EGLA ARUFA – DAS KALB, DEM DER NACKEN GEBROCHEN WURDE – PARASCHA SCHOFTIM

EGLA ARUFA – DAS KALB, DEM DER NACKEN GEBROCHEN WURDE

Es geht hier um Israel zu der Zeit, als die Sanhedrin, der oberste Gerichtshof im Heiligen Land, noch in Betrieb war. Heute gibt es dieses Verfahren in der Praxis nicht mehr, aber die Idee dahinter ist immer noch hochaktuell.

Wenn irgendwo auf einem Feld oder auf einem Stück Land ein Toter mit ungewisser Todesursache aufgefunden wird, wird das Oberste Gericht zu Jerusalem allarmiert. Fünf Ratsleute messen den Abstand von der Leiche bis zur nächstliegenden Gemeinde aus. Diese bekommt symbolisch die Schuld für diese Tragödie in die Schuhe geschoben.

Gab es eine größere Stadt in der Gegend, dann wird diese benachrichtigt, da eine größere Möglichkeit oder selbst Wahrscheinlichkeit besteht, dass der Mörder aus dieser Stadt stammen könnte.

Der Oberste Gerichtshof der benachrichtigten Stadt begrub den Toten und brachte ein unter 2 Jahre altes Kalb in ein jungfräuliches, also nicht landwirtschaftlich genutztes, Tal. Dem Tier verpasste man einen Genickschlag. Die Älteren wuschen ihre Hände anschließend in Unschuld: „Unsere Hände haben dieses Blut nicht vergossen und unsere Augen haben nicht geschaut. Verzeih DEINEM Volke Israel“. (Deut. 21:7-8).

Eine seltsame Erklärung! Raschi fragte sich ab, wer glauben könnte, dass diese betagten Richter gemordet hätten? Die Tora bezweckt jedoch, dass die Ältesten der Stadt erklären, keinen Fremden gesehen zu haben, den sie ohne Verpflegung oder Begleitung aus der Stadt ziehen ließen. Die Kohanim (Priester) sprechen dann: „Verzeih DEINEM Volke Israel“.

Soziale und moralische Verantwortung

Sie hatten ihn nicht bemerkt. Sein trauriger Tod kann ihnen nicht angekreidet werden. Mit dem „unsere Hände haben dieses Blut nicht vergossen“ meinen sie, dass sie ihm allein nicht mit leeren Händen haben weggehen lassen. Mit „unsere Augen haben nicht geschaut“ sagen sie, dass sie ihn nicht bemerkt hatten, so dass sie ihn auch nicht vorwarnen konnten. Sie betonen hiermit die soziale und moralische Verantwortung eines jeden Einzelnen.

Eine öffentliche Entschuldigung ist sicherlich angebracht. Die Notwendigkeit einer Erklärung, dass sie ihn mit allem Notwendigen hätten versorgen müssen, liegt im Problem eines Jeden, der keine Existenzmöglichkeit hat. Er begibt sich auf Raubzug, um an Nahrung zu gelangen. Hierdurch entstehen Streitende. Es kann sein, dass er dadurch ermordet wurde.

Dieses legt die moralische Verpflichtung jeder organisierten Gemeinschaft bloß. Sie hätte dafür sorgen sollen, dass arme Menschen nicht in solche Probleme geraten würden. Hätten sie sich um ihn gekümmert, wäre ihm nichts zu gestoßen.

Auch die intensive Symbolik spricht dafür, sich ein Bild machen zu können. Das Tal darf nach dem Genickschlag nie mehr bearbeitet werden. „Ein Kalb soll getötet werden, dass noch keine Früchte hervor gebracht hat an einem Ort, der noch nie Früchte hervor gebracht hat, um Sühne für diesen Mann zu leisten, der keine Kinder mehr bekommen kann“.

Heilung von der Gebrochenheit unserer Lebensart

Es gibt jedoch mehr. Die Unschuld der Weisen steht außer Zweifel. Aber trotzdem ist ein Mord erfolgt. Dieses Unrecht muss wieder in die richtigen Bahnen gelenkt werden. Dieses können wir nicht mir irdischen Mitteln. Dafür benötigen wir übernatürliche Hilfe. Wir bitten G“tt um Verzeihung. Verzeihung bedeutet Heilung von der Gebrochenheit unserer Lebensart und unserer Gemeinschaft.

Tötungsdelikte werden zur Statistik

Der gesamte Vorgang ist ein „Chock“, eine unbegreifliche Vorschrift. Warum es sich handelt ist, das Volk moralisch wach zu rütteln. Wir werden durch den anhaltenden Strom furchtbarer Nachrichten, der uns überschüttet, vollkommen empfindungslos und abgestumpft. Täglich werden wir mit den schlimmsten Tragödien konfrontiert. Wir stumpfen ab. Tötungsdelikte werden zur Statistik. Es ist alles nicht mehr schockierend. Das Nackenbrechen des Kalbes rüttelt uns wach und zeigt uns, dass es noch immer furchtbar ist, wenn Menschen ermordet werden. Dieses ist die Weise, mit der die Thora mit sinnloser Gewalt umgeht.

Eine perfekte Gesellschaft hätte keinen Mörder hervor gebracht

Irgendwo jedoch läuft noch ein unbestrafter Täter herum, weshalb die Kohanim (Priester) um Sühne bitten: „Schenke DEINEM Volke Israel Sühne oder Versöhnung“. Dieses betraf das gesamte Volk. Eine perfekte Gesellschaft hätte keinen Mörder hervor gebracht. Die Anführer der Gemeinschaft sind für die Handhabung von moralischen Standards verantwortlich.

einen guten Weg zu Gefühl und Kultur

Dieses ist auch die Bedeutung des Vorganges der Messung zur nächst gelegenen Stadt. Diese ließ erahnen, wo die Verantwortlichen aller Wahrscheinlichkeit nach versagt hatten. Mit dieser öffentlichen Entschuldigung für sinnlose Gewalt schaffen wir einen guten Weg zu Gefühl und Kultur.