Parascha Wajikra

Vieles um das Tabernakel herum handelt von Opfern und Heiligkeit – Keduscha. Hat das auch noch heute eine Bedeutung? Von uns wird erwartet, dass wir uns durch eine aufopfernde und ethische Lebensart heiligen. Die Heiligung ist ein Teil unserer Ethik. Die Heiligung bedeutet eine Beziehung zu G“tt und ist eine Lebensaufgabe. Dinge sind nicht von sich heraus heilig. Auch das Tabernakel und Opferungen sind nur heilig, da G“tt das so gewollt hatte (Psalmen 132:14).

Wenn das Jüdische Volk alles in seinem Umfeld entheiligt, ist auch G“ttes Anwesenheit aus dem Tempel verschwunden und dann hilft auch kein Opfern mehr. Das Tabernakel hat in unserem Herzen zu wohnen (Schemot/Ex. 25:8). Ein Mensch kann und soll selber ein Heiligtum werden. Das war die tatsächliche Botschaft, die Absicht hinter dem Auftrag, ein Heiligtum zu erstellen. Wirkliche Tzaddikim sind die sich bewegenden, die mobilen Tempel. Die Heiligkeit G“ttes tragen sie überall mit sich (und in sich) herum. Das gilt auch ohne einen physischen Tempel.

Ein Programm zur Heiligung

Das Programm zur Heiligung ist an erster Stelle eine individuelle Angelegenheit. Der Auftrag zur Heiligung ist von Person zu Person unterschiedlich. Von einem Talmid Chacham (einem Gelehrten) wird mehr erwartet als von einem Am-Ha’aretz (einem Ungebildeten). Aber Aufopferung wird jedes Mal erwartet: „Wenn jemand als großer Kenner der Thora bekannt ist und sich als ein heiliger Mann verhält, und trotzdem Dinge tut, über die Menschen abwertend über ihn sprechen, dann ist das Chilul HaSchem – die Entweihung des Namen G“ttes, auch wenn diese Dinge keine klaren Übertretungen des Jüdischen Gesetzes sind. Wenn er etwas kauft, aber nicht sofort bezahlt, entweiht er bereits den Namen G“ttes“ (siehe B.T. Joma 86a: Maimonides).

Je bedeutender der Thora-Gelehrte, desto  genauer soll er auch nach dem Geist der Thora leben. Selbst nur der Anschein einer Verfehlung, einer Insensibilität gegenüber dem Mitmenschen, oder Mangel an Liebe und Respekt für die Umwelt, können bereits Chilul HaSchem sein – die Entweihung des Namen G“ttes.

Die Heiligung des Namen G“ttes und Derech Eretz

Die Heiligung des Namen G“ttes ist in zweiter Instanz eine Gruppenaufgabe. Welche sind die hierzu erforderlichen wichtigsten Zutaten? Derech Eretz! Das wird oft als ein irdischer Beruf übersetzt.

Aber diese Bezeichnung von Derech Eretz ist viel zu eng gefasst. Rabbi Ja’akow Emden (achtzehntes Jahrhundert, Deutschland) verweist darauf, dass auch ein breit angelegter  gesellschaftlicher Bezug unerlässlich sei. Derech Eretz richtet die Gesellschaft auf die ethischen Richtlinien der Thora aus. Die Ge’ula Schlema – die letztendliche Erlösung – kann weltweit nur von einem Thora-Staat ausgehen. Deshalb ist Derech Eretz dann von noch viel größerer Bedeutung als in der Gola, im Exil. Israel MUSS der Tempel der Welt werden.

Diese Herausforderung wird uns nicht auf einem silbernen Tablett serviert. Im Augenblick ist die Israelische Gesellschaft bei weitem noch nicht dort angelangt. Aber sie ist zumindest die Keimzelle einer Biblischen Gesellschaft. Die Aufgabe, diesen Samen zu pflanzen und zur Blühte zu bringen, erzeugt Hochachtung und ist überwältigend. Sie ist die Herausforderung des Thora-Judentums heutzutage, wie Rav Dressler (zwanzigstes Jahrhundert, Gateshead) sie beschrieb: „Wehe demjenigen, der am Tag des Urteils erscheint und für diese konkrete Tatsache noch immer blind ist“ (Michtav Me’elijahu III:352).