G“tt nachmachen und das Gleiche tun bedeutet, dass man sich mit Seinem Wesen identifiziert.

             G“tt nachmachen bezeichnen wir als Heiligkeit – Keduscha. Wenn es uns nicht verboten wäre, G“tt zu „vermenschlichen“, sollte man sagen dürfen, dass G“tt unser größtes „Beispiel“ ist.

       *    Da der Mensch aber kein G“tt ist, hat G“tt ein Heiligkeitsprogramm vorgegeben und uns eine Anzahl von Aufgaben erteilt, die Mitzwot. Durch diese identifizieren wir uns mit dem Wille G“ttes. Da wir annehmen, dass der Mensch eine G“ttliche Seele hat und dass diese G“ttliche Seele der höchste menschliche Bereich sei, stellen wir fest, dass wir auf diese Weise unsere wahre Persönlichkeit und den ursprünglichsten Kern unseres Charakters erreichen und kennen lernen. Es ist wohl eine Lebensreise. Es G“tt nachzumachen ist          eine Aufgabe, die während des gesamten Lebens gültig ist.