“Nicht meine Schuld…” – Parascha Bereschit

“Nicht meine Schuld…” – Parascha Bereschit

Der Fall von Eithan Couch erregte
2013 in ganz Amerika viel Aufsehen und sorgte für große Empörung. Der 16-jährige
Eithan Couch verursachte in Texas im starkbetrunkenen Zustand einen Autounfall,
bei welchem vier unschuldige Menschen ihr Leben verloren. Das, sonst für seine
strengen Strafen bekannte, Rechtssystem von Texas verurteilte ihn nur zu 10
Jahren Bewährung. Basierend auf den Ergebnissen der Analyse des beigezogenen
Gerichtspsychologen Dr. Gary Miller, die Erziehung Couchs Eltern sei schuld daran,
dass er nicht zwischen Gut und Böse unterscheiden kann. Er wurde erzogen, dass
Geld die Lösung für alle Probleme sei und er, aufgrund seiner günstigen
finanziellen Verhältnisse, immer im Recht sei.  

In der modernen Kriminalpsychologie kommt dieses Phänomen immer öfter zum Vorschein. Die Schuld eines Menschen wird auf seine Herkunft, Erziehung und seine finanziellen Verhältnisse geschoben und der Mensch von jeglicher Verantwortung freigesprochen. Der Begriff „Schuld“ bezüglich eines Menschen wird immer seltener und seltener benutzt, denn „Er/Sie kann doch nichts dafür, dass…“

In unserem Wochenabschnitt
Bereschit entscheidet sich G´tt den Menschen zu erschaffen (Kap. 1, Vers 26).
Der Mensch wird von der Tora als Geschöpf definiert, welches im Abbild G´ttes
geschaffen wurde. Diese Definition bedarf einer gründlichen Erklärung, denn G´tt
hat keinen Körper und keine Form, was also bedeutet „im Abbild G´ttes“?

Der Sforno (Rabbi Ovadia Sforno 1475-1550, italienischer Kommentator der Tora) erklärt, dass sich der Vergleich zu G´tt auf die Wahl zwischen Gut und Böse bezieht. Im Gegensatz zu Engeln und Tieren ist der Mensch das einzige Geschöpf, welches die Fähigkeit besitzt, zwischen Falsch und Richtig unterscheiden zu können. Natürlich gleicht sie der G´ttlichen Fähigkeit nur im Aspekt, dass er auch die Fähigkeit besitzt, aber das Ergebnis dieser Fähigkeit unterscheidet sich grundsätzlich, denn G´ttes Wahl ist, im Gegensatz zu der Menschlichen, immer richtig.

Wir lernen daraus, dass der Mensch immer die Wahl zwischen Gut und Böse hat und es seine Aufgabe ist, das Richtige zu wählen. Jedoch resultiert daraus die Verantwortung für seine Wahl, welche Belohnung oder Strafe mit sich bringt. Dem Judentum nach gibt G´tt dem Menschen niemals einen Test oder eine Versuchung, welcher der Mensch nicht standhalten könnte, denn nur aus diesem Grund wird er von G´tt in diese Situation gebracht.

Wenn sich ein Mensch einer Versuchung gegenübersieht und es ihm sehr schwer fällt standzuhalten, so soll er sich daran erinnern, dass dies seine Aufgabe auf dieser Welt ist und er alle Mittel und Kräfte besitzt, um es zu schaffen. Wir sind keine Tiere, welche von Instinkten getrieben werden, sondern rationale Wesen mit der G´ttlichen Fähigkeit zwischen Gut und Böse, Richtig und Falsch unterscheiden zu können.