Vegetarismus im Judentum

Vegetarismus im Judentum

Wussten Sie, dass Israel das Land
mit dem zweitgrößten Anteil von Vegetariern (13% der Bevölkerung) hat?
Deutschland teilt sich den fünften Platz der Weltrangliste mit dem Vereinten
Königreich und Österreich mit 9% (Quelle WeltAtlas, Stand 2016).

Längst beschränkt sich der
Vegetarismus nicht nur auf das Meiden von Fleisch-und Fischspeisen, sondern hat
sich zu einer alternativen Lebensweise entwickelt, welche eine gesündere und
umweltfreundlichere Weltanschauung fördert. Doch was hält das Judentum vom
Vegetarismus?

Adam HaRischon, dem ersten Menschen, war es verboten Tiere zu schlachten, um sie zu essen (siehe Bereschit Kap. 1, Vers 28-29). Es gibt eine Meinungsverschiedenheit zwischen den Kommentatoren, ob ihm nur das Schlachten verboten war, aber generell der Genuss des Fleisches nicht. Dies ist die Meinung der Tosafot (Sanhedrin 56:). Andere Kommentatoren, darunter Raschi und der Ramban, sind der Ansicht, dass ihm der Genuss des Fleisches gänzlich untersagt war.

Rabbi Yosef Albo (Autor des fundamentalen Werkes Sefer HaYikrim) erläutert dieses Verbot wie folgt: Das Schlachten von Tieren und das Genießen des Fleisches einiger Arten erweckt im Menschen eine gewisse Grausamkeit und Tendenz zur Gewalt. Außerdem absorbiert der Mensch während des Essens die Charaktereigenschaften seiner Speise und dies hat einen negativen Einfluss auf das edle Wesen des Menschen. Deswegen bevorzugte G´tt es, ihm gänzlich Fleisch zu verbieten, obwohl Fleisch, medizinisch gesehen, gesund für den Menschen ist.

Dies war der Fall bis nach der
Sintflut. In unserem Wochenabschnitt wird berichtet, dass nachdem die Sintflut
vollendet war, sich G´tt an Noach mit folgenden Worten richtet: „Alles Lebende
soll euch zur Speise sein, wie das Gras gebe ich euch Alles“ (Bereschit Kap. 9,
Vers 3)

Daraus entnehmen unsere Weisen im
Talmud (Sanhedrin 59:), dass G´tt Noach erlaubte Tiere zu schlachten, um sie zu
essen, obwohl es Adam verboten war. Warum wurde es Noach und seinen Nachkommen
erlaubt, nachdem uns der Sefer HaYikrim so ausführlich davor gewarnt hatte?

Rabbi Yosef Albo geht selbst auf diese Frage ein. Er erklärt, dass Adam HaRischon auf einem sehr hohen spirituellen Niveau war, sodass kein besonderes Merkmal von Nöten war, um ihn als Krönung der Schöpfung zu sehen. Der Unterschied zwischen dem Menschen und dem Tier war so markant, dass dies als selbstverständlich galt.

Mit der Zeit jedoch, besonders in
der Generation der Sintflut, sank das geistige Niveau der Menschheit, die
Grenze zwischen ihnen fing an zu verschwimmen und die Position des Menschen als
Krönung der Schöpfung war gefährdet. Deswegen musste G´tt wohl oder übel den
Menschen erlauben Tiere zu schächten und sie zu essen, um zu beweisen, dass der
Mensch, auf Grund seines spirituellen Teils, seiner Seele, der Hauptgrund der
Schöpfung dieser Welt ist. Alles andere existiert nur, um ihm zu dienen und ihm
zu helfen seine Mission auf dieser Welt zu erfüllen.

Um den edlen Charakter des Menschen vor den negativen Einflüssen des Fleisches mancher Tiere zu schützen wurden nur bestimme Tiere zum Essen erlaubt (siehe Buch Vayikra, Parascha Schmini) und auch diese müssen auf bestimmte Art und Weise geschächtet und anschließend bearbeitet werden. Dies ist der Grund, warum der Genuss des Blutes verboten ist und das Fleisch sorgfältig davon gereinigt werden muss, bevor es zum Verzehr geeignet ist, weil sich die „Tiernatur“ hauptsächlich im Blut befindet. Besonders in unserem Zeitalter, wo sich die Menschheit so stark für den Schutz der Tiere einsetzt und Tiere oft mit Menschen verglichen werden (z.B. Werbesprüche von Peta „Für Tiere sind alle Menschen Nazis“ u.Ä), ist es wichtig den Unterschied zwischen Mensch und Tier zu betonen und nicht zu vergessen, für wenn die Welt erschaffen wurde.

Quelle: Jüdische Allgemeine