Schabbat – Mehr als nur “Tag der Familie”

Schabbat – Mehr als nur “Tag der Familie”

Einerseits wird unser Alltag immer hektischer und die Fähigkeit, Familie und Karriere erfolgreich zu symbiosieren, ohne dass letzteres auf Kosten der Familie kommt, ist zu einer begehrten Seltenheit geworden . So hat auch der technologische Durchbruch in den letzten zwei Jahrzehnten viel dazu beigetragen, dass die Zeit für die Familie immer knapper wird und den Kindern (und sehr oft auch Erwachsenen) nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt wird. 

Andererseits hat die Wichtigkeit, qualitative Zeit mit der Familie zu verbringen in der letzten Zeit viel an Bedeutung gewonnen und so führten die Vereinten Nationen im Jahr 1993 den Internationalen Tag der Familie ein, welcher jährlich am 15. Mai gefeiert wird.

Im Judentum gibt es ebenfalls eine Art von “Tag der Familie”, aber im Gegensatz zu dem des UN, findet der jüdische “Tag der Familie” jede Woche statt – am Schabbat.

Der Fernseher ist aus, der Laptop zusammengefaltet und auch das Smartphone ist ausgeschaltet. Das Auto bleibt in der Garage und es werden keine Einkäufe getätigt. 

Die Familie versammelt sich für eine feierliche Mahlzeit, ohne von der rastlosen 24/7-Außenwelt gestört zu werden. 

Jedes Kind bekommt die Gelegenheit, seine Erlebnisse mit der Familie zu teilen und bekommt ihre volle Aufmerksamkeit. 

Man geht gemeinsam in der Natur spazieren und spielt die guten alten Spiele, bei welchen man die Spielfiguren mit der Hand bewegen muss und sich nicht in die virtuelle Realität versetzen braucht.

Gibt es denn einen anderen Tag, welche den Titel “Tag der Familie” mehr verdient als der Schabbat?

Aber der Schabbat ist viel mehr als nur der Tag der Familie:

Unsere Weisen lehren (Pesikta): “Wer den Schabbat hütet, ist, als hätte er die ganze Tora erfüllt und wer den Schabbat bricht, ist, als lehne er die gesamte Tora ab”

Es ist offensichtlich, dass der Schabbat viel mehr als nur ein Ruhetag ist und eine zentrale Rolle im Judentum spielt. Warum ist der Schabbat so besonders? 

“Gedenke den Schabbat zu heiligen […] denn in sechs Tagen hat der Ewige den Himmel und die Erde erschaffen und am siebten Tag ruhte er” (Schmot Kap. 20) 

In diesem Vers offenbart uns die Tora, dass die Hütung des Schabbats als Zeichen dafür dient, dass man daran glaubt, dass diese Welt einen Schöpfer hat und nicht von alleine entstanden ist 

(Ja, es gibt wirklich Menschen, welche davon überzeugt sind, dass diese höchst komplizierte Welt durch Zufall von alleine entstanden ist und sich zu diesem atemberaubenden Wunderwerk von selbst entwickelt hat)  

Im Talmud (118b) wird gelehrt, dass sogar wenn der Mensch Götzen dient, solange er den Schabbat einhält, ihm der Götzendienst verziehen wird. Der Maharal erklärt, dass dieser Mensch mit der Hütung des Schabbats beweist, dass er in Wahrheit an G´tt glaubt und vom Götzendienst nicht überzeugt ist.

Außerdem steht im Talmud (ibid.), basierend auf einem Vers in Yeschayahu (Kap.56, Vers 4), dass wenn das ganze jüdische Volk zwei Schabbate hintereinander hält, sie endgültig erlöst werden. 

Daher ruft das weltweite “The Shabbat Project-Keeping it together” jedes Jahr das ganze jüdische Volk, egal welches Levels und welcher Strömung, dazu auf, einen Schabbat gemeinsam zu feiern, um den Maschiach auf diese Weise näher zu bringen. Diese Woche, Parascha Waera (6.-7. November 2020), ist es endlich soweit und obwohl es in diesem Jahr aufgrund der COVID-19 Pandemie nicht so gefeiert werden kann, wie in den vorherigen Jahren, dennoch kann sich jeder von zu Hause daran anschließen und möge es der Wille G´ttes sein, dass dieser “The Shabbat Project 2020” der letzte im Galut (Exil) ist.