Was wird von uns erwartet? – Parascha Wezot HaBracha

Was wird von uns erwartet? – Parascha Wezot HaBracha

Im letzten Wochenabschnitt der Tora Wezot HaBracha scheidet Mosche Rabbenu (unser Lehrer), der treue Hirte des jüdischen Volkes, im Alter von 120 aus dieser Welt. 30 Tage lang beweinte das jüdische Volk ihren großen Lehrer und langjährigen Fürsprecher. Trotz der vielen Aufstände gegen ihn und seine Position, setzte er sich stets für das Wohl des jüdischen Volkes ein und war sogar bereit, sein Leben für sie zu opfern.

Die Tora (Dewarim Kap. 34, Vers 10) bezeugt, dass es nach Mosches Tod keinen Propheten geben wird, welcher ebenfalls in der Lage sein wird, von Angesicht zu Angesicht mit G´tt zu kommunizieren (natürlich hat G´tt kein Angesicht und “von Angesicht zu Angesicht” ist ein metaphorischer Ausdruck dafür, dass Mosche im Gegensatz zu den späteren Propheten stets in der Lage war, ein Gespräch mit G´tt zu beginnen und keine Vorbereitung dafür benötigte).

Der Rambam (Hilchot Tschuva 5:2) schreibt, dass jeder Mensch die Freiheit der Wahl hat und ein Zaddik (Gerechter) wie Mosche Rabbenu werden kann. 

Es stellt sich die offensichtlich Frage: Mosche hat das höchstmögliche Niveau erreicht. Er war in der Lage 40 Tage und Nächte mit G´tt auf dem Berg Sinai zu verbringen, ohne Nahrung und Schlaf zu benötigen. Der Kuzari (siehe Noach Kuzari – Vorwort) bezeichnet Mosche als “den Auserwählten des menschlichen Geschlechts” und es handelte sich offensichtlich um einen besonderen Menschen. Nach diesem kurzen Einblick in diese außergewöhnliche Persönlichkeit verstärkt sich die Frage, was meint der Rambam damit, dass jeder die Möglichkeit hat, so ein Gerechter wie Mosche zu werden?

Rabbi Elchanan Wassermann (1874-1941, eine der größten Tora-Persönlichkeit des 19.Jahrhunderts) erklärt, dass natürlich sind wir nicht in der Lage, das hohe Niveau von Mosche Rabbenu zu erreichen, aber niemand erwartet das von uns. 

Was der Rambam meint, ist, dass jeder Mensch die Möglichkeit hat, das zu schaffen und das zu erreichen, was von ihm erwartet wird. So wie sich Mosche Rabbenu zu Beginn auf einem bestimmten Level befand (viel höher als das unsere) und es schließlich schaffte, sein Potenzial zu erreichen, so wird auch von uns erwartet, dass wir von unserem Startpunkt anfangen und unser Potenzial erreichen.