Was ist der Name von Gott im Judentum?

Was ist der Name von Gott im Judentum?

Frage an Rabbiner:

Was ist der Name von Gott im Judentum?

Pawel

Antwort:

Diese Frage wurde bereits von Mosche an Gott selbst gestellt (Schmot 3,13): “Da sprach Mosche zu Gott: Siehe, ich komme zu den Söhnen Jisraels und sage ihnen: der Gott eurer Väter hat mich an euch gesandt, so werden sie mir sagen: wie ist Sein Name? Was soll ich ihnen dann sagen?” (Vers 14): “Ich werde sein, der Ich sein will! Er sprach: So sollst du für Jisraels Söhne sagen: אהיה hat mich an euch gesandt.”

Erklärt Midrasch (Schmot Rabba 3): “Sagte Rabbi Aba Bar-Memel: Sagte der Allmächtige zu Mosche:

“Meinen Namen möchtest du wissen? Nach meinen Taten werde Ich genannt. Manchmal werde Ich als G-tt der Allmächtige (Kel Schakay) genannt, (manchmal) Herr der Krieger (a-Schem Zewaot), (manchmal) Gott (Elokim), (manchmal) Yud-Key-Wav-Key (a-Schem, unausgesprochener Name von G-tt mit vier Buchstaben) (1). Wenn Ich meine Schöpfungen richte, werde Ich als G-tt genannt, wenn Ich gegen die Übeltäter in den Krieg ziehe, werde ich als Herr der Krieger genannt, und wenn Ich für menschliche Sünden klage, werde Ich als G-tt der Allmächtige genannt. Und wenn Ich meiner Welt gegnüber Gnade zeige, werde Ich als Ado-nai genannt, weil dieser Name nur die Qualität der Barmherzigkeit bedeutet, wie es heißt (Schmot 34, 6): “Gott bleibt immer Gott, kraftübend, Sein Werk liebend und Gunst gewährend..” (Deshalb antwortete Gott Mosche:) “Ich bin Exestierende, der sein wird (d.h. Ich werde so sein, was Ich zu jener Zeit sein werde)” – “nach meinen Taten werde Ich genannt”.

Aus diesem Midrasch folgt, dass der Allmächtige keinen “Eigennamen” hat, alle Seine Namen beschreiben nicht Ihn, sondern Seine Taten, die uns offenbart werden.

Warum hat der Allmächtige im Judentum keinen “eigenen” Namen?

Weil ein Name eine Definition ist, ein Ausdruck des Wesens (siehe “Warum gab Gott Tieren keine Namen?”), und das Wesen von Gott können wir nicht verstehen, geschweige denn definieren. Der Prophet Eliyahu sagte im Gebet (Tikunei Zohar 17:1): “Herr der Welten… Du bist der Höchste über alles Höchsten, der Unbegreifliche von allem Unbegreiflichen, der Gedanke ist unfähig, Dich zu begreifen.” Daher sagte der Allmächtige, dass Er gemäß seinen Taten berufen wird, d.h. alle seine Namen spiegeln nur wider, wie Er sich uns gegenüber offenbart.

Ein Name des Allmächtigen erhielt dennoch in den heiligen Büchern den Namen Schem haEtzem – “Eigener” Name, trotz der Tatsache, dass, natürlich, auch dieser Name nicht über das Wesen von G-tt spricht (schließlich es, wie oben erwähnt, nicht bestimmt werden kann). Dies ist der aus vier Buchstaben bestehende Name Yud-Kay-Wav-Kay.

Gaon von Vilna sagt: Dieser Name weist darauf hin, dass der Allmächtige für immer existiert und sich nicht ändert (2). Es zeigt den grundlegenden Unterschied zwischen Ihm und allem Geschaffenen: Alle Schöpfungen existieren nur, weil dies sein Wille war, aber Er selbst hängt von niemandem ab und existiert für immer. Vielleicht wird dieser Name deshalb als Sein “eigener” Name genannt.

Aus Respekt vor diesem Namen sprechen wir ihn nicht so aus, wie er geschrieben wird – Yud-Key-Wav-Key; wir sprechen ihn als Ado-nai (Gott) aus. Dass wir dies tun sollten, lernen wir aus der Fortsetzung der Antwort des Höchsten an Mosche (Schmot 3:15): “Es sprach aber ferner Gott zu Mosche: So sprich zu den Söhnen Jisraels: Gott, der Gott eurer Väter, der Gott Awrahams, der Gott Jizchaks und der Gott Jaakows hat mich an euch gesandt; dies ist Mein Name für die ferne Zukunft und dies Mein Gedächtnis für jegliches Geschlecht.” Dieser Vers trennt den Namen des Allerhöchsten von der Erinnerung (Erwähnung) an Ihn, d.h. von der Art und Weise, wie wir diesen Namen lesen (erwähnen). Der Talmud (Psachim 50a) interpretiert diesen Vers wie folgt: “Der Allerhöchste sagte: Nicht so, wie Mein Name geschrieben steht, wird er gelesen. Es wird als Yud-Kay-Wav-Kay geschrieben, aber es wird als Ado-nai gelesen”. Gaon von Vilna erklärt es in seinem Kommentar zum Buch Esther (1, 4) so: “Weil der Name Yud-Kay-Waw-Kay auf das Wesen des Allmächtigen hinweist, sei Er gesegnet, und der Name Ado-nai weist auf Sein Königreich hin, (darauf,) dass Er der König über die ganze Welt ist. Deshalb wird Yud-Kay-Wav-Kay als Ado-nai gelesen, der Name, der vom Königreich spricht – da es nicht üblich ist, den König bei seinem Namen zu nennen, aber es ist üblich, ihm beim Namen seines Königreiches zu nennen.”

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(1) Die Aussprache und Schreibweise der Namen des Allerhöchsten wird geändert, wenn sie nicht im Gebet oder in heiligen Texten erwähnt werden, nach dem Gebot: “Sprich den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht umsonst”… (Schmot 20, 7).

(2) Der Name Yud-Kay-Wav-Kay ähnelt dem Wort und “ihye” – “wird” (yud-hey-yud-hey), nur der zweite Buchstabe “hey” ändert sich zu “waw”, wie es bei der Bildung von Verbalsubstantiven der Fall ist.

Originaltext auf Russisch finden Sie hier