Niederknien und Götzendienst – Parascha Behar

Niederknien und Götzendienst – Parascha Behar

Niederknien und Götzendienst

Raschi erklärt beim Verbot eines Bodens aus Steinen, dass hiermit gemeint wird, dass die Tora nicht möchte, dass der Boden oder die Erde mit einem Boden aus Steinen bedeckt wird, um sich darauf hin zu werfen, selbst nicht vor oder für HaSchem. Das Verbot bezieht sich namentlich darauf, sich nicht auf so einem steinernen Boden mit dem Ausstrecken von Händen und Füßen, also Armen und Beinen, hin zu werfen, und die Tora verbietet es, dieses außerhalb des Bejt haMikdasch zu tun (B.T. Megilla 22b).

  • Obwohl wir uns vor G“tt nieder werfen, verbietet die Tora das doch auf einem steinernen Untergrund, um selbst den Anschein von Götzendienst vor zu beugen. Dieses beschreibt auch das Sefer haChinuch (349): „Wenn man sich auf schönen Teppichen hin kniet, besteht keine Befürchtung, dass es so aussehen könnte, als bücke man sich vor einem Götzen. Teppiche verschleißen schnell, aber ein Stein ist etwas, was robust ist und bestehen bleibt. Und dabei besteht die Befürchtung, dass man wegen Götzendienst verdächtigt werden könnte, wenn man sich auf einen prächtig verzierten Stein nieder wirft“.
  • Der Tenach führt EINEN großen Kampf gegen alles, was nach Götzendienst riechen könnte. Götzendienst tastet unsere Unabhängigkeit an. Der Götzendienst sucht ein Medium, evtl. ist auch ein Mediator gemeint, über das oder über dem wir die Einflüsse Höherer Welten nach unseren eigenen Interessen versuchen zu verbiegen. Wir sollen G“tt jedoch vorurteilslos dienen, ohne Medium, ohne eigene Interessen.
  • Götzendienst ist nicht so sehr das sich Verneigen vor Stücke Holz, Metall oder Erde. Es ist unvorstellbar, dass man glauben könnte, dass diese toten Gegenstände, die sie selber angefertigt haben, Götter seien, die übernatürliche Kräfte besitzen könnten.

Der Götzendienst wird im Talmud wie folgt dargestellt oder begründet: „Die Juden wussten, dass alle diese Bildchen nichts bedeuteten, aber sie missbrauchten den Götzendienst, um verbotene Beziehungen zu erlauben“ (B.T. Sanhedrin 63b). Jemand, der die Begierde seines Herzens rechtfertigen und sein Schuldgefühl besänftigen möchte, sucht nach einer einfachen Lösung. Er errichtet eine Autorität über sich selbst, die die Zügel dermaßen schleifen lässt, dass alles zusammen passt. Und wenn diese Autorität nur genügend Ansehen genießt, ist so ungefähr alles erlaubt. Was könnte besser als G“tt her halten, als ein Bildchen, das ethische Maßstäbe diktiert, die wir uns selber ausgedacht haben?

Der Unterschied zwischen Tora und Götzendienst ist genau so subtil wie grundlegend. Laut der Tora schuf G“tt den Menschen und ER erteilte ihm Anweisungen, wie er sich zu verhalten hätte. In der Welt des Götzendienstes erschafft der Mensch seine eigenen Götter und er diktiert, was er gerne hören würde.

  • Zurück zum „Maskit-Verbot“, also diese steinerne Bodenbeläge. Raschi meint jedoch, dass das Verbot sich auf den steinernen Boden im Tempel zu Jerusalem bezieht. An unterschiedlichen Stellen in der Tora wird davor gewarnt, Gegenstände und Räumlichkeiten aus dem Tempel nach zu fertigen oder nach zu bauen.

Das gleiche würde für den steinernen Boden gelten: „Glaube nicht, dass Du alle Aspekte dieses einzigartigen Ortes auf der Welt, dem Bejt haMikdasch, zu Hause nachbauen kannst. Der Tempel war das nationale Zentrum, wo die G“ttliche Schechina (Präsenz) weilte. Dieses können wir zu Hause nicht nach bauen, da es lediglich nur EINEN Ort in der Welt gibt, „den G“tt erwählt hat, um SEINE Majestät dort ruhen zu lassen“. Dieses ist eine zentrale, allgemeine Angelegenheit und nicht etwas, was wir in unserer Privatsphäre imitieren könnten“.

Drei Meinungen

Zusammengefasst, gibt es drei Meinungen:

  1.   Maimonides besagt, dass „ein Stein mit Bildhauerarbeit“ nach Götzendienst riecht.
  2.   Laut Sefer haChinuch werden hiermit verkehrte Eindrücke erzeugt oder gefördert.
  3.   Aber laut Raschi handelt sich um Nachahmungsdrang an der verkehrten Stelle.  Religion bedeutet, genau das zu befolgen, was G“tt von uns verlangt.

Maimonides nennt uns noch einen anderen Grund: „Da es die Gewohnheit der Götzendiener war, Steine vor oder für die Götzen ab zu legen oder zu errichten, um darauf nieder zu knien, machen wir das deshalb nicht vor oder für G“tt“.

Im Laufe der Jahre sind viele jüdische Bräuche durch andere Gläubige übernommen worden. Oft sehen wir, dass dann die ursprünglichen jüdischen Bräuche bei uns abgeschafft wurden.

Aber im Tempel (wenn dieser wieder entstehen wird) wird man sich auf einem steinernen Boden wieder hin knien oder tief verbeugen dürfen, da jedermann weiß, dass dort ausschließlich G“tt gedient wird und nicht die Befürchtung besteht, dass man Knienden jeglicher Art von Götzendienst verdenken könnte.