Kein übliches Land, kein normales Volk – PARASCHA MATOT-MASSE

Kein übliches Land, kein normales Volk – PARASCHA MATOT-MASSE

Kein übliches Land, kein normales Volk

„Wenn Ihr in das Land Kana’an kommet, dann wird das Land die – hier nachstehenden – Grenzen aufweisen“ (Bemidbar/Numeri 34:2). Die Zusage über Israel läuft wie ein roter Faden durch den Tanach. Letztendlich haben wir Israel nach zwei Tausend Jahren zurück erhalten. Die Frage ist, was die philosophische Begründung unseres Landbesitzes sei. Aber weshalb benötigen wir als Juden eine speziale Begründung für unseren Landbesitz? Die Deutschen fragen sich doch auch nicht ab, ob und weshalb sie ein Anrecht auf Deutschland haben? Sie wohnen dort, ohne wenn und aber.

Keine übliche Nation

Bei uns ist das jedoch anders. Wir erhielten unser Grundgesetz in der Sinai-Wüste und verankerten Israel in unseren Gedanken und in unserem Gedächtnis, trotz der zweihundertzehn Jahre in ägyptischer Sklaverei. Israel ist kein übliches Land und das Jüdische Volk keine übliche Nation. Wir hofften, dass wir in Israel kein Problem mehr mit dem Antisemitismus haben würden. Leider hat sich das nicht bewahrheitet. Das Gegenteil scheint zur Wirklichkeit geworden zu sein. Heutzutage ist der Anti-Zionismus der wichtigste Hintergrund für Antisemitismus: ein Staat mit einer anderen Kultur wird in der Region nicht geduldet. Wir haben eine übliche Armee, eine übliche Regierung und eine übliche Bevölkerung, aber wir sind doch nicht ein übliches Volk geworden.

Gerade heutzutage hat sich der Passuk (Bemidbar 23:9): „Israel wohnt allein und wird nicht zu den Völkern mit gezählt“ bewahrheitet. Wir sind kein übliches Volk. Unser größter Fehler ist, dass wir ein „normales“ Volk werden möchten, von der Weltgemeinschaft akzeptiert.

Wir haben unsere besonderen Eigenschaften und bemerkenswerte Leistungen erbracht. Wir haben der Welt die Bibel, der Menschheit die Messianische Hoffnung und dem Individuum Würde und Verantwortlichkeit gegeben. Die größten Propheten kamen aus unserer Mitte hervor. Unsere Ideen und moralischen Werte beeinflussen noch immer alle großen Völker. Wir haben eine Bestimmung. Wir haben eine Mission, einen Auftrag, der sich total von dem von allen anderen Völkern unterscheiden kann. Wir sind ein ewiges Volk mit einer ewigen Botschaft.

Unsere Geschichte ist in einer Anzahl von Bereichen (extrem) abnormal. Wir können nicht mit einer geliehenen Identität leben. Unser Versuch, „normal“ zu werden, ist letztendlich die größte Bedrohung für das „Jüdische“ des Jüdischen Staates.

Manche Segmente der Israelischen Gesellschaft versuchen, sich von ihren historischen Wurzeln zu lösen. Die Folge davon ist, dass sie keine positive Zukunftserwartung pflegen. Man fängt an, an unserem Anspruch auf den Jüdischen Grund und Boden zu zweifeln…

Es ist jedoch eine deutliche Gegenströmung im Gange. Man sucht mittlerweile doch wieder nach den Jüdischen Wurzeln. Was wir benötigen, ist unseren Jüdischen Stolz. Wir verhalten uns jedoch oft so, als seien wir nicht anders. Wir haben eine andere Bestimmung. Die Marranos in Spanien des fünfzehnten Jahrhunderts mussten sich äußerlich so verhalten, als ob sie einen anderen Glauben hätten. Aber wir haben die Freiheit und die Wahl, unsere eigene Bestimmung in der Linie unserer Tradition, unserer Geschichte und unseres Auftrages zu entscheiden…