Dürfen wir uns auf unsere eigene Spitzfindigkeit und Moral verlassen? – PARASCHA SCHLACH LECHA

Dürfen wir uns auf unsere eigene Spitzfindigkeit und Moral verlassen? – PARASCHA SC...

Dürfen wir uns auf unsere eigene Spitzfindigkeit und Moral verlassen?

Auf ihrem Weg nach Israel kamen die Kundschafter an Chevron, also Hebron, vorbei (13:22). Nur ein einzelner Kundschafter ging in die Stadt hinein.

Laut dem Talmud war dieser Kalev, der „sich ausbreitete“ (er begann zu beten) bei den Gräbern unserer Erzväter.

Er bat um Hilfe gegen die bösen Absichten der Kundschafter: „Meine Vorfahren, bittet für mich um Mitleid, damit ich von den schlimmen Absichten der übrigen zehn Kundschafter gerettet werde“.

Darf man sich im Gebet an verstorbene Vorfahren wenden? Verstößt man nicht gegen das Verbot aus Wajikra/Leviticus „Du sollst dich nicht den Toten zuwenden?“

Das Judentum ist vollständiger Monotheismus und kennt keine Mittler.

Wir dürfen nie zu Zwischenpersonen oder zu einem Medium beten.

Wir dawwenen (beten) an Gräbern von Tzadikkim (fromme Menschen) zu G“tt, dass G“tt uns zum Verdienste der Tzadikkim, die hier begraben liegen, erhören möge.

Kalev begriff, dass er der Überzeugungskraft der zehn bösen Kundschafter aus eigener Moralkraft nicht gewachsen war.

Sie hatten triftige Argumente, um vorläufig nicht nach Israel zu wollen.

In Israel würden sie einfache Bauern werden und den ganzen Tag für ihr Einkommen hart arbeiten müssen.

In der Wüste lebten sie auf übernatürliche Weise und konnten sich den ganzen Tag höheren Gedanken und der Thora widmen.

Aber das war nicht der Zweck des Judentums, denn das Judentum propagiert, dass Du gerade in der Mitte einer quirligen, materiell orientierter Gesellschaft fromm und mit G“tt verbunden sein kannst.

Kalev musste gegen die Mehrheitsmeinung gegenhalten. Das war nicht einfach, gerade da die anderen gute und augenscheinlich stichhaltende Argumente vor brachten.

Aber Kalev kannte die Absichten G“ttes. Kalev wandte sich an G“tt wegen der Verdienste der Erzväter, die in Chevron begraben liegen, da er verstand, dass sein eigener Moralkompass gegen so vielen „frommen“ Widerstand schon mal versagen könnte.

Für die Wahrheit benötigt man in dieser „Welt voller Lügen“ viel Himmlischen Beistand.