REICH DURCH TZEDAKA – Parascha Ree

REICH DURCH TZEDAKA

Mein damals noch kleiner Sohn stand einst stundenlang wartend vor der Tzedaka-Büchse. Er hatte gehört, dass man alle Spenden wieder zurück erhalten würde. Aber leider, so einfach funktioniert das nicht…

„Asseer te’asseer“…Spende zweimal ein Zehntel deiner Einkünfte (Deiner Einnahmen) (14:22). Die gesamte Steuerbelastung laut der Thora beträgt etwas mehr als zwanzig Prozent. Teruma Gedola, die große Steuer, beträgt etwa zwei Prozent der gesamten Einkünfte. Diese erhielten die Kohanim, die Priester. Danach folgt das erste Zehntel des Restes (achtundneunzig Prozent) der Einkünfte. Dieses erste Zehntel (neunkommaacht Prozent des Gesamtbetrages) ging an die Leviten.

Das zweite Zehntel (achtkommazweiundachtzig Prozent des gesamten Einkommens) wird manchmal auf eine geweihte Art in Jerusalem genossen und manches Mal an die Armen abgeführt.

Alle diese Gaben waren Tzedaka (Wohltätigkeit), um die Priester des Tempels, die Leviten, die auch den Unterricht besorgten, sowie die Armen am Leben zu erhalten.

Gesamter Ertrag des Landes 100%

Hiervon wird 2% an die Kohanim

abgegeben -2%

verbleiben 98%

Ma’asseer Rischon, ein Zehntel

– für die Leviten –

– 10% vom Rest 9,80%

Verbleiben 88,20%

Ma’asseer Scheni, das zweite Zehntel

– Jerusalem/Arme-

– 10% vom Rest 8,82%

Verbleiben 79,38%

„Asseer Te’asseer – Du sollst Zehnteln und Verzehnteln“. Was bedeutet dieser doppelte Ausspruch? Rabbi Jochanan (1. Jahrhundert) übersetzt es anders: „gib einen Zehntel, DAMIT DU REICH WIRST“. Die Hebräischen Wörter „Verzehnteln“ (was wohl bedeuten soll: verzehnfachen) und „reich werden“ ähneln einander.

„Wie erfahre ich, ob das stimmt?“ fragte ein Schüler. „Versuche es doch“, antwortete Rabbi Jochanan, Du wirst sehen, dass ich recht habe“.

„Aber ist es nicht verboten, G“tt auf die Probe zu stellen, ob ER die Belohnung auch wirklich gibt?“. „Meistens darf man das nicht, aber das Verzehnfachen des Einkommens ist eine Ausnahme. Du darfst G“tt anlässlich Tzedaka und dem Verzehnfachen laut dem Propheten Mal’achi auf die Probe stellen (3:10): „ Bringe alle Zehntel in die Lagerräume, so dass in Meinem Tempel Nahrung vorhanden ist. Stelle MICH doch auf die Probe, spricht G“tt, ob ich dann nicht für Euch die Himmelspforten öffnen werde!“.

Ein Philosoph Frage einst Rabban Gamliel (1. Jahrhundert): „Euere Thora beauftragt Euch, um andauernd Wohltätigkeit zu leisten. Müsset Ihr nicht für Zeiten der Not Rücklagen bilden?“

Rabbi Gamliel fragte dann: „Wenn Du um ein Darlehn gebeten wirst, würdest Du es dann geben?“. „Das hängt davon ab, wer das ist. Einem Fremden würde ich dieses verweigern“. „Und was machst Du, wenn der Schuldner Garantien anbietet?“, fragte Rabban Gamliel. „Dann würde ich dem sicherlich zu stimmen, wenn er zuverlässig ist“. Rabban Gamliel fuhr fort: „Wenn der König dafür garantiert, würdest Du dann das Darlehn leisten?“. „Das ist sicherlich annehmbar“, sagte der Philosoph. „Höre zu“, sagte Rabban Gamliel, „Wenn jemand Wohltätigkeit leistet, verleiht er eigentlich an den Schöpfer (Sprüche 19:17): „Jemand, der den Armen großzügig schenkt, leistet in Wirklichkeit eine Anleihe an G“tt. Der wird ihm alles zurück zahlen“. Wenn G“tt die Rückzahlung garantiert, würde ich nicht zögern, um Tzedaka zu leisten“.

Wir werden durch das Geben nur immer reicher.

Niemand ist jemals durch das Leisten von Tzedaka arm geworden: „Wenn Du den Armen Geld gibst, wirst Du keine Not erleiden. Der, der seine Augen verschließt, wird sich viele Beschimpfungen einhalsen“ (Sprüche 28:27). Geld, das man den Armen nicht hat spenden wollen, geht letztendlich “verloren“.

Rabbi Tarfon war sehr reich, spendet aber ungenügend Tzedaka. Rabbi Akiwa schlug ihm eine gute Investition vor. Rabbi Tarfon gab ihm vier Tausend Dinar für ein „lukratives Projekt“. Rabbi Akiwa verteilte das Geld zwischen den Armen. Als Rabbi Tarfon sein Geld zurück verlangte, las Rabbi Akiwa mit ihm im Lehrhaus Tehillim (Psalmen): „Wenn man zwischen den Armen frei verteilt hat, wird seine Rechtschaffenheit für ewig bestehen“ (112:9).

Rabbi Tarfon sagte anschließend: „Akiwa, mein Meister und Lehrer, du bist gescheiter als ich“.

Rabbi Tarfon gab Rabbi Akiwa zusätzliches Geld für die Armen. Tzedaka ist DIE herausragende Mitzwa.

Und es ist ein Beweis von Rachamim (Mitleid). „Und HaShem wird Dir Rachamim (Erbarmen) zu Teil werden lassen und Mitleid mit Dir haben“ (Dewarim/Deut. 13:18).

Oberrabbiner A. Schuster (Amsterdam) erzählte mir dieses immer: nach dem schwerwiegenden Urteil gegen den „Ier Hanidachat“ – dass als grausam und hartherzig (Kli Jakar) bezeichnet wird – muss HaSchem dem Menschen das mitmenschliche Gefühl wieder zurück geben, da Grausamkeit voraussichtlich ein Teil unserer Persönlichkeit werden könnte. Deshalb wird auch hier auf die Kinder geachtet („sich deiner annimmt und dich wieder zahlreich macht“) – denn sonst wird Achsariut, Grausamkeit, ein Teil unseres Lebens und wir vererben diese an die kommende Generation. Der Ba’al HaTurim besagt, dass diese Charaktereigenschaft „Rachamim“ sofort durch den Ausspruch gefolgt wird „ Banim atem laSchem – Kinder G“ttes seid Ihr“.