Bileam: sein Haß kannte keine Grenzen – PARASCHA BALAK

Bile’am: sein Haß kannte keine Grenzen

Bile’am stand früh morgens auf und sattelte seine Eselin. Moralisch war er keine Vorzeigeperson. Der Talmud erzählt, dass er mit seiner Eselin lebte. Er stand früh auf, da er das Jüdische Volk gerne und schnell verfluchen wollte. Sein Haß kannte keine Grenzen. Aber G”tt sprach zu Bile’am:” Du Rascha (Bösewicht), Awraham, deren Urvater, war viel früher als Du. Dein Bestreben zum Bösen ist durch Awrahams Geschwindigkeit zum Guten unwirksam gemacht worden. Abraham stand sehr früh auf und sattelte seinen Esel schnell auf dem Weg zur Opferung des Jitzchak‘‘ (Bereschit 22:3; Vergleich B.T. Sanhedrin 105b).

Wenn es Awraham gelungen wäre, seinen Sohn zu schlachten, hätte es kein Jüdisches Volk gegeben. G”tt hat dieses nicht zu gelassen. Auch Bile’ams Mission oder Vorhaben war zum Scheitern verurteilt.

ENERGIE

Bile’am war auf militärischem Erfolg aus: der Vernichtung des Jüdischen Volkes. Awraham’s Ziele waren Himmlischer Natur: der Stabilisierung des Königreich G”ttes auf Erden. Was wir aus dem Vergleichen zwischen Bile’am und Awraham lernen können, ist, dass wir uns für unsere spirituellen Ziele mit mindestens genauso viel Energie einsetzen müssen wie unsere Widersacher sich für ihre negativen Absichten einsetzen. Wenn wir uns schon dermaßen für irdischen Erfolg einsetzen, müssen wir um so mehr unser Bestes geben, um empor zu steigen, also himmlische Sphären an zu streben. Es wäre nicht ehrlich von uns, wenn wir für irdische Belange mehr Energie aufbieten würden, als für geistige Interessen.

ein Engel aus Mitleid und Barmherzigkeit

G”tt sandte den Engel nicht an erster Stelle, um Bile’am zu schikanieren oder um ihm zu frustrieren. Dieser Engel war eigentlich ein Engel von Rachamim, ein Engel aus Mitleid und Barmherzigkeit. Nur wenn man der leisen innerlichen Stimme Gehör schenkt, die uns beauftragt, das Gute zu tun und das Schlechte sein zu lassen, beschützt man den Menschen gegen seine Aggression, gegen sich selbst.

Das Ego sollte für das “Leise” in der Welt barmherzig sein und empfindsam werden für unsere innerliche, angeborene Güte. Wenn wir gegenüber uns selbst ehrlich sind, geben wir zu, dass wir das kaum nach außen tragen. Unsere auf Prestige ausgerichtete Gesellschaft erwartet Standfestigkeit und Macho- Allüren. Aber nur, wenn wir wirklich “Mensch” sind, beschützen wir gerade das kleine Bisschen Menschlichkeit, dass sich in uns befindet. Wir versuchen das zu kultivieren und blühen zu lassen.

Nur derjenige, der das schwache Empfinden in uns pflegt, ist im Stande, gegen den spirituellen Bile’am an zu kämpfen. Bile’am ist nicht nur ein heidnischer Prophet aus längst verflogenen Zeiten, sondern bildet einen geistigen Gegenpol.

Es ist jenes Gefühl, gegen das G”ttliche in dieser Welt an gehen zu können. Wir glauben, dass sowohl das Gute wie das Böse aus dem Allmächtigen her stammen. Wie kann es also dann etwas Schlechtes geben? Die G”ttesverdunkelung sorgt dafür, dass ein Mensch meint, dass er vollkommen autark sei. Genau so, wie sich ein Sohn gegen seinen Vater wenden kann, kann sich ein Kind G”ttes seinem Ursprung widersetzen. Es ist der so und so vielste Beweis des Ödipus-Komplexes.

Die Wichtigkeit des Sprechens, der Sprache

Bile’am meinte, dass er im Stande sein würde, das Jüdische Volk zu verfluchen. Mit dem Sprechen unterscheidet sich daher der Mensch vom Tier. Bile’am dachte, dass er seinen Sprachschatz und dessen Wirkung für etwas verwerfliches würde verwenden können – um Menschen zu Grunde zu richten. Gerade unsere Sprache, deren Sinn, sollte für etwas Höheres stehen. darauf ausgerichtet sein.

Mittels unseren Aussagen sollen wir zeigen, wofür wir stehen, wofür wir leben. Wir sollten begreifen, dass gerade unser Sprachvermögen unsere wichtige Waffe ist und überwiegend dazu Verwendung finden sollte, um das Licht des Gutem und das Heilige in der Welt zu erhöhen.

Die drei Pilgermärsche (Fußmärsche) zum Tempel

Bile’am musste durch Schaden und Schande lernen, dass die Gabe zu Sprechen eine G”ttliche Gabe sei. Er sollte sie nur dazu verwenden dürfen, dass Jüdische Volk zu segnen. Der Engel bremste die Eselin, aber Bile’am sah das Himmlische Wesen nicht. Bile’am schlägt seine Eselin bis zu drei Mal und die Eselin wirft ihm das vor. Die drei Mal, dass Bile’am seine Eselin schlägt, stehen in der Thora beschrieben als ” Schalosch Regalim”. Es ist ein Hinweis auf die drei Pilgerreisen, die jeder Jude jedes Jahr wieder zum Tempel machte. Bile’am bedeute “Entvölkern” – belie am.

Das Gegenteil kam dabei heraus. Jeden Jom Tov (Feiertag) wurde Jerusalem durch Unmengen von Juden überfüllt, die immer eine Stelle zum Übernachten fanden. Auch Bile’am mußte sich letztendlich mit der Situation abfinden.