EIFERSUCHT IST ANTITHESE VON GLAUBE – Parascha Waetchanan

„Begehre nicht die Frau Deines Nächsten und nicht das Haus Deines Nächsten, nicht seinen Grund und Boden…und alles, was Deinem Nächsten gehört“ (Dew./Deut. 5:18).

Die Tora erwähnt viele Emotionen, Gefühlsregungen. Den Auftrag, Gefühle zu zeigen, sehen wir zum Beispiel in den Mitzwot (Gebote), G“tt oder unsere Mitmenschen zu lieben.

In den Zehn Geboten wird die Eifersucht verboten. Wieso darf beziehungsweise wieso kann die Tora uns Gefühlsregungen verordnen oder verbieten?

Diese Frage stellt bereits Rabbi Avraham ibn Esra (tausendzweiundneunzig bis tausendeinhundertsiebenundsechzig) im zweiten Buch der Tora (Exodus 20:14).

Ibn Esra beantwortet diese Frage mit einem Beispiel. Ein arger Bürger, der eines schönen Tages einer hübschen Prinzessin gegenüber steht, wird nie um ihre Hand anhalten können oder dürfen..

Er weiß, dass sie für ihn unerreichbar ist. Was er auch unternimmt, er wird niemals mit ihr unter der Chuppa stehen (sie heiraten).

Wenn wir dieses Beispiel in täglichen Situationen weiter verfolgen, werden wir letztendlich zur Einsicht gelangen, dass wir nicht ein Recht auf alles haben und nie auch nur die Hälfte unserer Wünsche in Erfüllung gehen sehen.

Wenn wir wirklich vom Bewusstsein durchdrungen sind, dass es G“tt ist, der unsere Welt leitet, werden wir auch erkennen und akzeptieren müssen, dass es im Leben Grenzen gibt und nicht alles auf dieser Welt für uns bestimmt ist.

Wenn dieses Feld oder dieses Haus nicht für mich „beschirt“ (bestimmt oder gemeint) ist, macht es wenig Sinn, es doch zu versuchen, es zu ergattern. Mit dieser Sichtweise wird der Mensch sich leichter in sein Schicksal fügen.

Aus einer religiösen Sichtweise heraus DARF ein Mensch selbst nicht einmal begehren, was nicht für ihn bestimmt ist oder ihm nicht gehört. Das ist leicht gesagt, aber viel schwieriger um zu setzen.

Auch wenn wir mit großer Überzeugung glauben, dass G“tt alles lenkt, geraten wir doch in Panik, wenn jemand auf der gegenüber liegenden Straßenseite das gleiche Geschäft wie das unserige eröffnet.

Wenn wir gefragt werden, wo unser „BITOCHEN“ (Glaubensvertrauen) geblieben sei, werden wir antworten, dass wir natürlich an G“tt glauben, aber wenn der andere unsere „PARNOSSE“ weg nimmt, wir unsere Rechnungen am Monatsende nicht werden bezahlen können.

Glauben darf keine theoretische Beschäftigung bleiben, gebettet zwischen schönen Geschichten und Ideen. Glauben muss zu unserem „REALITY-TESTING“ gehören, also zu unserer gelebten Wirklichkeit.

Der Glaube muss zu einem Teil unserer Persönlichkeit werden, körperlich spürbar sein.

Laut Rabbi Schlomo Wolbe (Jeruschalajim, zwanzigstes Jahrhundert) werden wir uns durch diese Haltung viel bewusster über das, was wir wohl schon alles haben.

Für alles, was wir aus G“ttes Hand erhalten, müssen wir uns sehr gut kümmern. Unser Erzvater Jaakov gab sich außerordentliche Mühe, einige kleine Teile, die sein Eigentum waren, zurück zu erhalten.

Weshalb? Weil er es tatsächlich als einen Auftrag von OBEN empfand, um alles, was ihm zuteilwurde, zu bewahren und zu pflegen.

Der Schulchan Aruch (Jüdisches Gesetzbuch) regelt die kleinsten Einzelheiten des Lebens: vom Anziehen der Schuhe bis zum Schneiden der Nägel. Weshalb müssen diese alltäglichen Dinge geregelt werden? Das kann doch jeder für sich bestimmen?

Gerade die klaren Bestimmungen über die Rangfolge des Nägelschneidens zeigen, dass G“tt in allem anwesend ist. Alles, was wir tun, machen wir für IHN. Körperliche Pflege, essen und trinken tun wir, um das Wohlsein des Körpers zu erhalten.

Nur mit dem Körper können wir funktionieren. Unerfassbare Größenordnungen wie unsere Gedanken und Gefühle bestehen doch nicht unabhängig von unserem Körper. Mit dem Körper verrichten wir Mitzwot (Gebote).

Das physische Tun bildet den letztendlichen Unterschied:; Körper und Geist sind Partner.

Jede körperliche Handlung ist ein Schritt im größeren Plan: nicht nur für unser eigenes Leben, sondern auch für den größeren, G“ttlichen, universellen Weltplan.