Mosche ließ die Neschamot, die Seelen aller künftigen Generationen mit schwören, dass sie die Tora befolgen würden – Parascha Nizawim

Glaubt das Judentum an die Wiederbelebung der Toten? – Parascha Lech Lecha
Parascha Nizzawim (Devarim/Deut. 29:9-30:20)

Mosche ließ die Neschamot, die Seelen aller künftigen Generationen mit schwören, dass sie die Tora befolgen würden

„Nicht nur mit Euch allein schließe ICH diesen Bund aber auch mit jedem, der heute nicht bei uns ist“

(Devarim/Deut. 29:14-15)

transseelische Beziehungen

Mosche ließ die Neschamot (die Seelen) aller künftigen Jüdischen Generationen mit schwören, dass sie die Thora befolgen würden.

Gibt es eine Verbindung, einen Bund zwischen den Seelen der jetzt lebenden und denen aus vorher gegangenen und künftigen Geschlechtern? Das Judentum geht davon aus, dass tatsächlich „transseelische“ Beziehungen bestehen. Die Persönlichkeit und die Ausstrahlung, die jede Seele hier auf Erden hat, sind vom physischen Zustand abhängig, in dem er oder sie in dieser Welt klar gekommen ist.

Seelenwanderung – Gilgul

Alle Formen, die die künftigen Seelen annehmen werden, werden in den Bund zwischen G“tt und dem Jüdischen Volk aufgenommen. Obwohl es für unseren alltäglichen oder täglichen Glauben im Judentum nicht relevant ist, beschäftigt doch viele die Frage, was das Judentum über Seelenwanderung – Gilgul – denkt.

in den frühesten mystischen Werken

Die Philosophen Jehuda Halevi (1095-1150) und Maimonides (1135-1204) erwähnen die Wanderung oder Übertragung von Seelen nicht und Rabbi Awraham, der Sohn von Maimonides, verwirft selbst den Begriff Gilgul oder Reinkarnation.

Nicht desto trotz ist Reinkarnation ein bekanntes Phänomen in der Kabbala. Gilgul wurde in den frühesten mystischen Werken besprochen, wie im Sefer Habahier, das gegen Ende des zwölften Jahrhunderts veröffentlicht wurde. Der Satz aus den Sprüchen (1:4): „Die eine Generation verschwindet und die nächste Generation kommt“ bedeutet, dass die Generation, die jetzt verschwindet, gleichzeitig auch die Seelen für die nachfolgende Generation liefert.

Obwohl in der philosophischen Literatur das Wort Ha’ataka – Weiterleitung – der übliche Begriff für Reinkarnation war, kam später der Begriff Gilgul zum Zuge, was wortwörtlich „vor sich her trollend“ bedeutet.

Schwagerehe

Einige Hauptkapitel davor wird in der Thora die sogenannte „Schwagerehe“ besprochen. Dewarim 25:5 und weiter lautet: „Wenn Brüder zusammen wohnen und einer von ihnen stirbt, während er keine Kinder hat, wird die Frau des Verstorbenen nicht außerhalb, also einem fremden Mann, zugehen und zu ihm gehören; ihr Schwager wird zu ihr kommen und sie zur Frau nehmen und die „Pflicht des Schwagers“ ihr gegenüber, erfüllen. Der Erstgeborene, der ihm geboren wird, wird den Namen seines verstorbenen Bruders erhalten; somit wird sein Name nicht aus Israel getilgt werden“.

Onan und Tamar

Die Pflicht einer „Schwagerehe“ wird in der Thora zum ersten Mal im Buch Genesis/Bereschit erwähnt, als er, der erstgeborene Sohn von Jehuda, stirbt und Jehuda seinen zweiten Sohn, Onan, anweist, Tamar, die Witwe von Er, zu heiraten und sich im Namen seines Bruders fort zu pflanzen (Gen. Kap. 38).

Mission unvollendet

Das Sohar erklärt, dass der Tod einer Person nicht bedeutet, dass seine Verbindung mit dem Irdischen abgebrochen wird. Diese Verbindung wird mittels seiner Kinder weiter geführt. Wenn jemand kinderlos stirbt, würde das bedeuten, dass seine Mission unvollendet bleibt. Um einer solchen Tragödie vor zu beugen und um die Verbindung zwischen dem Verstorbenen und dem Irdischen aufrecht zu erhalten, verordnete die G“ttliche Weisheit, dass die Witwe den Bruder ihres verstorbenen Mannes heiratet, um mit ihm Kinder zu zeugen. Das Kind aus dieser „Schwagerehe“ empfängt dann die Seele des Verstorbenen, damit dessen Aufgabe im Leben erfüllt werden kann.

Wanderung als eine Strafe

In der Kabbala wird ausgeführt, dass Mann und Frau als EIN Körper betrachtet werden, EIN Ganzes und dass die körperliche Vereinigung als Ziel hat, das Leben zu verewigen. Dieses erfolgt durch die „Schwagerehe“, da mit dem Tod ihres Mannes, ein Teil ihres (der Frau) eigenen Körpers stirbt.

Nicht immer reinkarniert jeder. Die Reinkarnation ist hauptsächlich als eine Berichtigung für sexuelle Übergriffe oder Verfehlungen gedacht. Man kann die Wanderung als eine Strafe betrachten. Die Seele muss wieder in das Tal der Tränen, die unsere Welt bedeutet, hinab steigen.

erneute Gelegenheit zur Läuterung

Aber das bedeutet, dass es immer einen Weg zurück gibt und auch immer eine Möglichkeit der Reinkarnation. Reinkarnation ist ein Beweis der Barmherzigkeit G“ttes. Niemand ist für immer und ewig verloren und selbst die Seelen, die mit Ausrottung (Karejt) bestraft wurden, können im Gilgul ihre Wiedereinsetzung finden.

schnelle Beisetzung

Das Begräbnis, also die Beerdigung, ist Voraussetzung für einen neuen Gilgul oder Seelenwanderung. Deshalb betont das Judentum eine schnelle Beisetzung. Die Seele erhält nochmals oder erneut die Gelegenheit, ihre irdischen Taten zu verbessern. Die Reinkarnation ist für die Seele eine erneute Gelegenheit zur Läuterung.