Was gehört dem Menschen wirklich? – Parascha Chajei Sara

Was gehört dem Menschen wirklich? – Parascha Chajei Sara

Am Freitag, kurz vor Schabbat verließen Vater und Sohn die koschere Bäckerei. Die Challot (Brote für Schabbat) dufteten herrlich und es herrschte eine feierliche Kurz-vor-Schabbat-Stimmung auf der Straße. Plötzlich kam ein armer Mensch auf sie zu und bat sie um ein paar Challot für Schabbat, denn ihm fehle das nötige Geld dazu. Ohne zu zögern griff der Vater in die Tüte, nahm zwei große Challot heraus und reichte sie dem Bedürftigen. Sein Gesicht hellte sich augenblicklich auf und er dankte dem Vater vom ganzen Herzen. Nachdem er gegangen war, frage der Vater seinen Sohn: „Wie viele Challot sind uns geblieben?“ “Wir hatten insgesamt fünf, zwei davon haben wir gespendet, also haben wir noch drei Challot übrig“, antwortete der Sohn. „Falsch!“, sagte der Vater lächelnd. Der Sohn schaute seinen Vater verwundert an. „Hat mein Vater Plus-und-Minus vergessen?“, wunderte er sich. Vater fuhr fort: „Unsere drei übrigen Challot werden wir bald aufessen und sie bleiben nicht in unserem Besitz, aber die zwei anderen Challot, welche wir dem Bedürftigen gegeben haben, bleiben für ewig unsere, weil wir damit eine Mitzwa gemacht haben!“

Kurz bevor Awraham diese Welt verließ, verteile er seinen gesamten Besitz an Yizchak und die Söhne von Ketura. Die Tora berichtet darüber in folgenden Worten: „Und Awraham gab Alles, was seins ist dem Yizchak. Und den Söhnen Keturas gab er Geschenke und schickte sie fort“ (Kap.25, Vers 5-6). Es ist nicht ganz klar, nach welchem Prinzip Awraham sein Erbe verteilte und außerdem wie kann die Tora schreiben, dass er alles Yizchak überließ, wenn die anderen auch etwas bekommen haben?

Der Kli Yakar erklärt, dass er
sein materielles und spirituelles Erbe zwischen Yizchak und seinen anderen Kindern
verteilte. Den Söhnen von Ketura überließ er seinen materiellen Reichtum und
Yizchak erhielt den spirituellen Anteil. Jetzt verstehen wir, was mit den
Worten „was seins ist“ gemeint ist, denn nur der spirituelle Anteil kann wirklich
als sein Eigentum bezeichnet werden, weil es für ewig dem Menschen gehört.
Alles andere kann verloren gehen, gestohlen werden und bleibt in dieser
vergänglichen Welt. Als seinem geistigen Nachfolger, überließ er Yizchak und
uns, seinen Nachkommen, sein ewiges Erbe und die Möglichkeit sich ebenfalls zu
verewigen, indem man sich in dieser materiellen Welt damit bemüht, geistiges
Reichtum zu sammeln.

Der Talmud (Baba Batra 11.) berichtet
von Munbaz, dem König, welcher sein Reichtum an die Armen verteilte. Seine
Familie war darüber alles andere als erfreut und warf ihm verschwenderisches
Verhalten vor, nachdem seine Vorfahren diesen Reichtum während vieler Jahre
angehäuft hatten. Er antwortete ihnen, dass nur dieses Geld, welches er an die
Armen verteilt, wirklich ihm gehört und er sich dadurch wahren Reichtum in der
kommenden Welt erkauft.

Natürlich soll man nicht sein
ganzes Geld weggeben und unsere Weisen haben verboten, mehr als ein Fünftes
seines Vermögens zu spenden, damit der Mensch selbst nicht bedürftig wird, aber
man muss stets im Kopf behalten, dass unser Kontostand nicht unser wahres
Vermögen ist, sondern das Geld, welches für gute Taten und spirituelle
Angelegenheiten verwendet wurde.