Tages-Zählung und Wochen-Zählung

Tages-Zählung und Wochen-Zählung

DAS OMER ZÄHLEN

Die Omer-Zählung bereitet uns auf die Entgegennahme der Thora vor. Der Midrasch erzählt, dass die Thora erst überreicht wurde, als alle Mitglieder des Jüdischen Volkes einander auf eine verträgliche Weise akzeptieren konnten. Vielleicht ist das der Grund, weshalb die Thora kein eindeutiges Datum für Schawuot vermeldet (an Schawuot erhielt das Jüdische Volk die Thora auf dem Berg Sinai).

Geen vaste datum

Schawuot hängt nicht von einem festgesetzten Datum ab. Erst nach der innermenschlichen Vollkommenheit, die ihre Reifung mit der Omer-Zählung erlangt hat, ist man für den tatsächlichen Empfang der Thora verfügbar. Und das ist die Absicht, der Sinn der Omer-Zählung: in Verträglichkeit erziehen, hineinwachsen, mit als  Motto „verbessere die Welt, fange bei Dir selbst an“.

Aber wie erfolgt die Zählung generell, wie geht das?

Der Umfang der Zählung

Der Talmud erzählt uns hierzu Folgendes: „Es ist ein Gebot, die Tage  zu zählen und es ist ein Gebot, die Wochen  zu zählen“ (B.T. Menachot 66a).

Die meisten Rischonim (Gelehrte zwischen tausend und fünfzehnhundert) sind der Ansicht, dass die Zählung der Tage und Wochen keine getrennte Mizwot seien, sondern EIN GANZES bilden.

Zwei Berachot

Rabbejnu Jerucham (1290-1350, Toledo) ist jedoch der Meinung, dass die Zählung von Tagen und Wochen zwei getrennte Mitzwot bilden und laut seinen Worten scheint es so zu sein, dass man während des Bestehen des Tempels in der Tat ZWEI Berachot während der Omer-Zählung gesprochen hatte,

·     EINE über die Tages-Zählung und

·     EINE über die Wochen-Zählung.

Selbst laut denjenigen, die meinen, dass die Omer-Zählung (der Tage und der Wochen) nur EIN Gebot sei, besteht die Omer-Zählung zweifelsohne aus zwei Komponenten – Tage und Wochen.

Die Zählung mit Hebräischen Buchstaben

Bei den Acharonim (Gelehrte von 1500 bis heute) wurde viel über die Frage diskutiert, ob man zählen kann, indem man die Buchstaben des Hebräischen Alphabets benutzt (jeder Buchstabe des Hebräischen Alphabets hat einen Zahlenwert). Hat man seine Pflicht erfüllt, indem man wie folgt zählt: „heute ist der Tag A(lef)…heute ist der Tag B(ejt) usw.?

Die Halacha besagt, dass es nicht ganz klar oder sicher ist, ob man seine Pflicht erfüllt hat, indem man mittels des Alphabets gezählt hat.

Das Beste sei, dann wieder aufs Neue zu zählen, aber ohne Beracha. War man nicht mehr im Stande, die „Alphabet-Zählung“ noch am gleichen Tag zu berichtigen, dann ist es trotzdem erlaubt, die nächsten, folgenden Tage, MIT Beracha zu zählen.

Die Art, auf die gezählt werden sollte

Man kann seinen Gedanken auf unterschiedliche Arten äußern oder formulieren:

         *indem man spricht,

         *mit dem Denken,

         * jemand Anderen für sich sprechen lassen

           (schome’a ke’one: hören ist wie aussprechen) und

         *durch zu schreiben.

Alle diese Arten, sich zu äußern, sind Bestandteile von Diskussion oder Gedankenaustausch in der halachischen Literatur bezüglich der Omer-Zählung. Zählen macht man normalerweise mit Worten.

Ob man auch in Gedanken zählen kann, hängt im Talmud (B.T. Berachot 20b) von der Frage ab, ob Denken mit Sprechen (hirhur kedibbur) gleich gesetzt werden kann oder nicht.

Im Talmud handelt es sich um die Frage, ob man die Mitzwa des SCHEMA in Gedanken erfüllen kann und die Entscheidung lautet, dass Denken nicht dem Sprechen gleichwertig sei. Deshalb vermerkt Rabbi Chiskia da Ssilva (achtzehntes Jahrhundert), dass man bei der Omer-Zählung die Mitzwa nicht erfüllen kann, indem man nur an die Omer-Zahl denkt.

Die Rabbiner Eger

Würde man die Omer-Zählung auch durch das Schreiben erfüllen können? Dieses scheint eine seltsame Frage zu sein, aber sie kommt regelmäßig vor. In früheren Zeiten war es üblich, bei einem Brief das Datum der Omer-Zählung im oberen Bereich zu vermerken. Indem man nun kurz nach dem Eintreffen der Nacht das Omer-Datum oben in einem Brief geschrieben hat, darf man danach beim richtigen Omer-Zählen noch eine Beracha aussprechen?

Diese Frage führte zu einem Meinungsunterschied zwischen dem berühmten Gelehrten Rabbi Akiwa Eger und seinem Onkel Rabbi Wolf Eger. Hierbei ergab sich das nachstehende Problem: beim Vermerken des Omer-Datums im Briefkopf-Bereich hatte man absolut nicht die Absicht gehabt, die Mitzwa (das Gebot) der Omer-Zählung zu erfüllen. Eine Mitzwa ohne Kawana (die Absicht, die Mitzwa zu erfüllen), heißt eventuell oder wahrscheinlich keine Mitzwa, so dass man danach mit Beracha nochmals verbal das Omer würde zählen können.