Wie funktioniert der Yezer Hara (böse Trieb)? – Parascha Behaalotcha

Wie funktioniert der Yezer Hara (böse Trieb)? – Parascha Behaalotcha

In unserem Wochenabschnitt Behaalotcha fordert das jüdische Volk Fleisch und sehnt sich zurück nach Ägypten. Dieses Benehmen erzürnt G´tt sehr und er verspricht, dem Volk so lange Fleisch zu geben, bis es wörtlich “aus ihren Nasen quellen wird”. 

Doch dann folgt eine Frage von Mosche, welche zum Fragesteller nicht zu passen scheint: Mosche wundert sich, wie G´tt es schaffen wird, das ganze jüdische Volk 30 Tage lang mit Fleisch zu versorgen, wenn nur die erwachsenen Männer 600.000 Menschen zählen und auch wenn man das ganze Vieh schächten würde, es nicht genug wäre?

Darauf antwortet ihm G´tt: “Wird G´ttes Hand denn nicht ausreichen?”

Mosche, durch dessen Hand G´tt die 10 Plagen über Ägypten brachte und das Schilfmeer teilte, bezweifelt die unbegrenzte Kraft G´ttes?!

Wenn G´tt das jüdische Volk während 40 Jahren mit Manna, welches täglich vom Himmel  regnete, versorgen und eine Wasserquelle in der Wüste sprießen lassen konnte, dann warum auch nicht Fleisch? 

Es ist offensichtlich, dass mit dieser Frage etwas vollkommen anderes gemeint war und der Sforno (1475-1550, italienischer Kommentator der Tora) offenbart uns, die wahre Bedeutung der Frage:

Mosche wunderte sich, was G´tt damit erreichen würde, dem Volk Fleisch zu geben, denn es ging ihnen nicht um das Fleisch selbst, sondern um das Verlangen nach Vergnügen und ein Mensch, welcher im Sumpf von “Te´awa” (Sucht nach Genuß) steckt, dessen Verlangen kann nicht gestillt werden. G´tt nimmt dem Menschen auch nicht die Freiheit der Wahl, wie es steht (Brachot 33b): “Alles ist in G´tt Händen, außer die freie Wahl des Menschen” (Natürlich hat G´tt die Möglichkeit dazu, aber er greift nicht ein, um die Freiheit der Wahl des Menschen nicht einzuschränken), sodass Mosche nicht verstand, wie das Problem damit gelöst wäre.

Darauf antworte ihm G`tt, dass er nicht vorhabe, ihnen die Freiheit der Wahl zu nehmen und das Volk von allein das Verlangen nach Fleisch verlieren würde, nachdem sie es einen ganzen Monat essen werden, denn so funktioniert “Te´awa” (Sucht nach Genuß). 

Der Yezer HaRa (der böse Trieb) projektiert Bilder in die Vorstellung des Menschen und überzeugt ihn davon, dass ein bestimmtes Essen oder eine bestimmte Tätigkeit das beste auf der ganzen Welt sei und der Mensch unendlich lang und viel Genuss davon haben wird. 

Doch sobald der Mensch nachgibt, verschwinden die Illusionen und der Mensch muss enttäuscht zugeben, dass  es nichts besonderes war und er den Genuss überschätzt hatte. 

G´tt kennt die Natur des Menschen und wusste genau, dass sobald das jüdische Volk das erwünschte Fleisch bekommen würde, ihr Verlangen sofort verschwinden und sie ihren Wunsch bereuen würden.

Die Weisheit liegt darin, im vorhinein zu verstehen, dass all die Vorstellungen nur Illusionen sind und der Realität nicht entsprechen. Wenn der Mensch das versteht, dann wird es ihm viel leichter fallen, den Yezer HaRa zu bekämpfen und sich nicht verführen zu lassen.