Unsere „Linsensuppe“ – Parascha Toldot

Unsere „Linsensuppe“ – Parascha Toldot

In unserem Wochenabschnitt Toldot wird berichtet, dass Eisav nach einem langen Tag, müde und erschöpft, nach Hause zurückkehrte. Unsere Weisen lehren, dass er müde vom Töten war, denn zuvor hatte er Nimrod ermordet, weil er seinen besonderen Mantel begehrte.

Zu Hause traf er auf Yakov, welcher damit beschäftigt war, eine Linsensuppe für Yizchak zuzubereiten. An diesem Tag war Awraham gestorben und es ist der Brauch, dass Trauernde Linsen essen. Eisav bat Yakov, seinen Bruder, ihm ein wenig von der köstlich duftenden Suppe zu geben, doch dieser war nur bereit ihm diese geben das Recht des Erstgeborenen zu verkaufen. Eisav war, ohne lange zu zögern, mit diesem Tausch einverstanden und Yakov gab ihm die Linsensuppe, welche Eisav gierig verlang.

Die Tora beendet diese Erzählung mit den Worten „Und Eisav beschämte sein Recht des Erstgeborenen“ (Kap. 225, Vers 34). Unsere Weisen erklären, dass das Recht des Erstgeborenen hauptsächlich darin bestand, sich gänzlich dem Dienst G´ttes zu widmen und später auch im Tempel zu dienen. Aber mit seiner sofortigen Bereitschaft dieses besondere Privileg gegen eine einfache Linsensuppe einzutauschen, zeige Eisav große Respektlosigkeit und Gleichgültigkeit gegenüber dem Dienst G´ttes. Im Medrasch wird diese Sünde mit Eisavs anderen Sünden, wie Mord und Ehebruch, gleichgestellt.   

Wenn wir diese Geschichte in der Tora lesen, wundern wir uns oft, wie dumm Eisav sein konnte, ein so kurzes Vergnügen gegen etwas Ewiges einzutauschen, aber auch wir werden im Leben oft vor diese Wahl zwischen dem Dienst G´ttes und „Linsensuppe“ gestellt. Jedes Mal, wenn wir für unseren Glauben und unsere Religion etwas aufopfern müssen, ist das die „Linsensuppe“ in dieser Situation mit dem Willen G´ttes auf der anderen Seite.

Wenn es darum geht auf eine verbotene Speise oder den Besuch einer, für eine/n Juden/in unpassenden Veranstaltung zu verzichten, stehen wir mehr oder weniger vor derselben Wahl. Diese Wahl fällt uns nicht immer leicht, aber der Gedanken daran, dass wir zwischen einem kurzen und vergänglichen Vergnügen auf der einen Seite und dem ewigen Verdienst, G´ttes Willen befolgt zu haben, auf der anderen Seite, entscheiden, kann uns helfen das Richtige zu wählen. Besonders in unserem Zeitalter, wo es so schwer ist den verlockenden Rufen unserer leichtsinnigen Gesellschaft zu widerstehen, der Verdienst außergewöhnlich groß.