LAWAN: LUG UND TRUG – Parascha Wajetze

LAWAN: LUG UND TRUG – Parascha Wajetze

Parascha Wajetze (Bereschit/Genesis 28:10-32:3)

Ja’akow arbeitete bei seinem zukünftigen Schwiegervater Lawan sieben Jahre kostenlos, damit er Rachel erhalten würde.

Nach genau sieben Jahren Arbeit sagte Ja’akow, dass er sofort und auf der Stelle Rachel heiraten wollte. Es mussten ja noch zwölf Stämme geboren werden, während Ja’akow zum damaligen Zeitpunkt bereits 84 Jahre alt war. Lawan hatte einen Plan. Alle Stadtgenossen wurden mit einbezogen.

das Ende des Segens der Stadt

Lawan fragte jedem, ob es ihm oder denen aufgefallen sei, dass die Gegend durch die Anwesenheit des großen Tzaddiks Ja’akow gesegnet sei. Das sei tatsächlich jedem aufgefallen. Lawan teilte seinen Stadtgenossen die Heiratspläne von Ja’akow und Rachel mit, befürchtete jedoch, dass sie nach ihrer Heirat wegziehen würden. Das würde das Ende des Segens der Stadt bedeuten.

Lawan verkaufte alle Schmuckstücke um die Chassene zu finanzieren 

Lawan erzählte ihnen, dass er beabsichtige, Lea anStelle von Rachel unter die Chupa zu führen. Jeder fand diesen einen guten Plan. Lawan befürchtete jedoch, dass sein Plan sich herumsprechen könnte. Er verlangte von allen seinen Kameraden, dass sie als Garantie dafür, dass sie nichts verraten würden, ihm ein Pfand aushändigen. Jeder gab ein kostbares Schmuckstück. Lawan ging sofort zum Pfandhaus und verkaufte alle Schmuckstücke. Mit diesem Geld veranstaltete Lawan für die ganze Stadt eine fantastische Chassene (ein Hochzeitsbankett). Als sie später ihre Schmuckstücke zurückverlangten, erklärte Lawan, dass sie diese schon während der Chassene verzehrt hätten.

alle Lichter aus: da kam die Braut! 

Die gesamte Stadt begab sich zur Chupa (Eheschließung). Ja’akow war über dieses überwältigende Interesse erstaunt. Die Bewohner von Charan erzählten ihm ehrlich, dass sie über sein segensreiches Kommen froh seien.

Plötzlich gingen alle Lichter aus: da kam die Braut! Ja’akow wunderte sich über die plötzliche Dunkelheit, aber jeder versicherte ihm, das sei eine Äußerung der örtlichen Zurückhaltung (Tzniut). Ja’akow blieb auf der Hut. Er erfragte die Passwörter, die er mir Rachel vereinbart hatte, aber Lea konnte diese mühelos hervorbringen. Rachel hatte die Passwörter Lea mitgeteilt, da sie für Lea ein tiefstes Mitleid empfand, als diese für die Trauungszeremonie zu Recht gemacht wurde.

mehr als nur verratene Passwörter 

Rachel empfand es also für Lea dermaßen beschämend, dass sie, Rachel, sich im Zimmer, in dem das junge Paar zusammensaß, versteckte. Rachel selber beantwortete die Fragen von Ja’akow. So konnte Ja’akow nicht an der Stimme von Lea erkennen, dass seine Braut nicht Rachel war. Lea hatte durch intensives Dawwenen ihren Bräutigam bekommen. Erst am nächsten Morgen entdeckte Ja’akow den listigen Betrug. Hätte Ja’akow nur während der Chupa den Gästen gut zugehört! Dann hätte er gewusst, dass er verschaukelt wurde. Alle Gäste sangen nämlich: „Oleo“ (Lea ist in der aschkenasischen Aussprache Leo), womit sie heimlich andeuteten, dass dort Lea unter der Chupa stand.

Du, Ja’akow, warst mein Musterbeispiel! 

