Tu Bischwat – 15. Schwat: wieder ein Neujahr für die Natur

Tu Bischwat – 15. Schwat: wieder ein Neujahr für die Natur

Tu Bischwat higia – Chag la’ilanot! Tu Bischwat ist eingetroffen, das Fest der Bäume! Seit vielen Jahren fördert Keren Kayemet leIsrael auch in der Diaspora die Bedeutung von Tu Bischwat für Israels Entwicklung der Natur und organisiert wunderbare Pflanzungs- und Informationsreisen nach und in Israel, füreinander und miteinander.

Wenn wir Bäume pflanzen, tun wir dies füreinander und für die Natur. Wir pflanzen Bäume nicht nur für diese Generation, sondern auch für viele zukünftige Generationen.

Ich muss immer an eine vertraute Geschichte denken, die die Bedeutung der Arbeit für andere und für die Gemeinschaft betont.

Silber hinter Deinem Fenster

Es gab einst einen Rabbiner, der sich zu einem reichen Mann begab, um Geld für die Armen an zu fragen. Dieser Mann war jedoch so geizig und gierig, dass er nichts geben wollte. Der Rabbiner ging mit ihm zum Fenster und sprach: „Schaue mal hinaus und erzähle mir, was Du siehst“. „Ich sehe viele Menschen auf der Straße gehen“, antwortete der reiche Mann. „Und wenn Du Silber hinter diese Scheibe anbringen lässt, was siehst Du dann?“. Nachdem das Silber installiert wurde, sah der reiche Mann nur noch sein eigenes Spiegelbild.

„Siehst Du nun, was Dein Reichtum mit Dir macht?“, fragte der Rabbiner. „Ohne Silber siehst Du Deine Mitmenschen, und mit Silber hast Du nur noch den Blick für Dich selbst“.

Während es in Deutschland gegen Ende des Winters noch dunkel und kalt ist, stehen die ersten Bäume in Israel schon in Blüte. Überall sieht man die rosa und weißen Blüten der Mandelbäume, die andeuten, dass der Frühling sich nähert. Es ist Tu Bischwat, das Fest, an dem alle Bäume EIN Jahr älter werden. Aber weshalb haben eigentlich Bäume einen Geburtstag? Weshalb ist es wichtig, zu wissen, wie alt ein Baum ist?

Einen Anteil für die armen Menschen

In der Thora befinden sich viele Vorschriften, die sich auf die Landwirtschaft beziehen. Das Wichtigste ist, dass wir die Ernte von dem, was auf den Feldern wächst, nicht insgesamt für uns behalten dürfen. Ein Teil davon soll für die Priester, für die Leviten und für arme Menschen abgezweigt und denen weitergereicht werden. In der Geschichte von Ruth, die wir an Schawu’oth lesen, befinden sich hierzu einige Beispiele. So darfst Du das, was an den Ecken Deines Feldes wächst, nicht mit mähen, sondern es soll als Teil der Ernte für arme Menschen dort verbleiben.

Tu Bischwat hat mit den Regeln für Obst und Obstbäume zu tun. Wenn jemand einen Baum pflanzt oder einen Setzling in die Erde steckt und es entstehen Früchte daran, dürfen die Früchte die ersten drei Jahre nicht gegessen werden. Um zu erfahren, wie alt ein Baum ist, gibt es einen festen Geburtstag für Bäume. An Tu Bischwat, am fünfzehnten des Monats Schwat, werden alle Bäume gleichzeitig EIN Jahr älter. Ein anderer Name für Tu Bischwat ist Rosch Haschana la’ilanot, das Neujahr der Bäume.

Kohanim und Levi’im: keinen Grund und Boden in Israel

Wenn ein Baum an Tu Bischwat vier Jahre alt geworden ist, dürfen wir die Früchte, die dieser dann danach hervorbringt, wohl essen, aber nur in Jerusalem. Im Jahr darauf, wenn der Baum an Tu Bischwat fünf Jahre geworden ist, darf der Besitzer mit den Früchten nach Belieben verfahren.

Aber doch nicht ganz. Er soll zuerst Teruma, einen fünfzigsten Teil, einem Kohen geben und danach Ma’assejr, ein Zehntel, an die Levi’im.

Das stammt daher, da die Priester und die Leviten keinen eigenen Grund und Boden hatten. Sie taten ihren Dienst im Bejt haMikdasch (Tempel) und sie waren oft Lehrer. Sie fällten auch Entscheidungen über die Halacha, sie erließen Regeln, wie die Vorschriften in der Thora in die Praxis umgesetzt werden sollten. Sie wollten hierfür nicht entlohnt werden. Die anderen Juden hatten deshalb dafür zu sorgen, dass die Kohanim und die Levi’im ihren Lebensunterhalt bestreiten konnten. Deshalb gaben sie ihnen einen Teil ihres Einkommens. In manchen Jahren musste man außerdem ein Zehntel der Ernte an die Armen geben.

Denke an Deinen Mitmenschen

Durch alle diese Vorschriften und Regeln bleiben wir uns bewusst, dass alles, was wir besitzen, wir HaSchem (G“tt) zu verdanken haben. G“tt möchte, dass wir auch an andere Menschen denken, dass Arme ihren Anteil erhalten und dass Lehrer und Thora-Gelehrte in unserer Mitte leben können. Auch heutzutage geben wir ein Zehntel von dem, was wir verdienen, als Tzeddaka, für gute Zwecke. Die wortwörtliche Bedeutung von Tzeddaka ist „Gerechtigkeit“, auch „Rechtschaffenheit“. Laut der Thora ist Tzeddaka eine Verpflichtung für jeden, also etwas, auf das arme Menschen ein Anrecht haben.

Tu Bischwat higia – Chag la’ilanot! Chag sameach!