Kabbala ist eine sehr verbreitete Bezeichnung im Volksmund und es gibt sogar einige Prominente, welche angeblich “Kabbala” studiert haben. Generell meinen Menschen, dass Kabbala für Mystik und übernatürliche Kräfte steht und manchmal wird Kabbala sogar mit dunklen Mächten und “der Unterwelt” in Verbindung gebracht.
Ich weiß nicht genau, wer sich so stark für die PR der Kabbala eingesetzt hat und warum sie so berühmt ist. Wahrscheinlich ist es der menschlichen Neugier und dem Interesse am Unbekannten und Geheimnisvollen zu verdanken, dass Kabbala dermaßen an Berühmtheit gewann. Im Judentum wurde Kabbala stets geheimgehalten und nur von Meister zu Schüler überliefert. Auch die relativ kleine (im Verhältnis zum Rest der Tora) Anzahl von Werken, welche zu diesem Thema verfasst wurden, sind sehr kurz gefasst und für Laien nicht zu verstehen. Den Grund für dieses Verhältnis zur Kabbala sollte im Laufe dieses Artikels verständlich werden.
(In diesem Artikel geht es mir nur darum zu erläutern, was Kabbala überhaupt ist und worum es dabei geht, aber es wird keine Kabbala gelernt! Ich betone dies im vorhinein, damit niemand später enttäuscht sein wird)
Was also ist Kabbala?
Die Lehre der Kabbala beschäftigt sich hauptsächlich mit dem spirituellen Teil der g´ttlichen Schöpfung und deren Verbindung zur Tora.
Um das zu verstehen, müssen wir uns zuerst bewusst werden, dass unsere materielle Welt, wie wir sie kennen, nur ein “Bruchteil des Eisbergs” im Vergleich zur gesamten Schöpfung ist: Unsere materielle Welt hat einen spirituellen Teil und es kommen noch zahlreiche weitere spirituellen Welten hinzu. Wie ein Mensch ohne Seele nichts weiter als ein Stück Fleisch ist, so ist es auch der Rest der Welt und jede Form von Materialität braucht einen spirituellen Partner, welcher die Materie mit Energie versorgt.
Der Ursprung und “Kernreaktor” dieser spirituellen Energie ist G´tt und er versorgt und unterhält konstant die ganze Schöpfung. Wenn G´tt auch nur für den Bruchteil einer Millisekunde die Welt nicht mit dieser Energie versorgen würde, dann würde die gesamte Schöpfung nicht zerstört werden oder zerfallen, sondern einfach verschwinden. G´tt erschuf “Alles auf dem Nichts” und ohne seinen ununterbrochenen Unterhalt würde Alles wieder zu Nichts werden.
Viele Zitate unserer Weisen im Talmud und in den Midraschim vermitteln uns diese Botschaft in Form von Gleichnissen und Beispielen, damit wir uns diese Konzepte bildlich vorstellen und besser verinnerlichen können.
“Jeder Grashalm hat einen Engel, welcher darauf schlägt und zum Wachsen auffordert”
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Der Engel steht für die rein-spirituelle Kraft, welche für das Leben und den Wachstum jedes Grashalms verantwortlich ist und für das recht einfache Verständnis der Natur zur Zeit des Talmuds symbolisiert ein Grashalm die Kulmination der Präzision des Einflusses der spirituellen Kraft sogar auf die kleinste Form eines lebenden Körpers, aber in unserem fortgeschrittenen Zeitalter verstehen wir, dass es viel kleinere Organismen gibt und jede Zelle ihren spirituellen Unterhalt braucht.
Bisher haben wir nur über den spirituellen Teil unserer materiellen Welt gesprochen, aber unsere Weisen lehren, dass es zahlreiche weitere spirituellen Welten gibt, welche (in spiritueller Hinsicht) über unserer Welt stehen (Traktat Chagiga 12b).
Auch diese spirituellen Welten sind von G´ttes Energie abhängig und verdanken ihre Existenz nur ihr. Diese Welten sind stufenartig (in spiritueller Hinsicht) gebaut d.h. sie unterscheiden sich im Level der Spiritualität voneinander und dementsprechend auch die Engel, welche sich auf der jeweiligen Welt bzw. Stufe befinden. Umso spiritueller die Welt ist, desto näher ist sie zu G´tt.
Unsere Weisen lehren, dass G´tt die gesamte Schöpfung mit Hilfe der Tora erschuf. Natürlich ist damit nicht gemeint, dass G´tt eine Tora-Rolle aus Pergament bei sich hatte und mit deren Hilfe die Schöpfung erschuf, sondern damit sind die verborgenen Dinge in der Tora gemeint, welche in ihr codiert sind.
Die Kabbala beschäftigt sich mit diesen versteckten “Codes” in der Tora und erklärt wie die spirituellen Welten funktionieren. Kurz gefasst: Die Kabbala verschafft einen Einblick in den “Maschinenraum” der Schöpfung und der Art und Weise, wie G´tt die Welt erschaffen hat und sie unterhält. Es werden die verschiedenen Arten von Engeln beschrieben und ihre Funktionen und Aufgaben werden erläutert.
Das Hauptwerk der Kabbala ist der Zohar (zu Deutsch der “Schein”), welcher nach den meisten Meinungen von Rabbi Schimon Bar Yochai, während seinem 12-jährigen Aufenthalt in der Höhle zusammen mit seinem Sohn Rabbi Eliezer verfasst wurde. Es gibt eine Kommentare zum Zohar und der wahrscheinlich berühmteste Meister der Kabbala war der Arizal (Rabbi Yizchak Luria, 1534-1572), dessen Lehre von seinem Schüler Rabbi Chaim Vital (1543-1620) niedergeschrieben wurde und überliefert wurde.
Jetzt kommen wir zum Grund, warum Kabbala im Judentum stets geheimgehalten wurde und nur von Meister zu Schüler, ausschließlich nach gründlicher Vorbereitung überliefert wurde. Wie schon erwähnt, beschäftigt sich die Kabbala mit spirituellen und abstrakten Dingen und aus diesem Grund kann nur ein Mensch, welcher einen spirituell reinen Körper und Geist hat, diese Dinge verstehen und nachvollziehen.
Falls nicht, dann wird der Mensch, welcher versucht Kabbala zu verstehen, im besten Fall überhaupt nichts verstehen und im schlimmeren Fall einwenig verwirrt sein. Im schlimmsten Fall kann man von diesen erhobenen Botschaften den Verstand verlieren. Im Talmud wird über einige jüdischen Gelehrten berichtet, welche ohne genügende Vorbereitung versuchten Dinge zu verstehen, welche sie nicht erfassen konnten und teilweise den Verstand verloren und manche sogar starben.
In diesem Sinne, weiß ich nicht genau, womit sich all diese Menschen, welche angeblich Kabbala studieren und lehren, beschäftigen, aber ich bin davon überzeugt, dass sie sicherlich keine Kabbala lernen!