Ja’akow war auch auf Lea böse. Aber Lea parierte seine Frage: „Du hast Deinen Vater Jitzchak betrogen, als Du Dich als Esaw verkleidetest. Du tatest das mit einer guten Absicht, um G“tt besser dienen zu können. G“tt ließ es zu, dass Du betrogen wurdest, aber auch ich machte das mit einer guten Absicht. Du, Ja’akow, warst mein Musterbeispiel!“.

Nach der ersten Hochzeitswoche mit Lea heiratete Ja’akow Rachel, unter der Bedingung, dass er noch weitere sieben Jahre kostenlos für sie arbeiten würde. Wer hat jemals für seine Frau(en) so viel übrig gehabt?

Die Abreise von Ja’akow

Nach 20 Jahren fleißiger Arbeit reiste Ja’akow ab. Lawan war auf Ja’akow böse, dass er so heimlich abgereist sei. Er fragte, weshalb er seine Töchter als Kriegsgefangene mitgenommen hatte. Lawan wollte gerade ein großes Abschiedsfest feiern. „Ich könnte Dir Böses antun, aber G“tt hat mir verboten, Dir weder Gutes noch Böses an zu tun“. Schlechte Menschen schneiden über ihre Möglichkeiten, anderen Böses an zu tun, gerne auf. Am allerbösesten war Lawan über den Diebstahl seiner Terafim, seiner Götter.

der Diebstahl Lawan’s Götter

Ja’akow beantwortete Lawan’s Fragen: „Ich bin heimlich davon gezogen, da ich befürchtete, dass Du mich zurück halten würdest. Du hättest Deine Töchter wahrscheinlich nicht gehen lassen. Aber über die Terafim weiß ich überhaupt nichts. Derjenige, der Deine Götter gestohlen hat, sollte nicht leben. Ich bitte Dich, alle meine Zelte zu durchsuchen, um zu erfahren, wer Deine Terafim mitgenommen hat“.

HaSchem beschützt Rachel

Lawan ging von Zelt zu Zelt. Schließlich gelangte er zu seinen Enkelkindern, die sich verschämt abfragten, weshalb ihr Großvater ihnen nicht vertraute. Lawan ging zu Rachel’s Zelt zurück, da er fühlte, dass sie die Terafim mitgenommen hatte. Rachel hatte sie tatsächlich im Kamelsattel versteckt, auf dem sie saß. Sie sagte zu ihrem Vater, dass sie nicht aufstehen könnte, da sie unwohl sei. Lawan setzte die Durchsuchung fort, aber letztendlich konnte er nichts finden. HaSchem beschützte Rachel und wollte nicht, dass sie verschämt dastehen sollte.

Ja’akows Arbeitsethos

Ja’akow wurde auf seinen Schwiegervater sehr wütend, da er ihn bekanntlich ohne Grund des Diebstahls verdächtigt hatte. Außerdem war Ja’akow über die Tatsache böse, dass Lawan nichts von dem, was Lawan gehörte oder gehört hatte, bei ihm gefunden hatte. Dieses bedeutete, dass Lawan nie irgendein Geschenk seinem Schwiegersohn, den Kindern oder Enkelkindern gegeben hatte. Ja’akow warf Lawan vor, dass er 20 Jahre sehr schwer und treu für ihn gearbeitet hatte. Die üblichen Hirten essen die Tiere immer selbst auf und sagen dem Eigentümer der Herde, dass sie von wilden Tieren gefressen wurden. Lawan musste nie auch nur auf EIN Schäflein verzichten. In der Hitze des Sommers und in der Kälte des Winters hatte Ja’akow Lawan’s Schafe treu bewacht. Lawan hatte wohl hundert Mal das Entgelt von Ja’akow geändert. G“tt hatte Ja’akow gesegnet. Deshalb hatte er so viel Reichtum erworben. Lawan tat durchgehend nichts anders, als zu betrügen.

Letztendlich verstand Lawan es 

Nach der Abreise von Ja’akow wurde Lawan nicht länger durch HaSchem geschützt. Er wurde genau so arm, wie er, bevor Ja’akow zu ihm wohnen kam, gewesen war. Letztendlich verstand Lawan, dass er alles dem segensreichen Einfluss von Ja’akow zu verdanken hatte.