BERACHA – Segen – Parascha Ekew

Dewarim/Deut. 11:26 „Siehe, ich lege euch heute vor den Segen und den Fluch. den Segen so ihr gehorchet den Geboten des Haschem, eures G‘ttes…“.

BERACHA – Segen

Jeder einer sucht Beracha, Segen. Manche Menschen sind bereit, weite Reisen zu unternehmen, um einen Tzaddik, einen heiligen Menschen, für eine Beracha auf zu suchen und darum zu bitten, von dem erwartet wird, dass seine Berachot und Tefillot (Gebete) eher erhört werden.

Ein großer amerikanischer Rabbiner, Rabbi Mosche Feinstein, schreibt, dass er oft von Menschen aufgesucht wird, die ihn bitten, für sie zu Dawwenen – um Gesundheit, um Kinder, um Erfolg auf geistigem Gebiet oder um Parnassa (Lebensunterhalt, also Einkünfte, die diesen ermöglichen). Rabbi Feinstein spendete ihnen immer einen Segen und betete für Jedermann, der ihn darum bat.

In seinem Responsa (Antwortenschrift) (Igrot Mosche J.D. 4:51) schreibt er, weshalb er auf jede Bitte um Segen und Gebet einwilligte.

Er entnimmt verschiedenen Episoden der Thora, dass G“tt selber den Gebeten von nicht so guten Menschen zuhört: „Weshalb sollte G“tt dann nicht meinen Berachot und Tefillot zuhören?“. Rabbi Feinstein war ein bescheidener Mensch…

Um das zu unterstützen, erbringt Rabbi Mosche Feinstein einen Beweis, dass die Gebete von Sündern auch erhört werden. Im Talmud (B.T. Berachot 22b) wird eine Meinungsverschiedenheit zwischen Rabba und Rawa über jemanden erwähnt, der an einer Stelle dawwent, an dem sich Unrat befindet. Normalerweise soll man die Stelle, an der man betet, untersuchen, ob sie sauber ist.

*Rabba ist der Meinung: „ Obwohl der Beter dadurch gesündigt hat, dass er den Ort nicht untersucht hat, heißt sein Gebet zumindest ein Gebet“.

*Rawa ist jedoch der Meinung, dass dadurch, dass der Beter sich zu kurz darum gekümmert hat, sein Gebet nicht annehmbar ist und er wieder neu Dawwenen muss (Beten).

Auffallend dabei ist, dass der jenige, der einige Augenblicke zuvor noch als ein nachlässiger Mensch bezeichnet wird, einige wenige Augenblicke später wohl ein gutes Gebet aussprechen kann. Obwohl wir vielleicht meinen, dass diese Person im ersten Anlauf, indem sie an einem unwürdigen Ort dawwente, wenig Achtung gegenüber dem Allmächtigen auf wies, sind seine Gebete jedoch etwas später – nach Berichtigung durch den Fehlerhaften – wohl wieder annehmbar. Rabbi Mosche Feinstein schließt hieraus, dass auch die Gebete von einfachen Leuten und selbst von Sündern (nach Teschuwa (Einkehr)), wieder angenommen werden.

Eine Beracha eines einfachen Menschen nicht als zu unbedeutend ansehen

Unsere Weisen besagten, dass „eine Beracha eines einfachen Menschen in Deinen Augen nicht als leicht angesehen werden darf“. Im Talmud (B.T. Ta’anit 23b-24a) werden verschiedene Beispiele von Fällen aufgezählt, bei denen die Gebete von Tzaddikim (fromme, heilige Menschen) nicht wirkten und die Tefillot (Gebete) einfacher Menschen wohl. Rabbi Mosche Feinstein zieht hieraus die Schlussfolgerung, dass auch Berachot und Tefillot von einfachen Leuten im Himmel angenommen werden.

Unsere Weisen haben ebenfalls eingeführt, dass man einander mit dem Wort „SCHALOM“ begrüßt, welches unter anderem auch eines der Namen G“ttes ist. Dieser Gruß erfolgt zusammen mit einem der heiligen Namen G“ttes, da ein Segen eines Jeden im Himmel einen Effekt haben könnte.

Das Gleiche gilt für die Mitzwa von Bikkur Cholim, dem Gebot, die Kranken zu besuchen (B.T. Nedarim 40a). Teil dieses Gebotes ist, für das Wohl des Kranken zu Dawwenen. Diese Mitzwa gilt für Jeden, auch für weniger gute Menschen. Rabbi Mosche Feinstein leitet hiervon ab, dass die Tatsache, dass man sich um den Kranken Sorgen macht, eine Beweis der Erfüllung des Gebotes „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“ ist. Dieser Verdienst allein genügt schon, dass seine oder ihre Gebete erhört werden.

In den Psalmen (Tehillim 148) steht: „G“tt befindet sich in der Nähe aller, die sich in Emmet (Wahrheit) an IHN wenden“. In diesem Passuk (Vers) sind die letzten Worte anscheinend überflüssig. Aber es gibt zwei Ebenen von Gebeten. Für sehr fromme und heilige Menschen gilt, dass sie, selbst bevor sie gedawwent (gebetet) haben, bereits Antwort erhielten.

Für die einfachen Menschen gilt, dass auch sie erhört werden, aber sie müssen sich etwas mehr Mühe geben. Sie werden erst während des Gebetes erhört.

Der berühmte Kabbalist de Arisal vermerkt, dass mit den Worten „alle, die sich an IHN in Emmet (Wahrheit) wenden“ Menschen gemeint sind, die wirklich intensiv und mit voller Kawwana (Inbrunst) dawwenen.

Kawwana, Inbrunst

Dass die Inbrunst bei den Gebeten gerade heutzutage ein enormes Problem dar stellt, geht allein schon aus dem Schulchan Aruch, dem Jüdischen Codex, hervor, dem Werk, in dem alle Vorgaben, auch für das Dawwenen, genau beschrieben stehen.

Im Talmud (B.T. Berachot 34b) steht dieses auch explizit beschrieben, besonders mit dem Augenmerk auf das Achtzehn-Gebet, von dem die erste Beracha (Segensspruch) AWOT heißt (Erzväter), da dort über die „Gründer-Väter“ des Jüdischen Volkes referiert wird:

„Wenn man dawwent, muss man bei allen achtzehn Berachot andächtig bleiben. Gelingt das nicht, sollte man zumindest bei einer Beracha versuchen, die Andächtigkeit aus zu üben“.

Laut dem Talmud wird hiermit die erste Beracha des Achtzehner-Gebetes gemeint, die Beracha über die Awot (Erzväter). Awudraham aus dem dreizehnten Jahrhundert erklärt, dass gerade auf diese Beracha so genau hingewiesen wird, da in dieser Beracha über unsere Erzväter, über „den großen, mächtigen und Gehorsam erweckenden G“tt“ gesprochen wird, was andeutet, dass der Beter weiß und begreift, dass er vor G“tt steht.