Leviten eine vollständige Personveränderung um als Diener von HaSchem den höchsten Ansp rüchen von Moral und Benehmen zu entsprechen – PARASCHA BEHAALOTECHA
„Nimm die Leviten aus der Mitte der Bnej Israejl heraus“ (8:6)
Ursprünglich waren die Bechorim, die Erstgeborenen, dem Tempeldienst gewidmet, so dass jede Familie eine Vertretung im Heiligtum haben würde. Aber nach dem Sündenfall am goldenen Kalb zeigte sich, dass die meisten Erstgeborenen nicht für den Tempeldienst geeignet waren. Der einzige Stamm, der beim Götzendienst um das goldene Kalb nicht mit einbezogen war, waren die Leviten.
Die Leviten wurden nun als die neuen Diener am und im Tabernakel in der Wüste ausgewählt. Nach einer gebührenden Einweihungszeremonie wurden sie in den Tempeldienst aufgenommen und hiermit beauftragt. Die Leviten mussten sich unter anderem den ganzen Körper komplett kahl scheren, genau so wie ein Metsora (ein Aussätziger) bei seiner Reinigung und Wiedereintritt in das Jüdische Volk auch seinen gesamten Haarbewuchs abschneiden, also entfernen, muss.
Das Haar ist ein Symbol unserer weniger schönen Seiten. Das Haar wächst aus der Kopfhaut hinaus und bezieht seine Lebenskraft aus der Neschomme (der Seele) des Menschen, die in den Herzen angesiedelt ist. Und trotzdem enthält das Haar viel weniger „Leben“ als der Rest des Körpers. Das Haar hat keine Gefühle, es kann ohne Schwierigkeiten abgeschnitten werden und ohne Haar kann der Mensch sein Leben führen.
Rav Jerucham Lewowitz geht noch einen Schritt weiter: alles in unserer körperlichen Erscheinung hat ein geistiges Gegengewicht. Esav, also Esau, der (Zwillings-)Bruder von Ja’akov, wurde vollständig behaart geboren, während Ja’akov, unser dritter Erzvater, als ein „glatter“ Mensch bezeichnet wird (siehe Genesis 25:25 und 27:11).
Was soll das bedeuten? In einem Schafsfell oder in einem Wollmantel bleiben viel Hässlichkeit und Schmutz hängen. An einem glatten Mantel bleibt jedoch wenig hängen. Die Aussätzigkeit war eine geistige Erkrankung oder Krankheit einer Person, die nur Böses über Andere sprechen konnte. An ihrer Neschomme, also an ihrer Seele, klebte geistiger Schimmelgeruch. Wenn eine Aussätzige oder ein Aussätziger genesen wollte, musste das komplette Haar weg, um somit zu zeigen, dass sie/er ihre/seine gesamte Persönlichkeit ändern musste, um wieder ein Wenig annehmbar zu werden. Nur mit der üblen Nachrede auf zu hören, war keine Lösung des Problems. Einen Tag nichts Böses zu sagen war lediglich die Gegensteuerung zum Alltäglichen. Am nächsten Tag würde der Boshafte, durch das böse Innere getrieben, seinen Müll und Boshaftigkeit wieder doppelt so viel hinaus spucken und ihr/seine Unterbrechung damit wieder doppelt und Mehrfach einholen.
Es geht um die positive Sicht auf den Mitmenschen. Rav S. Wolbe erzählt, dass er in Stockholm, wo er eine Zeitlang lebte, einer Frau begegnet war, die es nicht zu ließ, dass in ihrem Umfeld gelästert wurde. Wenn jemand anfing, über einen Anderen etwas Negatives zu erzählen oder zu sagen, sprang sie sofort auf und sagte ohne Überlegung: „Wenn das so ist, müssen wir dieser Person helfen, damit sie ihre Defizite und Fehler überwindet. Wie können wir das schaffen?“.
Wenn wir eine solche Haltung einnehmen, ist es nicht mehr möglich, über Einen oder über Eine negativ zu sprechen.
Auch die Leviten, die im zentralen Heiligtum, dem Mischkan (dem Tabernakel), eine wichtige Aufgabe erhielten, mussten ihre körperliche Behaarung komplett abscheren, um zu zeigen, dass sie eine vollständige Personveränderung durchliefen, um als Diener von HaShem den höchsten Ansprüchen von Moral und Benehmen zu entsprechen.