SCHAWUOT – UNS WURDE DIE TORA GEGEBEN

SCHAWUOT – UNS WURDE DIE TORA GEGEBEN

בסייד

Die Tora und das Heilige Land

Am vergangenen Freitag habe ich im Jerusalemer Stadtteil Mamilla am Jom Jeruschalaim – dem Jerusalem-Tag – mit einem alten christlichen Freund aus Zaandam gebruncht. Er hatte den ‘Fahnenmarsch’ schon gesehen, fragte sich aber trotzdem, ob wir ein Recht haben, hier zu leben. Ich fragte ihn nach dem Recht der Niederländer, in den Niederlanden zu leben: “Was haben die Holladers eigentlich mit Holland zu tun? Für meinen Geschmack hätten die Holländer genauso gut in Belgien oder England leben können. Es gibt keinen offensichtlichen Grund für eine Bindung zwischen den Menschen und dem Land”. Er musste zustimmen, dass es keine direkte Verbindung zwischen dem Niederländischen Nationalcharakter und dem Boden gibt.

Ein Segen im Fluch

Ich musste ihn mit einer Erkenntnis des Spanischen Rabbi Moshe, Sohn des Nachman, auch bekannt als Nachmanides, aus dem 13. Jahrhundert überraschen. Am Ende des dritten Buches Mose verflucht G’tt das jüdische Volk, wenn es sich nicht an seine Gesetze hält. Als Antwort auf einen dieser Flüche (Lev. 26:32): “Ich Selbst werde das Land verwüsten, so dass eure Feinde, die darin gewohnt haben, darüber entsetzt sein werden”, stellt Nachmanides fest, dass hier ein Segen in einem Fluch beschrieben wird: “Die Verwüstung wird so groß sein, dass das heilige Land kein anderes Volk dulden wird. Sobald wir das Land verlassen hatten, gedieh kein anderes Volk mehr. Verschiedene Völker versuchten, es zu bewohnen. Aber es ist ihnen nicht gelungen”. In der Tat wurde Israel von anderen Herrschern erobert. Aber weder den Kreuzfahrern, noch den Mamelucken, noch den Türken, noch den Briten gelang es, Israel zum Blühen zu bringen.

Zeugnis des Historikers Mark Twain

Mark Twain besuchte Israel, kurz bevor die Juden in Massen vor den russischen Pogromen und den Schrecken Nazideutschlands fliehen mussten. Twain beschreibt die Situation in Israel anno 1869 in seinem ‘Pleasure Excursion to the Holy Land’. Er malt ein völlig desolates, unfruchtbares und unbewohnbares Panorama, genau wie es die Tora beschreibt. Erst als die Juden in ihr Heimatland zurückkehrten, begann Israel wieder zu blühen und zu wachsen. Ich denke, das jüdische Volk ist in dieser Hinsicht einzigartig. Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es eine solche Bindung zwischen Volk und Land.  

Raschis erster Kommentar zur Tora (11. Jahrhundert)

Raschi, der wichtigste Erklärer der Tora, macht auch deutlich, worauf unser Recht auf Israel beruht. Raschi fragt sich, warum die Tora die gesamte Vorgeschichte des jüdischen Volkes von der Schöpfung an beschreiben soll. Seiner Meinung nach hätte die Tora mit dem ersten Befehl an das jüdische Volk im zweiten Buch Mose, Exodus Kapitel 12, beginnen können, wo der jüdische Kalender vorgeschrieben wird. Raschi geht davon aus, dass die Tora in erster Linie ein Buch der Gebote und nicht ein Geschichtsbuch ist. Warum also beschreibt die Tora die gesamte Geschichte von der Schöpfung an? Ich lasse Raschi selbst sprechen: “Um uns wissen zu lassen, dass die ganze Welt G’tt gehört. Er hat den Völkern ihre Ländereien gegeben und sie auch wieder weggenommen, wenn man sich religiös, moralisch und gesellschaftlich nicht richtig verhalten hat. Er nahm Israel von den sieben götzendienerischen Nationen und gab es uns.”  

Die Peel-Kommission

Im Jahr 1936 wurde von der Britischen Regierung die Peel-Kommission eingesetzt. Die Briten spürten, dass sie nicht ewig in Palästina bleiben würden und wollten herausfinden, worin die Ansprüche der verschiedenen Gruppen auf Israel bestanden. David Ben Gurion, der spätere Premierminister der ersten israelischen Regierung von 1948, war kein religiöser Jude. Dennoch verteidigte er das jüdische Recht auf Israel anhand der Bibel. Und in der Tat: Wenn wir die Bibel lesen, sehen wir, dass es nach dem Auszug aus Ägypten ein langer Weg ist, der nach Israel führt. Die Verheißung des Landes wird dort sehr oft beschrieben.

Recht auf Sicherheit

Das Westjordanland (Judäa und Samaria) wurde in einem Verteidigungskrieg gegen Jordanien erobert und war – schon zu Biblischen Zeiten – ein wesentlicher Teil Israels. Jordanien verzichtete auf seine Rechte an Judäa und Samaria. Ohne dieses Biblische Kernland ist Israel sehr schwer zu verteidigen.  Leider sind wir in einen ständigen Krieg mit den uns umgebenden Ländern verwickelt. Das Leben kommt vor dem Land. Wir haben nicht nur ein Recht auf unser Land, sondern auch ein Recht darauf, zu überleben und sicher zu leben. Es scheint, als würde sich die Biblische Geschichte ständig wiederholen. Die Philister haben uns schon vor 3.000 Jahren das Leben schwer gemacht. Wie lange kann das noch so weitergehen?

Mein guter christlicher Freund hatte das nie so gesehen. Ich war froh, zu einem besseren Verständnis zwischen Juden und Christen beitragen zu können. Am Jisrael chai!