Warum hat der Allmächtige den Tieren nicht Selbst die Namen gegeben? – Parascha Bereschit

Frage an Rabbiner:
Warum hat der Allmächtige den Tieren nicht Selbst die Namen gegeben, sondern leitete dies an Adam weiter?
Alexander, Jaroslawl.
Antwort:
Alle Worte in der heiligen Sprache spiegeln das Wesen der Dinge wider. Jeder Buchstabe hat eine besondere spirituelle Bedeutung, und Wortkombinationen haben einen besonderen spirituellen Sinn. Daher sagt der Talmud (Brahot 55a), dass Bezalel die Buchstaben, mit denen Himmel und Erde geschaffen wurden, kombinieren konnte, – denn um den Mischkan (Tabernakel) zu bauen, der der spirituelle Prototyp der Welt war, musste man die spirituelle Essenz der ganzen Welt kennen.
Der Allmächtige wollte, dass Adam seine Frau wie sich selbst lieben wird. Aber die Welt ist so eingerichtet, dass der Mensch nur über das glücklich ist, was ihm vorher gefehlt hat. Damit Adam fühlte und erkannte, wie sehr ihm eine Frau fehlte, befahl ihm der Schöpfer, allen Tieren Namen zu geben. Um wirkliche Namen zu geben, die das spirituelle Wesen dieser Tiere definieren, war es notwendig, nachzudenken und tief in ihr Wesen einzudringen und ihre spirituelle Wurzel zu verstehen. Adam musste also die spirituelle Wurzel jedes Tieres kennen. Dafür hat G-tt alle Tiere und Vögel zu ihm gebracht – damit er in sie “hineinschauen” konnte, wie es heißt (Bereschit 2:19): “Da trieb Gott alles Tier des Feldes und alles Geflügel des Himmels von der Men-schen-Erde zusammen und brachte sie zum Menschen, damit er sehe, was er sich nennen werde..”
Adam verstand wirklich die spirituelle Wurzel jedes Tieres und gab ihm einen Namen entsprechend dieser Wurzel. So steht es im zweiten Teil des Verses: “und alles, wie sich’s der Mensch als lebendiges Wesen nennt (nefesch haya – ‘eine lebende Seele’), das ist sein Name” (ebd.). Gaon von Vilna kommentiert: “Nach der spirituellen Wurzel (nefesch haya) gab er ihnen Namen”.
Nachdem Adam über das Wesen eines jeden Geschöpfes nachgedacht hatte, erkannte er, dass es unter ihnen niemanden gibt, der ihm ebenbürtig werden könnte. Und er spürte, wie sehr ihm ein Lebenspartner fehlte. Im nächsten Vers (20) heißt es: “Der Mensch nannte allem Vieh und allem Geflügel des Himmels und allem Tier des Feldes Namen, aber für einen Menschen fand er keine entsprechende Hilfe..”
Und erst nachdem der Mensch erkannte, wie sehr ihm ein Lebenspartner fehlte, schuf der Allmächtige eine Frau für ihn – einen Knochen aus seinen Knochen und Fleisch aus seinem Fleisch, wie es in den folgenden Versen heißt: “Da liess Gott eine Betäubung über den Menschen fallen, als er schlief, nahm eine von seinen Seiten (1) und schloss Fleisch an deren Stelle. Sodann gestaltete Gott die Seite, die Er von dem Menschen genommen hatte, zur Frau und brachte sie zum Menschen.” (21, 22).
Als Adam sah, wie sehr Chava für ihn geeignet war, empfand er große Freude und sagte (V. 23): “Diese endlich ist es! Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch!”, d.h. “erst jetzt sehe ich ein Geschöpf, das zu mir passt, und alle Tiere passten nicht zu mir.” Die Weisen sagten (Traktat Yevamot 63a): “Diesmal ist es Knochen von meinen Knochen und Fleisch von meinem Fleisch – daraus folgt, dass Adam über die Natur jedes Haus- und Wildtiers nachdachte und sie erkannte, sich aber nicht beruhigte, bis er in die spirituelle Wurzel der Chava blickte”. Nachdem Adam erkannte, wie sehr Chava für ihn geeignet war, gab er ihr einen ähnlichen Namen wie seinen eigenen (Isch – Aleph-Schin), fügte aber den Buchstaben “Hey” (Ischa – Aleph-Schin-Hey) hinzu. Dies “deutet an”, dass die Frau ihren Mann ergänzt: die beiden Buchstaben in ihren Namen sind gleich, aber im Namen des Mannes gibt es einen zusätzlichen Buchstaben “Yud”, und im Namen der Frau – den Buchstaben “Hey”. Zusammen bilden diese zusätzlichen Buchstaben den Namen des Allmächtigen – “Yud” und “Hey”(2).
Quellen zum Text:
(1) Das Wort “Tsela” wird gewöhnlich mit “Rippe” übersetzt. Eine genauere Übersetzung ist jedoch “Seite”.
(2) Und die Weisen sagten (Traktat Sota 17a): “Wenn ein Mann und eine Frau würdig sind, dann bleibt die Schehina (göttliche Gegenwart) zwischen ihnen”.
Originaltext auf Russisch finden Sie hier