Schirat Hayam – das Lied vom Meer – Parascha Beschalach

Schirat Hayam – das Lied vom Meer – Parascha Beschalach

Diese Woche lesen wir Schirat Hayamdas Lied vom Meer.

Sieben Tage nach dem Auszug (aus Ägypten) zogen die Bnej Jisraejl (die Juden) durch das gespaltene Schilfmeer. Die Juden erreichten das andere Ufer des Schilfmeeres und wurden gerettet. Die Ägypter ertranken (die Geschichte erzählt, dass die Juden sich mit der Durchquerung beeilen mussten, bevor der Wind drehte. Ein Wunder, denn auch der Schwächste schaffte die Durchquerung noch so eben gerade, bevor die Wassermassen zusammen fielen).

Bestandteil der täglichen Liturgie

Die Juden, die jeden Tag davvenen (beten), kennen dieses Lied über das Meer auswendig. Es ist Bestandteil der täglichen Liturgie (der Gebete) geworden, als einleitende Worte von Lobpreisung, Pessukej deSimra -Gesangesverse- die den Einstieg in die tatsächlichen Gebete bilden. Die zentralen Gebete während des Morgengebets sind das Schema – in dem wir die Einheit, die Universalität G“ttes aussprechen – und die Amida – das Gebet aufrecht stehend, nicht im Sitzen.

Größe G“ttes im Allgemeinen

Die einleitenden Gesangesversen sind meistens Psalmen, in den die Größe G“ttes im Allgemeinen besungen werden. Das Lied des Meeres sticht da einigermaßen hervor, da es eine Äußerung von Dankbarkeit darstellt, die die Juden empfanden, als sie am anderen Ufer des Schilfmeeres standen und aus den Fängen ihrer Peiniger und Unterdrücker gerettet waren.

Das Lied des Meeres passt da nicht genau hin, da es nur eine sehr zeitgebundene spontane Äußerung von Befreiung feiert.

Weshalb haben unser Weisen das Lied vom Meer doch in die allgemeine Gesangeseinleitung einbezogen?

Erstaunlich ist weiterhin, dass nur der Pharao als Feind aufgeführt wird, aber weiter nichts über die letztendliche Abrechnung mit ganz Ägypten erzählt wird.

Bekanntlich oder anscheinend spielen hier andere Faktoren eine wichtige Rolle. Vergessen wir nicht, dass das Lied vom Meer ein Teil der Tora ist. Die Tora erzählt wohl die Geschichte des Jüdischen Volkes, ist aber kein Geschichtsbuch. Unsere Geschichte ist die Basis, auf der ganz viele religiöse Konzepte behandelt werden.

Zwei zentrale Gedanken 

Zwei zentrale Gedanken durchlaufen die Tora wie ein roter Faden. Der erste ist die Einheit G“ttes, die Einzigkeit G“ttes (ICH bin der Eine, Dein G“tt) Du sollst keine anderen Götter neben mir haben usw. Das sagt G“tt eindeutig: Es gibt nur MICH, den Alleinigen.

Die Tora führt einen lange anhaltenden Kampf gegen den Götzendienst, mit dem Götzendienst des Menschen am Anfang, also gleich zu Beginn. Ein zweites Hauptthema bildet die Eroberung und die Besiedlung des Landes Israel.

ich habe mich selbst gemacht 

Weshalb konzentriert sich das Lied vom Meer auf den Pharao? Da Pharao sich selber zu einem G“tt gemacht hatte, wie der Prophet Jecheskjel die Gedanken des Pharao in Worten wiedergibt: „Der Nil ist meiner; ich habe mich selbst gemacht, erschaffen“ (Esechjel 29:3). Als eine der Beweise seines göttlichen Status hatte er seinen Untertanen vorgegaukelt, dass er nie auf die Toilette musste. Deshalb verrichtet er seine Notdurft immer im Nil. Um zu beweisen, dass Mosche diesen Trick durchschaut hatte, musste Mosche auf Befehl G“ttes mit dem Pharao oft am Nilüfer sprechen und ihn warnen.

Lied des Meeres: Ewigkeitswert

G“tt rechnete mit diesem selbst erschaffen gott persönlich ab. Dieses war ein Teil des Kampfes gegen den Götzendienst. Deshalb bildet das Lied vom Meer so eine gute Einleitung zum zentralen Thema unserer Gebete: dem Schema, in dem und mit dem wir die Einheit G“ttes aus voller Überzeugung aussprechen, in Worte umsetzen. Das Lied des Meeres hat Ewigkeitswert.