WAHL UND VERPFLICHTUNG IN DER RELIGION – Parascha Teruma

WAHL UND VERPFLICHTUNG IN DER RELIGION – Parascha Teruma

בסייד

Parascha Teruma (Schemot/Ex. 25:1 – 29:19)

Wir müssen drei Dinge lernen welche wir aus freien Stücken tun müssen: Danke sagen, Entschuldigung sagen und Geld für gute Zwecke spenden

Wir müssen ein Heiligtum bauen. Ein Altar ist dabei unerlässlich. Der Bau eines Altars ist keine Selbstverständlichkeit. Es gibt klare Bedingungen (Schemot/Ex. 20:25): “Wenn du Mir aber einen Altar aus Stein machst, darfst du ihn nicht aus behauenen Steinen bauen; denn wenn du sie mit dem Schwert oder der Spitzhacke bearbeitest, entheiligst du sie”. Dies hat eine wichtige Symbolik. Der Altar soll uns ermöglichen, durch Vergebung und Versöhnung von Oben länger zu leben. Die behauenen Steine werden mit Metallgegenständen geformt, die auf Instrumente hinweisen, die unser Leben verkürzen können. Lebensverkürzende Elemente passen nicht zu unseren Opfern. Opfern bedeutet im Hebräischen, näher zu kommen, näher zu HaSchem zu kommen. Durch das Töten entfernen wir uns von G’tt.

Ein Altar aus Erde

Weiter oben steht  (ibid. 20:24), dass wir für G’tt einen Altar aus Erde errichten sollen, “um darauf unsere Brand- und Dankopfer darzubringen. An jedem Ort, an dem Ich Meines Namens gedenken will lassen, werde Ich zu euch kommen und euch segnen”. Erde steht für Demut und Bescheidenheit. Hier beginnt die Religion. Unseren Platz vor G’tt lernen wir auf diese Weise kennen.

Warum unter Vorbehalt?

Der Satz “Aber wenn ihr Mir einen Altar aus Stein macht” klingt vorbehaltlich. Es scheint alles von unserer freien Entscheidung abzuhängen. Haben wir denn eine Wahl? Nein. Wir müssen. Aber warum steht dann der Bau eines Altars in der konditionellen Form? Im Talmud heißt es, dass es in der Tora noch weitere Mizwot (Gebote) gibt, die unter Vorbehalt aufgeführt sind, aber bedingungslos verpflichtend sind. Dazu gehört das Verleihen von Geld an arme Menschen, siehe Schemot/Ex. 22:25: “Wenn du jemandem aus Meinem Volk, einem der Armen unter euch, Geld leihst, darfst du dich ihm gegenüber nicht wie ein Gläubiger verhalten. Du darfst ihm keine Zinsen auferlegen”. Dies scheint an Bedingungen geknüpft und von unserem Willen abhängig zu sein. Aber das Leihen ist verpflichtend. Das steht in Dewarim/Deut. 15:8: “Im Gegenteil, du sollst ihm deine Hand weit öffnen und ihm reichlich leihen, genug für das, was ihm fehlt”.

G’tt aus freien Stücken mit Freude dienen

Der Maharal von Prag (1526-1609) erklärt genau, was die Tora hier will. Die Quintessenz ist, dass HaSchem will, dass wir die Mizwot (Gebote) freiwillig tun. Wenn wir die Gebote der Tora wie Roboter ausführen oder sie gegen unseren Willen tun, nennt man das nicht Awodat HaSchem, nicht G’tt zu dienen. Wenn wir armen Menschen Geld leihen, sollte dies mit Simcha, Freude, darüber geschehen, dass G’tt uns so mit irdischen Gütern gesegnet hat, dass wir anderen helfen können. Das steht auch in der Tora (Dewarim/Deut. 15:10): “Du sollst ihm reichlich geben, und dein Herz soll nicht traurig sein, wenn du ihm gibst. Denn dadurch wird HaSchem, dein Gott, dich segnen in all deiner Arbeit und in allem, was du zur Hand nimmst.”

Der reiche Mann bekommt von HaSchem viel mehr, als er braucht

Der Or Hachaim Hakadosch, Rabbi Chaim Atar (1696-1743) erklärt es weiter. Der reiche Mann bekommt von HaSchem viel mehr, als er braucht. Der arme Mann hat viel zu wenig. Das Geld ist da, nur nicht gleichmäßig verteilt. Der arme Mann hat es offenbar verdient, auf das Wohlwollen anderer angewiesen zu sein. Der reiche Mann braucht seine überschüssigen Finanzen nicht für seinen eigenen Lebensunterhalt und hat sie nur von Oben erhalten, um anderen zu helfen, Mizwot zu tun und Tora zu lernen. In der Tat, dieses überschüssige Geld steht dem Reichen nicht zu. Aber wenn er es mit anderen teilt, erfüllt er den Willen G’ttes. Dafür ist dieser finanzielle Überschuss gedacht.

dies mit dem Armen, der bei dir ist, teilen

Das ist auch die Bedeutung der Worte in der Tora, dass der Reiche “dies mit dem ‘ani imach’, dem Armen, der bei dir ist, teilen soll”. Dieser arme Mensch wurde neben dir geschaffen, damit du die Mitzwa (Gebot) der Tzedaka (Wohltätigkeit) erfüllen kannst. “Du darfst nicht wie ein ‘Nossej’ handeln, ein harter Gläubiger gegenüber dem Schuldner”. Nossej” hat auch eine Bedeutung von “sich erhaben fühlen”. Der reiche Mensch sollte sich nicht höher, erhabener und wichtiger fühlen als der arme Mensch. Er sollte sein Geld nur zurückfordern, wenn er weiß, dass der Schuldner es bezahlen kann.

drei Dinge sagen

Ein Rabbi sagte mir einmal, dass wir in diesem Leben lernen sollten, drei Dinge zu sagen:

1.    Entschuldigung sagen nach der Anleitung des Altars, auf dem wir Vergebung für unsere Sünden erhalten.

2.    Danke, wenn wir G’tt für alle seine Segnungen ein Opfer bringen dürfen.

3.    Dankbarkeit, wenn wir in der Lage sind, zum Glück der anderen beizutragen.

Welche Tiefe hat die Tora in all diesen komplexen, sozialen Beziehungen!!!